[another one]

Text zum Thema Außenseiter

von  nachtfalke

Die Person steht in der Mitte, umkreist von Menschen. Im Arm einen Teddybär, der eine rote Schleife trägt.

Gegenüber steht ein Mädchen mit stechenden Augen, das beide offen mustert. In ihrem Blick scheint ein tief verborgener Hass zu flackern. Leicht versetzt hinter ihr, nur eine Handspanne von ihr entfernt, ein Mann mit grimmigem Ausdruck. Ihr Vater. Seit seine Frau gestorben ist und er die Last des Erziehens allein trägt, trinkt er ständig und schimpft auf Ausländer. Auch jetzt weht sein Alkoholduft durch den ganzen Raum. Er erreicht die feine Nase der Managerin. Soeben hat sie mit ihren Beobachtungen aller im Raum befindlichen Personen abgeschlossen und konzentriert sich wieder auf ihr eigentliches Ziel.
Ein junger Mann Mitte 30 mustert diese kühle Person und ist gleichzeitig leicht angewidert von dem Arm seiner Freundin, der vertrauensvoll um seine Hüfte gelegt ist. Seit letztem Monat weiß er, dass sie ihn betrügt. Mit einem Ausländer. Er spürt wie seine Wut in ihm anschwillt.
Davon bekommt seine Freundin mal wieder nichts mit. Sie hat einfach das Leben satt mit all seinen Lügnern und Betrügereien. Würde sie jemanden mit sich reißen? Oder würde sie jemand anderen für die Leiden des Lebens bestrafen; wie etwa die Rentnerin der Gruppe?
Die ist verbittert durch ihre Erfahrungen und lässt es die jüngeren Generationen spüren. Stets ist sie empört, dass niemand sich für die Vergangenheit interessiert und nachempfinden kann, wie es ihr geht. Sie versteht, dass keiner mitbekommt, was in ihrem Inneren passiert und fühlt sich hilflos. Am liebsten will sie ihre Gefühle nach außen tragen, um sie anderen begreiflich zu machen, doch sie kennt dafür nicht viele Wege.
Einer davon ist auch dem schüchternen Mann der Runde bekannt. Zum unzähligsten Male sieht er den schönen Körper seiner Frau. Wie sie aus dem Wasser tritt mit blutunterlaufenen Augen und auf ihn zusteuert mit stumpfem Blick. Aber er drückte sei einfach wieder unter Wasser. Er hatte es einmal getan, er konnte es wieder tun.
Es scheint als würden die Gedanken zu einem Summen der Unzufriedenheit und Aggressivität anschwellen.
Dies scheint der junge Rapper nicht mitzubekommen. Möglicherweise konzentriert er sich eher auf die Musik, die in seinen Kopf durch die Ohrstöpsel dröhnt. Seine Augen hat er halb geschlossen, sein Körper bewegt sich leicht im Rhythmus der harten Musik.
Doch mit einem Male ruckt sein Kopf hoch und lässt durch die Schlitze seiner Augen seinen scharfen Blick erkennen.
In dieser Bewegung ertönt ein lauter Knall und die Person im Kreis fällt zu Boden.
Stille, die nur durch das Geräusch des sich windenden Körpers gestört wird, herrscht im Raum. Es dauert Augenblicke bis sich der Kreise scheinbar gleichzeitig wie eine Masse in Bewegung setzt. Langsam und ruhig gehen sie aus dem Raum, ohne sich umzublicken. Genugtuung liegt in der Luft.
Neben dem leblosen Körper kommt die rote Schleife zu liegen, den Teddybären hält das Mädchen beim Rausgehen an seine Brust gedrückt.

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Kommentare zu diesem Text

The_black_Death (31)
(15.10.08)
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 nachtfalke meinte dazu am 23.10.08:
danke sehr. das war einfach ein kleines gedankenspiel von mir über vorurteile und intoleranz. es kann jeder sein...
gruß zurück
Skandia (43)
(08.12.09)
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