Oh Gott

Sonett zum Thema Glaube

von  Isaban

Dieser Text gehört zum Projekt    Sonette.
Oh Gott,



an manchen Tagen fürchte ich, ich träume bloß,
dass sich der Himmel irgendwann erhellt,
dass plötzlich penetrant mein Wecker schellt
und alles, was mich atmen ließ, zum Kloß

in meinem Hals verkommt und was mir groß
und einzigartig schien auf dieser Welt,
zerbröselt und zu Staub zerfällt.
Ich habe Angst, verdammte Angst, ich träume bloß.

Was wird aus mir, was mache ich denn nur,
falls je das Wissen meine Träume frisst,
wenn alles, was ich glaube Irrtum ist,

wenn du nicht echt und nur ein Trugbild bist,
das ich mir einmal unbewusst ersann,
weil ich Realität nicht leben kann?

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Kommentare zu diesem Text


 AZU20 (02.02.09)
Das wollen wir doch nicht hoffen. LG

 Isaban meinte dazu am 02.02.09:
Eine eher philosophische Frage, lieber Armin.

Liebe Grüße,
Sabine
kontext (32)
(02.02.09)
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 Isaban antwortete darauf am 02.02.09:

Warum hast Du nicht geschrieben ".. und zerfällt zu Staub"?
So erwartet man, dass der Satz als neuer Unterabschnitt im nächsten Vers noch fortläuft, ein Objekt nachliefert.
Es passt doch metrisch, oder nicht?

Es würde nicht so ganz dem Satzzusammenhang, Sinnverlauf, dem Reimschema und der Metrik - und somit auch nicht mehr der Melodie dieses Klanggedeichtes folgen.
Schau mal, der Satz lautet so:

Oh Gott,
an manchen Tagen fürchte ich, ich träume bloß,
dass sich der Himmel irgendwann erhellt,
dass plötzlich penetrant mein Wecker schellt
und alles, was mich atmen ließ, zum Kloß

in meinem Hals verkommt und was mir groß
und einzigartig schien auf dieser Welt,
beginnt zu bröseln und zu Staub zerfällt.


Es geht nur um die Furcht vor dem, was da aufgezählt wird, nicht darum, dass wirklich schon etwas zu Staub zerfällt.

Liebe Grüße,
Sabine
kontext (32) schrieb daraufhin am 03.02.09:
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 Isaban äußerte darauf am 03.02.09:
Jepp, richtig.
Schau mal, ich habe sie trotzdem geändert. Besser?

Liebe Grüße,
Sabine
kontext (32) ergänzte dazu am 03.02.09:
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patty (31)
(02.02.09)
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 Isaban meinte dazu am 02.02.09:
Vielen Dank für deine Rückmeldung und den Lektürevorschlag, Patty.

Liebe Grüße,
Sabine

 DanceWith1Life (02.02.09)
ach ja, das kenn ich auch, was dein LyrI da durchmacht, ich persönlich, lass das Wort "Gott" da lieber aus dem Spiel( nicht aus dem Gedicht, da gehört es hin), in Wirklichkeit ist es mir zu überstrapaziert (das Wort Gott), zu oft von zu vielen Menschen mit allzu unsäglichen Attributen belegt und zu vielen Menschen zu vielen Anlässen serviert worden. Das erleichtert es mir, den eigentlichen Grund meiner Zweifel an meiner Realität zu erkennen. Ein sehr dichtes Bild, das du da aufschlägst.
(Kommentar korrigiert am 02.02.2009)

 Isaban meinte dazu am 02.02.09:
Vielen Dank, lieber Robert.
Es freut mich sehr, dass du dich im Text wiederfinden mochtest.
Liebe Grüße,
Sabine

 DanceWith1Life meinte dazu am 02.02.09:
"mochtest" ist gut, meine Mutter war neulich im Krankenhaus, als sie dann mal ein paar Minuten unter der Sauerstoffmaske hervor durfte, hat sie mich angerufen, die darauffolgenden Empfindungen gehören zu den intensivsten meines Daseins.

