Mit drei Kinder in den Urlaub ...

Kurzgeschichte zum Thema Humor

von  tastifix

Moni und Manfred überlegten.
Moni:
„Dieses Jahr sind sie alt genug. Ich will endlich wieder Urlaub machen!“
Manfred:
„Das meinste doch wohl nicht im Ernst?“
Moni:
„Und ob! Was Andere können, schaffen wir auch!“
Manfred:
„Dir ist klar, dass wir dann kaum eine Minute Ruhe für uns haben werden?“
Moni:
„Wieso denn das? Schließlich gibt es Hotels, die Babysitter stellen!“
Manfred:
“Hm hm!”

So ganz hatte sie ihn noch nicht überzeugt, aber …
´Gut Ding will Weile haben!`, sagte sie sich. „Und wir könnten unbesorgt schick ausgehen und uns die Nacht um die Ohren schlagen!“
Dieses Argument gab den Ausschlag, Manfred hing fest an der Urlaubs-Angel und die Beiden dann in den nachfolgenden Tagen mit den Köpfen über den verschiedenen Reisekatalogen.
„Nee, die Bungalows gefallen mir nicht!“
„Zu weit bis zum Strand!“
„Kein Babybecken!“
„Dort ist abends garantiert ´tote Hose`!“
„Zu teuer!“

Sie entschieden sich für eine Hotelanlage bei Narbonne Plage in Südfrankreich. Schöne Ferienhäuser, Babybecken vorhanden, fünf Minuten Fußweg bis zum Strand und Trubel bis zum Abwinken. Vor allem aber erwies sich dieses Urlaubsdomizil als ausgesprochen charmant zu ihrem Geldbeutel.

Selbstverständlich würde die lange Anreise mit den drei Kindern hinten im Wagen kein Zuckerschlecken werden. Dann hieß es eben, gute Nerven zu beweisen. Sven war gerade zwölf, Maren sechs und Arne erst drei Jahre alt.
„Sven und Maren lesen bestimmt und Arne hört sich garantiert Benjamin Blümchen Kassetten an. Also, wo ist das Problem?“, sagte sich Moni.

Das Hotel war fix gebucht und es ging ans Kofferpacken.
„Sven, Maren, legt schon mal alles rein, was ihr mitnehmen wollt!“
´Hoffentlich packen sie nicht ihr ganzes Zimmer ein!`
Prompt kam Arne angerannt:
„Plum muss mit!“
Plum bestand nur noch aus Löchern. Arnes Zuneigung hatte dem armen Teddy im Laufe der Jahre arg zugesetzt, denn Arne liebte ihn sogar noch mehr als das geliebte Schokoladeneis, dass er regelmäßig aus dem Tiefkühlfach mopste.  Der Bär kannte nämlich seine sämtlichen Geheimnisse  und hatte noch nie eines verraten.
„Selbstverständlich kommt er mit!“, versicherte Moni ihrem Sohn.

Arne grübelte kurz und zog eine Schnute:
„Plum hat g...ar keine B...Badehose!“
Schon flossen die Tränen.
„Arne“, tröstete Moni, „die Bären im Zoo planschen doch auch ohne!“
„Plum lebt aber nicht im Zoo!!“
Brüll!!

Moni seufzte.
´Fängt ja gut an!`
„Pass auf: Morgen früh gehen wir beide ins Spielzeuggeschäft und kaufen ihm eine.“
Arne vergaß vor Begeisterung völlig, dass er eigentlich zwecks Mama beeindrucken noch ein wenig länger hatte heulen wollen:
„Au ja! Eine blaue!!“
Und zockelte ab in sein Zimmer, um sofort Plum zu informieren.

Aufatmend widmete sich Moni dem Kleidungs-Kosmetika-Sammelsorium auf ihrem Bett, wählte aus, verfrachtete in den Koffer, überlegte es sich anders, räumte wieder aus und dies mehrmals.
„Ich bin es leid! Was jetzt drin ist, bleibt drin!“
Prüfend setzte sie sich oben drauf.
„Glück gehabt. Der geht zu!“

Aus den verschiedenen Kinderzimmern drang so gar kein Geräusch zu ihr durch.
„Verdächtig!“
Als sie Svens Zimmertüre öffnete, blickte sie auf ein irres Chaos. Kleidung und Schuhe auf und unter dem Bett, dazwischen Spiele, Stofftiere und selbstverständlich sein Fußball.
„Soll der etwa auch mit?“
„Klaro!“
„Der nimmt viel Platz weg im Koffer!“
„Der kommt mit und meine Fußballschuhe auch!“
„Und was sonst noch?“
„Zwei Unterhosen, zwei Shirts und meine Lieblingsjeans.“
„Wie - und in der willst du dann drei Wochen lang rum rennen?“
„Ja. Sind doch im Urlaub!“

