Wintertanz

Gedicht

von  Pameelen

Illustration zum Text
Wintertanz
(von Pameelen)
Immer,
wenn ich ihn sah,
sah ich den Jungen,
seinen kleinen Körper,
der noch kurze Schatten warf,
dort auf der Wiese
auf dem Boden hockend
zwischen dichten weichen Gras,
klein und rotzig,
trotzte und schluchzte er:
„Endlich möchte ich groß werden,
erwachsen sein,
nicht mehr länger warten,
über die Wiesen laufen,
ganz, ganz schnell.
Und später eine Frau festhalten,
am Tage und in der Nacht,
feste an mich drücken,
ganz nah,
nie mehr loslassen,
niemals.“

Es klang wie ein Schwur.


Als meine Augen,
von seinen schmutzigen Mundwinkeln
an der laufenden Nase vorüber
hinauf zu den tränenden Augen glitten,
schaute ich ihn tief an,
tiefer als je zuvor,
und sah:
er glaubte seinen Traum verloren,
alle Hoffnung gleich dazu
und ich nickte ihm ruhig zu
und er lächelte mir entgegen
als er sich in den Tiefen meiner Augen wieder fand.


Ich,
weit zurück,
klein und geschützt,
warm und verschnürt
auf einem hölzernen Schlitten.
Zwischen mir und der Welt
nur das Knarzen ihrer Schritte im Schnee,
das Schleifen der Kufen
und der lange struppige Strick,
stumm gezogen,
unter dem bleiernen Himmel,
über den Friedhof,
an weißen Gräbern,
an Schneesteinen vorüber,
an den verglasten Knospen der Gebinde,
weiter und weiter,
fiel der Blick starr nach vorn
auf den Rücken einer großen Frau.


Anmerkung von Pameelen:

Das musikalische Arrangement und die Vertonung ist in Zusammenarbeit mit Stefan entstanden. Hier der Link dazu:
 716">ANHÖREN

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Kommentare zu diesem Text

Caterina (46)
(27.01.09)
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 Pameelen meinte dazu am 29.01.09:
Herzlichen Dank Caterina, dein Gedanke ist interessant und führt mich weiter, -vielleicht magst du recht haben, ich bin mir nicht sicher. Ich hatte mich im nachhinein gefragt, was aus ihm wohl werden würde. Würde er sich an seinem Wunsch erinnern? Ihn immer noch bei sich tragen?

Beste Grüße

Ralf

 Melodia (28.01.09)
ja die letzte strophe... ist schon was besonderes.. sie könnte auch alleine stehen und würde dennoch nichts von ihrer aussage und kraft verlieren!

lg

 Pameelen antwortete darauf am 29.01.09:
Die letzte Strophe ist eine Erinnerung und ich kann nicht zweifelsfrei verorten, woher dieses Bild in mir stammt, aber vielleicht ist es auch nicht wichtig.

Herzlichen Dank Dir;

Gruß
Ralf
steyk. (55)
(28.01.09)
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 Ingmar (19.03.09)
ich stimme mit ein in den chor, der da singt: ja, die dritte strophe ists, die aus tiefster tiefe singt!

herzliche grüsse,
ingmar

 Pameelen schrieb daraufhin am 23.03.09:
Einen herzlichen Dank Dir!

Ralf
AugenBlick (32)
(27.03.09)
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 Pameelen äußerte darauf am 28.03.09:
Verwunderung? Jetzt machst du mich neugierig, Christiane, aber ich habe ja heute Abend Gelegenheit dies zu hinterfragen!

Beste Grüße zu dir,

Ralf
steinkreistänzerin (46)
(02.04.09)
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 Pameelen ergänzte dazu am 03.04.09:
Herzlichen Dank Annette, schön, dass du dich "zurückmeldest"; heute, beim Anblick aufbrechender Knospen wirkt der Text so unwirklich.

Beste Grüße dir,

Ralf
Misanthrop (31)
(18.08.09)
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 Pameelen meinte dazu am 18.08.09:
Danke!
Leyla (29)
(18.08.09)
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rumpelsophie (49)
(22.12.11)
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 Pameelen meinte dazu am 22.12.11:
Vielen Dank!
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