Zeitumstellung

Gedicht zum Thema Begegnung

von  Isaban

Du bist spät dran.
Ich konnte nicht mehr warten.
In meinem späten Sommergarten
sind alle Sträucher braun,
die Pusteblumen sind verweht;
kein Flieger mochte warten.

Wo warst du bloß,
als es noch Frühling war,
als alles noch in Blüte stand,
der Sternenhimmel nachts so klar
und ich noch frei war, Herz und Hand?
Kein Mensch kann ewig warten.

Du kommst zu spät;
ich wollte nicht mehr warten,
ich war es müde, auszuschaun:
In meinem Garten wuchsen mal
so viele Rosenarten.
Jetzt welken selbst die Disteln hier.

Es fühlt sich nichts mehr richtig an,
am wenigsten: das Warten.

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Kommentare zu diesem Text

Caterina (46)
(08.09.08)
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 Reliwette (08.09.08)
Wahrscheinlich warten die Menschen immerzu:
auf das große Glück, die erfüllte Liebe. Und sie hoffen, legen fast alles in die Hoffnungsinstanz. Noch bevor sie sich dreimal umdrehen, sind dreißig , vierzig Jahre weg. Man kramt in den Taschen: wo sind meine Jahre geblieben? Sekunden zu Minuten, Minuten zu Stunden, Tagen, Wochen, Monaten, Jahren - zu ganzen Epochen. Protagonisten kommen und gehen, Wichtigkeiten werden erfunden, aufgebläht und wieder eingestampft. Der Sternenhimmel bleibt - und das ist gut so!
Grüße in Dein Haus vom Meermann!

 AZU20 (08.09.08)
Das Gedicht schildert sehr eindringlich, wozu vergebliches Warten am Ende führt. Ich weiß nicht, ob die beiden letzten zeilen sein müssen. LG

 Emotionalis meinte dazu am 08.09.08:
..schließ ich mich an, aber ein sehr schönes Gedicht!!
LG Emotionalis

 styraxx (08.09.08)
Die Endreime der letzten zwei Verse, nehmen diejenigen der ersten zwei Verse wieder auf, insofern rahmen sie das Gedicht ein. Inhaltlich relativieren sie die Aussage etwas als wolle LI sagen, dass sich das Warten nicht gelohnt hat und doch die ganze Zeit hoffte. Es wahr wohl letztlich die Hoffnung, die das LI ausharren ließ. Ein wehmütiges Gedicht, aber stimmungsvoll mit dem Wechsel der Jahreszeit in Klang gebracht. Meine Empfehlung.

Liebe Grüsse c.
(Kommentar korrigiert am 08.09.2008)
astromant (62)
(08.09.08)
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chichi† (80)
(08.09.08)
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 ManMan (08.09.08)
Ich kann den anderen nur zustimmen: ein sehr gutes Gedicht. Aus dem Warten wird ein Wachsen: "Doch ich entwuchs dem Warten". Das ist wirklich ein phantastischer Vers!
Caty (71)
(08.09.08)
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 Didi.Costaire (08.09.08)
Liebe Sabine,

was für eine Überraschung: DU dichtest villanellig!

Natürlich mit Variationen: die Wiederholungen treten unregelmäßig auf, die Verse sind kürzer, ihre Länge variiert ständig und auch der stetige Wechsel der Zeit sorgt für eine andere Dynamik und unterstützt so das Unruhe-Gefühl des ständigen Wartenmüssens.

Gut gelungen!

Liebe Grüße
Dirk
shooter (63)
(24.10.08)
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 Erebus (06.04.16)
Liebe Isa,


es ist wunderbar!
Dafür liebe ich Dich


Liebe Grüße, Uli
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