Moni grauste es.
„Und was ist mit Zahnpasta, Seife und Kamm?“
„Nee, kämmen ist out!“
„Aber klar doch wirst du das machen!“
Danach herrschte eine ungute Stimmung im Raum. Sven hatte sich beleidigt weg gedreht und würdigte seine Mutter keines Blickes mehr.
´Doofe Erwachsene!`

Moni schien der einzige Lichtblick in diesem hektischen Durcheinander ein Besuch bei Maren zu sein. Mit ihrer kleinen Tochter würde sie vernünftig reden können. Frauen untereinander ...
Maren war sehr ordentlich, hatte all ihre Stofftiere und Barbiepuppen in Reih und Glied vor dem Koffer aufgebaut und führte gerade ein aufschlussreiches Gespräch mit Barbie-Freund Ken.
„Duhuuh, vielleicht musst du hier bleiben. Denn Barbie soll mit und die braucht ganz viel Kleidung und ihr Bett und ne Kutsche und ...“
Ken starrte wohl seine Puppenmutti entsetzt an:
´Meine Freundin soll mit und ich etwa nicht??`
Mitleidig verriet ihm Maren:
„Du, ich nimm dich doch mit. Dann muss eben das Pferd zu Hause bleiben!“
Sie griff sich ihren Stoffseehund Plantschi, den Pandabären Brumm und die Katze Muschi und legte sie nebeneinander in den Koffer.
„Nicht traurig sein: Morgen dürft ihr wieder raus!“
Auch ein Buch sollte mit. Das würde sie den anderen Kindern dort stolz zeigen. Denn wer bereits lesen konnte, war ja fast schon erwachsen.

„Maren, welche Kleider willst du denn mitnehmen?“
Moni fragte es ziemlich zögernd, denn sie befürchtete Schlimmes. Und richtig: Marens Kinderhand zeigte auf den prall gefüllten Schrank:
„Alle!“
„Kleines, die passen doch gar nicht alle in den Koffer. Und da müssen noch die Zahnpasta, die Seife, die Bürste und deine Haarspangen hinein.“
„Ich will abaa!“
Maren stampfte auf. Nie im Leben würde sie auf eines ihrer tollen Kleider verzichten.
„Wenn ich die nicht mit nehmen darf, fahr ich nicht mit!“

„Maren, wir suchen jetzt die schönsten heraus, einverstanden?“, lenkte Moni ein.
Ihre Tochter schien unentschlossen zu sein, ob sie sich denn wirklich darauf einlassen sollte. Andererseits, wenn sie so auf ihr Rüschenkleid guckte ...
„Mama, das zieh ich an. Dann seh` ich wie Barbies Schwester aus.“
Moni lachte. Letztendlich wanderten dann fünf niedliche Mädchenkleider, alle mit Schleifen und Rüschen, in den Koffer und Maren bestand zusätzlich noch auf ein paar Bügel.

Manfred hatte von all dem nichts mit bekommen, denn er hatte vorsichtshalber nochmals den Wagen in der Werkstatt durchchecken lassen.
„Alles bestens! Erholen Sie sich gut!“
´Erholen!??“, dachte Manfred.
Am liebsten hätte er das Ganze wieder abgeblasen.
´Kann ich aber jetzt Moni nicht antun und das Geschrei der Minis deswegen uns Beiden auch nicht!`

Am nächsten Tag wollten sie starten. Morgens schleppte Manfred das gesamte Gepäck zum Auto. Damit war er gut und gerne mehr als eine halbe Stunde beschäftigt. Zwei große Koffer, drei Kinderkoffer, mehrere Tragetaschen mit Verpflegung für unterwegs und zwei Taschen mit den Schwimmutensilien. Die Kinder hatten darauf bestanden, ihre aufblasbare Seekuh-Luftmatratze, ein Riesenvieh, mitzunehmen. Gegenargumente wie ´Reichen denn nicht die Schwimmflügel` waren mit Gebrüll abgelehnt worden.

