18. Das Ding aus der Kiste [18]

Schundroman zum Thema Kampf

von  DIE7

WRUMM! Fynn schrak aus tiefem Schlaf und sprang zum Fenster. Drei Männer in grober Arbeitskleidung machten sich im Schutze der Nacht an einer mannshohen Holzkiste zu schaffen, die abseits der Lichter zwischen den Hallen stand. Ein vierter sah zu und schien Anweisungen zu geben. Die drei, an ihren Bewegungen machte Fynn sie als Hafenarbeiter oder Seeleute aus, hatten mit Brecheisen eine Seite der Kiste gelöst und fuhren fluchend zurück.
„Grundgütiger - was ist das denn!?“ Die Brechstangen über die Köpfe erhoben, drangen sie auf die Kiste ein.
„Ist das ein Schrank – was haben Sie denn mit dem vor, Herr …“
“Keine Namen, Schmutzler!“
„Ach?“
Aus der Kiste dumpfes Poltern.
„Na, wen haben wird denn da?“ Die Männer lachten. „Gut, dass der angebunden ist, das Viech“, der im Norweger setzte einen Flachmann an, nahm einen Schluck und reichte ihn weiter, „der wäre was für unseren Zoo!“
„Schönes glattes Fellchen hat das Bärchen, was?“, meinte ein anderer, „ist das Rot? Lausiges Licht hier.“
Der dritte stocherte wieder mit dem Brecheisen in die Kiste: „Na, wen haben wir denn da?“
Sie schienen alle drei betrunken zu sein, grölten und fluchten, indessen sie auf eine gedrungene Gestalt eindrangen, die sich tiefer in eine Ecke der Kiste zurückzog.
„Er soll sprechen, lass ihn was sagen, Paul!“
Der so aufgestachelte schnauzte: „Sag’ ‚Ho! ho! ho!’, du Vieh, sag’s!“
Die zusammengekauerte Gestalt machte keine Anstalten, dem Befehl zu folgen. Der Mann stach umso heftiger mit dem Brecheisen zu.
„Hohoho! Du Sau!“

Fynn Lander starrte gebannt auf die Szenerie.

„Ho!“ Aus der Kiste ein quäkendes Brummen, dem man Furcht anhörte.
„Das war nix“, fuhrwerkelte der Mann mit dem Brecheisen, „Hohoho!“
„HO!“ Zorniges Brummen.
„Lass ihn ‚Warst du auch brav!’ sagen, Paul."
„Lasst ihn in Ruhe, sonst endet das hier in einer Katastrophe, ihr Rüpel!“ Der im schwarzen Anzug und Zipfelmütze trat näher und suchte die Hafenarbeiter zu mäßigen, „ Er lebt, ich weiß genug, macht die Kiste wieder zu und bringt sie zu mir. Dann kriegt ihr auch euer Geld!“
„Stell dich nicht so an, du Hühnerbrust, wir wollen auch unseren Spaß haben! Schließlich sieht man so was nicht alle Tage, eigentlich nie, was, Jungs?“ Sie waren wirklich betrunken.
„Und jetzt verpiss dich, wir bringen dir das schon, Zipfelmütze! Albern, so was, “ griff sich der im Norweger auf den Kopf und zog einen imaginären Zipfel in die Höhe.
„Er soll sagen: ‚Warst du auch brav!’, Paul, zeig ihm das Eisen!“
Der Mann im Anzug fiel dem mit dem Brecheisen in den Arm. „Lassen Sie das!“
„Du!“ Einer der Kerle hob drohend seine Stange, und der im Anzug wandte sich hastig ab, suchte das Weite, rief noch
„Bringt den jetzt mitsamt der Kiste sofort zu mir, oder ihr könnt das mit der Extraprämie für Diskretion vergessen!“ und verschwand zwischen den Containern.

Fynn überlegte, ob er eingreifen solle.

„Warst du auch brav?“ Wieder stieß mit der im Norweger zu.
Warst du brav.“ kam es aus der Kiste zurück, tiefer Bass, der sicher nicht vor Kälte so zitterte.
"Ha! Habt ihr dass …?" Der dritte Mann lachte und drängte vor, den Flachmann schwenkend, „Du, warst  brav, Bärchen, komm, trink was, du verdammtes, gottloses Viech!“

Dann ging alles sehr schnell. Krachend platzte die Kiste auf, die gedrungene Gestalt richtete sich auf und überragte die Seeleute um Haupteslänge. Mit einem Ruck sprengte sie ihre Fesseln, die unter scharfem Schnalzen rissen und dem im Norweger ins Gesicht peitschten, dass er aufschrie, dann packte sie, ohne einen Laut von sich zu geben, einen der Männer und hob ihn über den Kopf, warf ihn krachend zu Boden.
„He!“ warf sich sein Kumpan mit dem Flachmann auf das Wesen, umschlang es von hinten mit beiden Armen, doch der Riese beugte sich vor, biss in den Arm und riss ihn mit einem Ruck ab. Dann packte es ihn beim Schopf. Mit einem Ruck flog der Kopf vom Hals und rollte über den Asphalt. Der am Boden liegende Dritte versuchte, sich aufzurappeln, doch der Riese stieß ihn mit einem Fußtritt zurück, stemmte ihm den linken Fuß in den Rücken und griff sich mit der Rechten seinem Kopf, den der ansatzlos vom Hals riss, als gälte es, den Korken aus einer Rumflasche zu holen. Blut spritze. Der im Norweger wich hastig zurück, schrie, hob schützend die Hände vors zerschlagende Gesicht, doch das Ding aus der Kiste  fasste beide Arme, einen rechts, einen links, und riss sie vom Rumpf. Aus dem Rollkragen des Norwegerpullis quoll eine Blutfontäne, als sein Kopf vom Hals ploppte. Dann riss ihm die Bestie die Beine ab. Sie lösten sich mit satt schmatzendem Geräusch vom Torso und flogen in hohem Bogen davon.
Das Ding aus der Kiste wandte sich seinen anderen Opfern zu und riss auch ihnen die verbliebenen Extremitäten vom Körper, als würde es Blumen pflücken.

Anschließend sammelte der Riese die Köpfe ein, schleifte sie an den Haaren hinter sich her und trollte sich in Richtung einer Ruine, die verlassenen an das Hafengelände grenzte. Hielt kurz inne, blinzelte ins Licht einer Laterne, das ihn blendete.

Fynn Lander fuhr zusammen: Er kannte das Ding aus der Kiste aus den überlieferten Sagen seiner Heimat. Der Nordmann strich sich das Kinn und dachte nach …

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Kommentare zu diesem Text

KeinB (29)
(10.12.08)
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 AndreasG (15.12.08)
Hallo DIE7.

Neben der Gewissheit, dass dieser Text sicherlich noch überarbeitet wird: mein Standardspruch: der Text würde lesbarer, wenn die wörtliche Rede nicht hintereinander gestellt wäre. Jeder Wechsel der (sprechenden) Person kann einen eigenen Absatz vertragen, da so die Gefahr der Verwechslung (für die LeserInnen) abnimmt.
Also: neue wörtliche Rede oder neue Person = neue Zeile. Das lockert den Text optisch auf, macht kaum Arbeit (da es keine Textänderungen ist) und macht den Verlauf übersichtlicher.

Ansonsten: ich lese weiter.

Liebe Grüße,
Andreas
LudwigJanssen (54) meinte dazu am 15.12.08:
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