Antwort zu finden

Gedicht zum Thema Trauer/Traurigkeit

von  Erebus

Illustration zum Text
Judenfriedhof bei Rödelsee
(von Erebus)
Die Antwort zu finden
dem steinernen Schweigen,
wo Gräser sich neigen,
dem Ort in den Winden,
dort wuchern die Weiden
und wachsen die Weine,
doch Menschen sind keine,
die Reiser zu schneiden:

zu schneiden, zu binden,
zu kränzen, zu einen;
dem leiseren Weinen
das Wort zu erfinden,
dem Ort in den Winden,
wo Steine zerbrechen,
wo Stummheiten sprechen,
zur Antwort den Blinden.


.


Anmerkung von Erebus:

 der Judenfriedhof in Rödelsee

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Kommentare zu diesem Text


 Isaban (27.10.08)
Das Bild, auf dem nur ein Grabstein einen Namen zu zeigen scheint, so dass man unwillkürlich versucht ist, näher zu treten und mehr zu erlesen ist die perfekte Ergänzung zum Text.

Reimschema: abbacddc -aeeaaffa
Umarmende Reime, bei denen der C-Reim trotz seiner Entsprechung V 5/8 beinahe wie eine Ungereimtheit wirkt, wie eine Unstimmigkeit, wie das, was beide Seiten nicht zueinander finden lässt.

Hilflosigkeit, Sprachlosigkeit, Verlassenheit vielleicht Unvereinbarkeit auf zwei Strophen, auf zwei Seiten aufgeteilt.
Auf der einen die, die so vergessen und verlassen ruhen, auf der anderen die, die es nicht ertragen, hinzuschauen, drüber zu reden, sich zu erinnern.

Eine schwere, irgendwie dennoch tröstlich wiegende, beruhigende Melodie liegt den Versen inne, so als wäre da wer, der in den Schlaf wiegt, jemand von außen, der da gar nicht hingehört, der ein weinendes Kind beruhigt und am Bett sitzen bleibt, bis es endlich doch ganz eingeschlafen, bis das letzte Schluchzen verebbt ist. Das Kind - die Erinnerung, das schlechte Gewissen, die uneingestandene Schuld, der Tröster die Zeit, die selbst Grabsteine glatt streicht?

Gekonnt und spürbar.

Liebe Grüße,
Sabine

 Erebus meinte dazu am 29.10.08:
Liebe Sabine,

ich bin derart träge! Irgendwie habe ich deinen schönen und sehr stimmigen Kommentar aus den Augen verloren, mir geht zuviel im Kopf herum.
Jedenfalls habe ich noch hier und da geändert, nachdem du bereits kommentiert hattest.

Ursprünglich bestand der Text aus zwölfsilbigen Versen, dann habe ich ihn zusammengeschnitten auf zweihebige Jamben, und zuletzt wieder etwas weiter gefasst. Aber so richtig fertig habe ich ihn noch nicht.
Auch mit den Strophen habe ich gespielt, erst vier, dann nur noch der von dir auch treffend beschriebene eine Bruch am Doppelpunkt. Wie ein kleines Tor, dachte ich mir.
Die Betäubung war gewaltig angesichts von 2500 Grabsteinen, die ummauert am Rande der Weinfelder des Schwanberges stehen und nach Osten blicken, dazwischen nur Gras, Gras und Steine aus fast sechs Jahrhunderten. Alles irgendwie unbenennbar, ein Schmerz, ja, unverstehbar. Und Weiden, die schon lange niemand mehr schneidet, auch Hagebutten.

Für deine Zustimmung und deine tiefgehenden Gedanken bedanke ich mich sehr!

Liebe Grüße,
Uli
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