Zwar besaß der Wagen einen großen Kofferraum, aber dennoch brauchte es mehrere Anläufe, bis mit Mühe und Not alles verstaut war. Die Taschen mit dem Proviant packte Manfred vorsorglich direkt hinter die Rücksitze.
´Damit sie bloß jederzeit dran können ...`
Als alles verstaut war, platzte der Kofferraum fast aus den Nähten.
„Puh, geschafft!“

Inzwischen hatte Moni in weiser Voraussicht den lieben Nachwuchs ein letztes Mal vor der Abfahrt zum Klo geschickt.
„Mama, ich muss aber nicht!!“
„Ich war doch gerade!“
„Wieso denn jetzt? Die Rastplätze an den Autobahnen haben auch welche!“, trotzte Sven.
„Wir wollen zügig durchfahren, denn wir brauchen ohnehin garantiert zwei Tage, bis wir dort sind.“

„Überlegt besser noch schnell, ob wir auch nichts Wichtiges vergessen haben?“
Prompt kam von Sven:
„Mama, meinen Fernseher!“
„Und mein Märchenbuch, das große!“, eröffnete Maren.
„Das rote Feuerwehrauto!“, meldete sich Arne.
„Nein, Kinder, dann habt ihr keinen Platz mehr zum Sitzen. - Arnes Jacke ist ja im Koffer, aber ...  Sven, Maren, habt ihr denn eure Anoraks eingepackt?“
„Warum? Es ist doch Sommer!“
„Nee, dann hätte Muschi nicht mehr in den Koffer rein gepasst und die muss mit!“
Ohne ihre Stoffkatze wäre Maren nirgends hin gefahren.

Kurz darauf fuhren sie los, zwei Stunden später als eigentlich geplant. Auf der Autobahn herrschte reger Betrieb. Es war Urlaubszeit.
„Solange wir nicht im Stau stehen, ist alles okay.“
Sven und Maren hatten sich in ihre Bücher vertieft und Klein-Arne hörte Benjamin Blümchen.
„Papa, der Benjamin ist soo lieb. Ich möchte auch einen Elefanten haben.“
„Und wo soll der dann schlafen?“
„Bei mir im Bett!“ - ´Wie kann Papa bloß so dumm fragen?`
Arne war enttäuscht.

„Mama, die Kassette ist zu laut.“
“Ich will die aber hören!“, protestierte Arne.
„Hach, der blöde Benjamin. Ist doch bloß was für Babys!“, hänselte Sven seinen Bruder.
„Der is gar nich blöd. Selber blöd!“
Auf seinen Benjamin ließ Arne nichts kommen. Keiner der Beiden gab nach und schließlich war hinten im Auto die Hölle los. Sven meckerte, Arne trat seinem Bruder heftig gegen das Bein, Sven trat zurück und Maren schimpfte:
„Mamaa, die sollen aufhöören!“

Wenn kleine Mädchen wütend sind, dann spucken sie und Maren spuckte ihrem großen Bruder zielsicher ins Gesicht.
„Iih! Scheiß Schwester. Papa, die hat mich angespuckt!“
Angeekelt wischte er sich durchs Gesicht und dann die Hand an der sauberen Hose ab. Erbost riss er dann Maren an den Haaren.
„Mamaa!!“, kreischte sie los.

Moni schrie gegen den Radau an:
„Ihr hört jetzt sofort auf zu zanken. - Papa muss fahren!!“
Auch Manfred hatte die Nase voll:
„Wenn bei euch hinten nicht gleich Ruhe ist, fahren wir wieder nachhause!“
Auf einen Schlag herrschte Stille.
„N...Nich zurück f...fahren!“, schluchzte Arne.
„Geht gar nicht, sind ja mitten auf der Autobahn!“
Sven hatte den Durchblick, war ja auch schon älter.
„Möchtet ihr etwas trinken oder essen?“, lenkte Moni ein. 
Gott sei Dank traf sie damit ins Schwarze, der Streit war vergessen und die drei Kinder mümmelten zufrieden Obst und Butterbrote. Manfred und Moni atmeten auf.

Eine ganze Zeitlang ging es friedlich zu, anscheinend zu lange. Der Verkehr verdichtete sich zusehends und schließlich konnte Manfred nur noch Schritt fahren. Dann plötzlich tat sich gar nichts mehr. Sie standen.
„Mist!“
Manfred und Moni dachten mit Schauern daran, was wohl die lieben Kleinen abziehen würden, wenn sie länger dort stehen müssten.
„Papa, warum fahren wir nicht weiter?“
„Vielleicht ist dort vorne ein Unfall passiert!“
„Mama, müssen wir lange hier bleiben?“
„Keine Ahnung!“
„Was ist, wenn wir nicht weg kommen?“
„Ich will aber nicht hier bleiben!!!“