 Peer (02.02.09)
Liebe Isaban,

Gefällt mir vom handwerklichen wie fast immer

Habe mal ähnliches in verdichteter Form etwa so beschrieben:

Ich fand den Weg aus euren Labyrinthen.
Brach ab was heilig, stürzte, das erhaben.
Nun kann kein Horizont den Blick mir binden,
noch ein "Vielleicht" die matte Seele laben.

Sollte quasi den Preis aufzeigen, den totale Atheisten für ihren Unglauben bezahlen.

Gott wird sich nie von Menschen beweisen lassen, da er ja den Glauben als allgerechtes Mittel den Menschen gegeben hat, durch das sie sich für oder gegen ihn entscheiden können. Und Glauben ist jedem unabhängig von Intellekt, Herkunft u.s.w. möglich.

LG Peer
(Kommentar korrigiert am 02.02.2009)

 Isaban meinte dazu am 02.02.09:
Und Zweifel auch, oder?
Ich danke dir für dein Vertiefen in meinen Text, Peer, für deine Rückmeldung und die interessanten Gedankengänge.

Liebe Grüße,
Sabine

 star (02.02.09)
Realität? Völlig überschätzte Sache. Mein Kandidat für Text des Monats Februar, dein So nett. Gruss rat
P.S.:Sag' der Angst ruhig, deine ganze Meinung, dann kriegt Sie sich.
P.S. Das wollen wir nicht, dass deine SchreibgegRäte kribbeln.
(Kommentar korrigiert am 02.02.2009)
(Kommentar korrigiert am 02.02.2009)
(Kommentar korrigiert am 02.02.2009)
(Kommentar korrigiert am 02.02.2009)
(Kommentar korrigiert am 03.02.2009)

 Isaban meinte dazu am 02.02.09:
Stimmt, verdammtes Ding, das!
Thx, Mr. rat.


Liebe Grusse



(PS: Bau noch ein T in das Hältst, das kribbelt mir so in den Fingern.)

 Isaban meinte dazu am 02.02.09:
Danke schön! )

 star meinte dazu am 04.02.09:
ich weiß.... schön
ich kann gar nicht aufhören, das zu lesen ...
(Antwort korrigiert am 04.02.2009)
Caterina (46)
(02.02.09)
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 Isaban meinte dazu am 02.02.09:
Schneckele, zu dir würde ich doch Göttin sagen.
Caterina (46) meinte dazu am 02.02.09:
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 Isaban meinte dazu am 03.02.09:
Siehste!

 Bergmann (02.02.09)
beginnt zu bröseln und zu Staub zerfällt.

Das ist syntaktisch ungeschickt.
beginnt muss weg.

Besser:
da da da bröselt und zu Staub zerfällt.

Sonst sehr gelungenes Sonett,
gehört zum Besten von dir.
(Aber erst wenn der bröselt-Vers gesundet,
auch das Wort bröseln sollte ersetzt werden.)

Herzlichst: Uli

 Isaban meinte dazu am 03.02.09:
Bröseln passt, schon wegen der Bildlichkeit, des Brotes und des Brosamens vom Tisch des Herrn.
Aber ich habe mal den Rest ein bisschen aufgelöst ("sich auflöst und zu Staub zerfällt" ginge auch, wäre mir aber zu glatt, zu leicht, zu wenig Zischlaute, zu wenig bebibelbildert) und einer Hebung beraubt. So ist das Auflösen vielleicht ein bissl dick aufgetragen, lässt sich aber schön intonieren.

Danke für Rückmeldung, Anregung und Lob, Uli.

Liebe Grüße,
Sabine

 star meinte dazu am 03.02.09:
sich es löst und fällt zu staub
...
es sich erlöst und zu staub zerbricht
...
sich erlöst und zu staube bricht

(Antwort korrigiert am 03.02.2009)
(Antwort korrigiert am 03.02.2009)

 Didi.Costaire (02.02.09)
Liebe Sabine,

ein sehr interessantes und gelungenes Gedicht, in dem ich mich nur mit V7 in der Form nicht so recht anfreunden kann und mir deine Erklärung im Komm weiter oben nicht hundertprozentig einleuchtet.

