Die dunkle Muse
Erzählung zum Thema Identität
von Mutter
Anmerkung von Mutter:
Nach einer (fast) wahren Begebenheit ...
*edit: Bisschen was geschraubt ...
**edit noch mal: Weil die Frage aufkam, habe ich mal in die Anmerkung hier den ursprünglichen Text des Profils hingepackt, der sozusagen Auslöser für die obige Geschichte war ...
"So viele Portale und Seiten im Netz wollen diese Beschreibung, glotzen einen fordernd an, und nie weiß man so recht, was man da hinschreiben soll ...
Versuche ich, besonders clever zu wirken, oder vielleicht brutal ehrlich? Aber selbst dann - was genau sage ich über mich? Wer bin ich?
Wenn ich so gezielt in Worte fassen könnte, wer ich bin und was mich ausmacht, wäre ich im Leben vermutlich ein gutes Stück weiter.
Also ist meine Lösung, mich nur mit dem 'ich' in Bezug auf das Schreiben zu befassen.
Mir fällt das Schreiben nicht leicht, und ich schreibe nicht wirklich gerne. Ich bin kein Autor, der sich mit einem Glücksgefühl an die Tastatur setzt. Das Glücksgefühl stellt sich bei mir erst ein, wenn ich mich mit schmerzendem Rücken von der Tastatur erhebe, und (für den Moment) fertig bin.
Vorher muss ich meinen Inneren Schweinehund umboxen, der mir den Weg zum Rechner (jedenfalls wenn ich schreiben will/soll) verstellt, ich muss mich in den Text verbeissen, ackern und kämpfen, und komme nur manchmal hoch für kurze Momente, atemlos und schweißgebadet.
Und hinterher, wenn ich die Texte lese, kommen sie mir oft fremd und unwirklich vor - und manchmal frage ich mich, wer diese Sachen wirklich geschrieben hat. Ich kann versichern - ich war's oft nicht.
Den ersten Rohling schreibe ich schnell, hart und unbedacht. Danach kommt das Feilen, das Polieren und das Schrauben. Endlos geht das. Ich bin im 'wirklichen' Leben oft schnell zufrieden, ungeduldig, und verweile ungerne zuu lange bei einer Sache. Nicht so beim Schreiben - ich bin gnadenlos kritisch, nie zufrieden und wenn man mir einen Text nicht gewaltsam wegnimmt, deklariere ich ihn wohl nie als 'fertig'. Zu viel kann man immer noch an Unreinheiten, an Fehlern finden, die es auszumerzen, auszubrennen gilt.
Ganz selten, ganz manchmal, da darf auch ich erfahren, wie es ist, leichtherziges Medium zu sein, als Autor von der Muse geküsst zu werden. Dann formt sich eine Idee, lebt ein paar Stunden/Tage in meinem Kopf, und kommt dann mit aller Macht hervor, und ich sitze nur da, und Text wird durch mich hindurchkanalisiert. Dann ist das Schreiben wie ein wunderschöner Fluss, das Liebesspiel zwischen zwei Menschen, die sich schon ewig kennen, und wo jede Berührung durch das Schicksal vorbestimmt ist. An diesen Texten muss ich dann auch nicht lange ändern, hämmern, meißeln - die schreiben sich fast von selbst.
Es wäre schön, wenn alle Texte so entstehen könnten - aber sie sind die seltene Ausnahme. Meistens ist doch eher der Ruß-verschmierte Arbeiter mit zusammengebissenen Zähnen in mir gefragt ..."
Kommentare zu diesem Text
(12.01.09)
Als Kind habe ich auch immer einer Schreibmaschine zugehört, allerdings war die schon, keine Ahnung, halb-automatisch? Halb elektrisch?
Auf der voll mechanischen durfte ich dann als Teenie rumspielen ...
Schau noch mal hier:
Wieder böse gucken tut sie.
Wie wäre es mit
sie guckt nur böse.
Oder irgendwas, was man ohne tuen tut.
Schau hier noch mal nach der Interpunktion. Die Bilder an sich sind eher behäbig, sollen es ja auch sein, die vilen Punkte allerdings hacken alles ab, bringen nicht nur Unruhe, sondern eher Staccato und unbrauchbare Geschwindigkeit hinein, lässt die Gedanken zu oft abreißen.
Das stimmt. Das habe ich. Nachdenklich nehme ich einen Schluck aus der Teetasse, aber der Tee ist längst kalt. Und auch fast alle. Wir sitzen hier schon eine Weile.
Meine Muse schiebt langsam ihren Stuhl zurück, scharrend über den Fliesenboden, steht auf und bleibt am Tisch stehen. Sieht auf mich herab. Dann verschränkt sie die Arme vor der Brust, reibt sich die Oberarme. Ihr ist kalt.
Sie macht einen Schritt nach hinten, fasst den Kachelofen an, wie um zu prüfen, wo die Wärme bleibt. Dann geht sie, um neuen Tee aufzusetzen.
Offensichtlich denkt sie, dass wir hier noch eine Weile sitzen werden.
Ansonsten: Gern gelesen und irgendwo ein bissl wiedergefunden.
Liebe Grüße,
Sabine
Danke schön. Für sowohl als auch.
Tja, das 'tut' hatten wir schon mal, eh? Schleicht sich manchmal so ein - gucken reicht völlig als 'Verniedlichungsform'.
Und das mit den Punkten steht sogar schon auf meiner 'Beim-Schreiben-To-Do'-Liste. Aber wahrscheinlich ist der Text viiiieel früher entstanden.
Werde mich heute Abend noch mal dransetzen ...
Lieben Gruß, M.
(14.01.09)
Aber ob die dunkle Muse jetzt glücklicher ist, weiß ich immer noch nicht ... *g*
Lieben Gruß, M.
(20.04.09)
Isse ...
Naja, die wahre Begebenheit war mein altes Profil. Das wird ja aber wegen Du-weißt-schon-warum umgebaut ...
Danke Dir.
(Antwort korrigiert am 20.04.2009)
Aber jetzt habe ich ja jemanden, der sich darum kümmert. Professionell.
Willste die Nummer?
Wobei die von Mudda größer iss als von dem Profil-Neurosen-Typen ...
(22.04.09)
Nur hier nicht: "Die Texte, die sich quaelend langsam entwickelt haben, die man foermlich heraus wuergen muss, sind oft die besten. Und mancher Geistesblitz mit 6 Monaten Abstand Duennschiss."
Geht mir selten so. Wenn ich mich quäle, dann meistens, weil ich nicht genau weiß, wo ich eigentlich hin will, und leider merkt man das den Texten oft an. Während wenn ich ein sehr klares Ziel im Kopf habe, die Szene vielleicht schon tausendmal im Kopf durchgespielt habe, geht alles ganz schnell. Und überarbeiten muss man die Texte auch noch, muss man ja immer, aber oft viel, viel weniger, und der Flow ist deutlich besser.
Wenn ich mich beim Schreiben quäle, dann weiß ich: Ich werde mich beim Überarbeiten gleich noch mal so viel quälen ...
"Aber hey, ueberarbeiten ist cool."
Eigentlich hasse ich Überarbeiten, aber zum einen passiert es quasi automatisch, wenn ich Sachen noch einmal lese (was ich oft tue) und zum anderen ist es einfach ein notwendiges Übel.
Es gilt das eherne Gesetz (jedenfalls für mich): Kein Text ist jemals so gut wie er sein könnte!
(08.10.09)
Danke.
Heute ist ein guter Tag ...