Tod eines samtpfotigen Politikers

Text zum Thema Tod

von  Anifarap

Es war sicher. Der kleine hellgrüne Fleck, der überfließt in einen leichten Bronzeton. Er war verschwunden. Es lag nicht am Licht, es ward nicht verändert worden. Alles wirkte matt, gleichförmig, wie die Wolkendecke im November. Aus dieser Iris war etwas ausgezogen, das sagte nicht nur der Spiegel. Das sagten auch die Blicke der Fremden, die einen mitleidig öder tröstend anlächelten.
Die Haut spannte, wie Folie, die über eine Schüssel gezogen wird, in der es keinen Boden gibt. Die Finger strichen fremd darüber, fremd vor sich selbst. Die Bewegungen brüchig, unsicher. Zwei Schritte vorwärts, drei zurück. Den Kopf voller dumpfklingender Fragen, die keine Antwort verdienten.
Ein weißer Fleck flackerte über die Oberfläche des Augapfels, klammerte sich über das grau. Ein Blitzen im Inneren. Ein Atom voller Erinnerung, Besinnung.
Etwas fehlte. War aus den Räumen des eignen zu Hauses verschwunden. Ein Zauber, ein hintergründiger, stummer Zauber. Eine Farbe, die mitgegangen war in einem Herzen, ein Band...als hätte jemand einen Schleier fortgezogen, als er durch die Tür dieses Auges ging, einen Schleier, den ein Leben lang getragen, wie eine Haut sich angefühlt hat. Und war vorher alles ganz in seiner Unvollkommenheit, so ist nun alles unvollkommen in seiner Vollkommenheit.
Die Unruhe wirbelte in das monotone grau, während der weiße Fleck sich auflöste und ein Gedanke das Herz beschleunigte, das wohl nicht zur Ruhe kommen würde, weil ein nächster schon ihm folgte.
Als der Zug schon aus dem Bahnhof fuhr, fingen die Räume an zu welken, als wären die Blüten und ihre Früchte mit ihm fort.

Noch einige Wochen später, waren die Nächte fremd und der Körper zu klein. Morgens, ab und an, schien etwas aufs Bett zu hüpfen und um den Kopf zu streichen...warm, lebendig, tröstend. Doch sobald man aufschreckte, weil die Realität einen holte, erkannte man wie kalt es war und wie das Eis über die Scheiben wanderte und keine feuchte Nase, die einen anstubste. Keine heißblütige Rede von der Erhöhung der Nahrungsmenge oder Streichelzulage. Keine Diskussion über den Nutzen und Unnutzen von Wänden als Kratzbaum. Einfach nur Stille. Einfach nur weniger Leben.

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Kommentare zu diesem Text

managarm (57)
(08.12.08)
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