Es gibt auch gute Literatur außerhalb von KV, oder: Warum musste die Schüssel auch vom Tisch fallen, verdammt.
Skizze zum Thema Literatur
von Malik
Anmerkung von Malik:
* Namen und Verwandschaftsbezeichnungen aus reimhaltigen Gründen geändert; die Suppe war echt. Und lecker.
Kommentare zu diesem Text
Hallo Jan,
gereimte Texte bekommen eine besonders schöne, fließende Satzmelodie, wenn sich innerhalb der Verse betonte und unbetonte Silben abwechseln und das Versmaß innerhalb der Strophen angepasst wird. Du benutzt hier, dem humoristischen Thema angemessen, den Paarreim.
Bei klassisch gereimten Gedichten sollten alle Verse - sofern Abweichungen von dieser Regel nicht als stilistisches Mittel genutzt werden - einheitlich entweder jeweils mit einer betonten Silbe (Trochäus) oder einheitlich mit einer unebtonten Silbe (Jambus) beginnen. Reime wie davor/vor wirken nicht sehr elegant, zumal sie sich des gleichen Wortstammes als Reimendung bedienen.
Ich ixe dir den Text mal, damit du siehst, an welchen Stellen es metrisch noch hoppelt.
X = betonte Silbe, x = unbetonte Silbe
Liebe Grüße,
Sabine
Heute genoss ich den Roman (8 Silben)
Xx xX x X xX
meines Neffen Christian*.(7 Silben)
Xx Xx XxX
Gehaltvoll war er, trotz der Kürze, (Jambus, 9 S.)
xXx X x X x Xx
und mit sprachgeschickter Würze. (8 S.)
X x XxXx Xx
Handlungsstränge, in sich verwoben (9 S.)
XxXx x X xXx
Zwischentitel, eingeschoben, (8 S.)
XxXx XxXx
Sehr komplex und auch verwirrend, (8)
X xX x X xXx
Worte, auseinander schwirrend(8)
Xx XxXx Xx
Fasziniert hockt' ich davor (7)
XxX x X xX
Las mir selber alles vor.(7)
X x Xx Xx X
Doch niemand anders wird ihn je lesen: (Jambus, 10 Silben)
x Xx Xx X x x Xx
Es ist eine Buchstabensuppe gewesen. (12 Silben)
X x Xx XxxXx xXx
gereimte Texte bekommen eine besonders schöne, fließende Satzmelodie, wenn sich innerhalb der Verse betonte und unbetonte Silben abwechseln und das Versmaß innerhalb der Strophen angepasst wird. Du benutzt hier, dem humoristischen Thema angemessen, den Paarreim.
Bei klassisch gereimten Gedichten sollten alle Verse - sofern Abweichungen von dieser Regel nicht als stilistisches Mittel genutzt werden - einheitlich entweder jeweils mit einer betonten Silbe (Trochäus) oder einheitlich mit einer unebtonten Silbe (Jambus) beginnen. Reime wie davor/vor wirken nicht sehr elegant, zumal sie sich des gleichen Wortstammes als Reimendung bedienen.
Ich ixe dir den Text mal, damit du siehst, an welchen Stellen es metrisch noch hoppelt.
X = betonte Silbe, x = unbetonte Silbe
Liebe Grüße,
Sabine
Heute genoss ich den Roman (8 Silben)
Xx xX x X xX
meines Neffen Christian*.(7 Silben)
Xx Xx XxX
Gehaltvoll war er, trotz der Kürze, (Jambus, 9 S.)
xXx X x X x Xx
und mit sprachgeschickter Würze. (8 S.)
X x XxXx Xx
Handlungsstränge, in sich verwoben (9 S.)
XxXx x X xXx
Zwischentitel, eingeschoben, (8 S.)
XxXx XxXx
Sehr komplex und auch verwirrend, (8)
X xX x X xXx
Worte, auseinander schwirrend(8)
Xx XxXx Xx
Fasziniert hockt' ich davor (7)
XxX x X xX
Las mir selber alles vor.(7)
X x Xx Xx X
Doch niemand anders wird ihn je lesen: (Jambus, 10 Silben)
x Xx Xx X x x Xx
Es ist eine Buchstabensuppe gewesen. (12 Silben)
X x Xx XxxXx xXx
Hmnja. Was wiedermal beweist, dass man nachdenken solle, bevor man Unausgegorenes veröffentlicht. Recht geschieht mir.
Aber vielleicht ist es so besser (der Erzählstrang jetzt einheitlich, und die direkte Ansprache des verblichenen Stückes zur Abgrenzung etwas anders):
Heut genoss ich den Roman
meines Neffen Christian*:
Trotz der Kürze wohl geformt,
bissfest und auch DIN-genormt,
Handlungsstränge wie Gespinst
(manchmal hab ich echt gegrinst).
Und zuweilen mittendrin
Poesie wie Hölderlin:
Sehr komplex, romantisch auch;
oh was für ein Wortverbrauch!
Und so las ich mit Genuss
das ganze Werk fast bis zum Schluss.
(Nur der Plot, der war schon kalt,
kam daher recht ungestalt)
Nach dem Ende dann der Schreck:
Der Roman war plötzlich weg!
Niemand mehr wird Dich je lesen...
Du bist ein Unikat gewesen!
Oh Du kalte Stabensuppe,
ohne "Buch" wärst Du mir schnuppe.
Aber vielleicht ist es so besser (der Erzählstrang jetzt einheitlich, und die direkte Ansprache des verblichenen Stückes zur Abgrenzung etwas anders):
Heut genoss ich den Roman
meines Neffen Christian*:
Trotz der Kürze wohl geformt,
bissfest und auch DIN-genormt,
Handlungsstränge wie Gespinst
(manchmal hab ich echt gegrinst).
Und zuweilen mittendrin
Poesie wie Hölderlin:
Sehr komplex, romantisch auch;
oh was für ein Wortverbrauch!
Und so las ich mit Genuss
das ganze Werk fast bis zum Schluss.
(Nur der Plot, der war schon kalt,
kam daher recht ungestalt)
Nach dem Ende dann der Schreck:
Der Roman war plötzlich weg!
Niemand mehr wird Dich je lesen...
Du bist ein Unikat gewesen!
Oh Du kalte Stabensuppe,
ohne "Buch" wärst Du mir schnuppe.
Liest sich schon viel besser!
Hier ist noch eine unnötige Inversion drin:
kam daher recht ungestalt
(Vielleicht: wirkte etwas ungestalt?)
Den Wechsel zwischen Jambus und Trochäus in den letzten beiden Strophen finde ich in dieser neuen Fassung sehr gelungen, betont perfekt den ansprechenden Inhalt. Die Stabensuppe gefällt mir besonders gut, aber auch die Hölderlin-Passage ist wirklich grinsenswert.
Liebe Grüße,
Sabine
Hier ist noch eine unnötige Inversion drin:
kam daher recht ungestalt
(Vielleicht: wirkte etwas ungestalt?)
Den Wechsel zwischen Jambus und Trochäus in den letzten beiden Strophen finde ich in dieser neuen Fassung sehr gelungen, betont perfekt den ansprechenden Inhalt. Die Stabensuppe gefällt mir besonders gut, aber auch die Hölderlin-Passage ist wirklich grinsenswert.
Liebe Grüße,
Sabine
The_black_Death (31)
(04.01.09)
(04.01.09)
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Caterina (46)
(14.01.09)
(14.01.09)
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Dahinter steckt eine unvorstellbar schnelle Auffassungsgabe (wenn die Buchstaben vorbeischwimmen.). Auf jeden Fall ein Argument gegen klare Brühe!