Wenn du erlaubst, lautet er in dem Exemplar, das in meiner Gebetsecke ausliegt:

"beginnt zu bröseln, wird zu Staub, zerfällt."

Und ich ahne auch, was aus mir wird...

Liebe Grüße
Dirk

 Isaban meinte dazu am 03.02.09:
Ein bekannter Autor und zukünftiger Romanmillionär, bei den Pix und diesen Klappentexten. )

Danke für Rückmeldung und Kritik, Dirk.
(Ja, ja, ich hab ja schön am Satzbau gedreht...)

Liebe Grüße,
Sabine

 Reliwette (03.02.09)
Nichts ändern, Isaban, passt alles, ist aus einem Guss, und das Thema ist brandheiß - mal abgesehen vom "bröselnden "Wirtschaftsgefüge der Bananenrepublik. Auch hier passt die Bedeutung des "Bröseln" wie die Faust aufs Auge!
Schicke doch Benedictus eine Abschrift davon, oder?

Winke winke!
Hartmut

 Isaban meinte dazu am 03.02.09:
Mach du mal, Meermann, meine Zustimmung hast du.
(Schön, dass du mal wieder aus deinen Gewässern auftauchst, ich hab dich schon vermisst!)

Mensch, sag mir, sind das Alterserscheinungen, der Glauben an Amnestie von ganz oben oder partielle Blindheit, die einen Mann in so einem Amt so kurzsichtig erscheinen lassen?

Liebe Grüße,
Sabine

 Reliwette meinte dazu am 03.02.09:
Wer rote Schuhe von Prada trägt als Stellvertreter Christi auf Erden anstelle von "Jesuslatschen", den können auch mal alle guten Geister verlassen. Und wenn so ein "heiliger Mann" da aus der Klerus - Riege den Holocaust anzweifelt, weil er in Geschichte gepennt hat, dann ist das ungefähr so, als wenn man versuchen würde, einer Kuh zuzumuten, den Psalm 23 auswendig zu lernen.

 star meinte dazu am 03.02.09:
meine kuh kann den vor- und rückwärts!
Ruelfig (58)
(05.02.09)
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 Isaban meinte dazu am 06.02.09:
Das freut mich sehr, du.
Das entspricht genau meinen Intentionen. Ein tolles Bild, wie das LI die Realität einfach in Klammern setzt, einfach ein- beziehungsweise ausklammert.
Herzlichen Dank für deine Rückmeldung.

Liebe Grüße,

Sabine

 Ingmar (06.02.09)
"[...] und was mir groß
und einzigartig schien auf dieser Welt,
zerbröselt und zu Staub zerfällt."

da hör ich ständig reinhard may reinsingen, kann es (leider?!) nicht lesen ohne die melodie von über wolken:

"und dann
würde was uns groß und wichtig erscheint
plötzlich nichtig und klein"

ingmar

 Isaban meinte dazu am 06.02.09:
Tja, ich fürchte, das ist eher dein Problem, lieber Ingmar und nicht das des Textes, der ja doch nicht nur einen anderen Wortlaut, sondern auch eine vollkommen andere Intention zeigt.

Liebe Grüße,
Sabine

 Ingmar meinte dazu am 06.02.09:
mein problem mit dem text. ja, klar. sollte keine kritik sein. ich wusste bloss nicht, wem ich es sonst anvertrauen hätte sollen...

ingmar

 Isaban meinte dazu am 06.02.09:
Ich glaube, mit dem Song im Ohr würde mir der Text auch nicht gefallen.

 Ingmar meinte dazu am 06.02.09:
hab ich gesagt, dass er mir nicht gefällt, der text?
mädchen, du behauptest vielleicht sachen!

 star meinte dazu am 06.02.09:
Ingmar Sie macht die so gar!

 Janoschkus (13.02.09)
sehr stark.
gruß janosch

 Isaban meinte dazu am 28.02.09:
Danke, Jan!

Liebe Grüße,
Sabine
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