„Wir können es doch auch nicht ändern!“, seufzte Moni und machte sich im Stillen schon auf das Schlimmste gefasst.
„Lass uns bloß die Nerven behalten!“, raunte sie Manfred zu.
Noch blieb der Nachwuchs friedlich, aber wie lange noch?
„Den Stau hätten sie in den Verkehrsnachrichten ansagen müssen. Der zieht sich garantiert über mehrere Kilometer hin!“, meinte Manfred.
„Hätte uns doch auch nichts gebracht. Ich hab in der letzten halben Stunde keine Ausfahrt gesehen.“

Es stand ihnen einiges bevor. Auch noch zwei Stunden später bewegten sie sich nicht von der Stelle. Mittlerweile waren Sven, Maren und Arne kaum mehr zu beruhigen. Der Stau ging ihnen gewaltig auf den Keks und sie langweilten sich.
„Ich will raus. Ich kann kaum noch sitzen!“
„Dürfen wir draußen ein wenig rum laufen?“
„Es ist ja nicht abzusehen, wann es weiter geht. Lass sie doch, dann sind sie wenigstens beschäftigt.“

Die Geschwister schauten sich also die Autos an und machten Pläne, welches von denen sie später mal haben wollen würden. Sven schwärmte für einen Rennwagen, Maren wünschte sich einen Jeep und Arne wollte einen Bagger haben, aber der müsste dann genauso aussehen wie der, vor dem er dort bewundernd stand.

Aber selbst die Autoschau vermochte sie nicht lange zu fesseln. Unzufrieden nörgelten sie herum:
„Wären wir doch zu Hause geblieben: Dort könnte ich jetzt Winnetou gucken!“
„Und ich ´Dornröschen` lesen!“
„Ich würde mit meinem Feuerwehrauto spielen!“
´Armes Feuerwehrauto. Das steht jetzt in meinem Zimmer, ganz allein ohne mich!`, dachte Arne.

„Papa, wie lange dauert das denn noch?“
„Mamaa, ich hab` keine Lust mehr!“
„Ich will nachhause!!“
„Hört mal: All die Anderen warten auch. Wir müssen eben Geduld haben.“
Doch dieser Zuspruch war vergebliche Liebesmüh. Nein, die Drei waren es leid wie dicke Tinte. Irgendwie mussten sie sich ja die Zeit vertreiben und was gab es Besseres als die Geschwister zu ärgern? Sven klaute Maren ihr Buch, die ihm seines und schon war die schönste Keilerei im Gange. Arne brüllte wie am Spieß, denn er konnte seinen Benjamin nicht mehr verstehen.
„Halt die Klappe!“
„Doofkopp, Doofkopp!“
„Olle Weiber!!“

Und dann beide zu Arne:
„Alte Heulsuse!“
Der zurück:
„Bin nich alt!“
Und heulte noch lauter.

Kurz darauf:
„Mamaa, ich muss mal!“, schniefte Arne.
„Dann mach` doch in die Hose oder siehste hier irgendwo ein Klo!“, stichelte Sven.
´Auch das noch. Ich hab` es ja geahnt! - Bleib` gelassen, bleib gelassen!`, suggerierte sich Moni.
Auch Manfred war kurz vorm Platzen.
„Mama, ich will aber nich in die Hose machen!“, schrie Arne los.
„Dann bleibt dir es ja wohl nichts anderes übrig, als mit ihm im Gebüsch zu verschwinden!“, folgerte Manfred in Monis Richtung.

Moni verdrehte die Augen.
„Wenn dieser Zirkus hier nicht bald vorüber ist, dann ... !“
„Komm, Arne, wir gehen mal eben ... „
„Nein, dann gucken alle!“
„Quatsch, wir suchen uns einen Busch weiter weg!“
Moni schleppte den immer noch schniefenden Arne an der Hand hinter sich her und hinein in das kleine angrenzende Wäldchen.
„Gut, dass ich wenigstens Toilettenpapier mit genommen habe!“

Sie suchten eine noch kurze Weile. Arne trabte derweil zunehmend stiller neben seiner Mutter her. Endlich fanden sie den passenden Busch. Dort würde sie keiner beobachten. Moni zog ihrem Sohn die Hose herunter.
„Sag` mal: Du bist ja ganz nass! Hast du etwa ... ?“
Feuerrot war Arnes Gesicht geworden und er nickte verschämt:
„Abaa nich Sven und Maren erzählen, Mama ... !“

Moni war sich sicher, dass sie diese Urlaubsfahrt nie vergessen würde.
´

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