Cumarin

Kurzgeschichte zum Thema Abhängigkeit

von  süßerMacho

Nervös wählte ich ihre Nummer, ich wusste sie inzwischen auswendig. Ich musste sie sehen, wenn nicht…. Der Hörer wurde abgenommen, „Hallo?“ Ah, diese Stimme. „Cassia!“, brach es aus mir hervor. „Ah, du bist es.“, antwortete sie. Das fragende aus ihrer Stimme war verschwunden und sie hatte wieder den üblichen ironischen Unterton. Endlich hörte ich diese Stimme ich musste es genießen, anscheinend zu lange. „Hallo? Bist du noch da?“, drang Cassias  vorwurfsvolle Stimme aus dem Hörer. „Ja, ja.“, antwortete ich schnell. –„Was willst du?“ -„Ich muss dich sehen!“, presste ich hervor. –„Hast du kein Foto von mir?“, wollte Cassia wissen. „Doch.“, sagte ich und warf einen kurzen Blick auf das Foto in meiner Hand. „Aber ich muss dich in echt sehen, dich treffen!“ –„Muss das sein?“, stöhnte sie. -„Bitte!“ –
„ Also gut, du kannst zu mir kommen.“ –„Danke.“, sagte ich erleichtert „Bis dann.“
Zehn Minuten später stand ich vor ihrer Tür und wartete sehnsuchtsvoll, dass sie mich hereinließ.
Cassia begrüßte mich mit einer Umarmung und einem Kuss, „Hallo Chris.“, hauchte sie. Wie jedes wenn sie meinen Namen aussprach zuckte ich zusammen. „Hallo Cassia.“, murmelte ich. –„Komm rein. Du siehst schlecht aus.“ –„Mir geht’s auch schlecht.“ Es war eine der Sachen die ich an ihr geliebt und zugleich gefürchtet habe, sie sprach unverblümt die Wahrheit aus, ohne Rücksicht auf Verluste. „Meine Schwester hat was gebacken.“, erklärte Cassia. „Keine Ahnung was es soll sein, aber es ist Zimt drin.“ Cassia und ich grinsten. Wir beide hatten eine Vorliebe für Zimt. Auch ich konnte nicht erkennen was es sein sollte, aber es war ordentlich Zimt drin und das war die Hauptsache, zur Deko hatte Cassias´ Schwester sogar noch eine Zimtstange dazu gelegt.
„Warum stehst du nicht auf meine Schwester?“ Das kam so unerwartet, dass ich mich heftig verschluckte. „Warum ich nicht auf Marina stehe?“, fragte ich ungläubig. Cassia ignorierte es. „Ich meine sie kann zwar nicht  kochen:“, sagte sie mit Blick auf dieses zimtene etwas, was mir trotzdem sehr schmeckte, und wir beide mussten lachen. Nachdem wir beide uns wieder beruhigt hatten fing sie wieder mit einem  beiläufigen Ton fort, als rede sie über das Wetter: „Sie ist in dich verliebt.“ Ich fiel aus allen Wolken. „Sie ist was?“ –„In dich verliebt.“ , sagte Cassia mit fast vollkommener Gleichgültigkeit. „Ich kann’s zwar nicht verstehen“, sagte sie bissig. „Aber es ist so. Was meinst du warum sie dieses Zeug, ähm gemacht hat.“ Sie deutete auf meinen Teller mit dem Zimtzeug. Nach einer Pause fügte sie noch hinzu: „Hast du das nicht gemerkt?“ –„Ähm, Nein!“, antwortete ich und machte große Augen um meine Verwunderung zu zeigen. „Warst wohl zu sehr mir beschäftigt?“, feixte Cassia. Ich brauchte nicht zu antworten. „Außerdem ist Marina viel schöner als ich.“ –„Nein! Ist sie nicht.“, widersprach ich heftig und legte meine Hand auf ihre. Sie schüttelte mich ab. „Du brauchst mich nicht zu trösten.“ Danach verfielen wir in Schweigen. Cassia drehte ihre Zimtstange zwischen den Fingern und ich starrte auf den Boden.
„Aus was wird Zimt eigentlich gemacht?“, sagte sie mehr zu sich selbst als zu mir. Sie drehte die Stange, als ob sie dadurch die Lösung erhalten könnte. „Aus Bäumen.“, antwortete ich nüchtern. Cassia schrak hoch als wäre sie überrascht, dass ich noch da bin, dann kehrte sie wieder zu ihrer normalen Haltung zurück. „Dann könnte man ja ein Haus aus Zimt bauen. Hehe, lustig.“ Auch ich lachte. Ich betrachtete Cassia wie sie die Stange zwischen ihren Finger hin und her bewegte und war wie hypnotisiert. Ich stellte mir vor, ich würde ein Zimthaus für uns beide bauen. Eine Zeitlang gab ich mich der Vorstellung hin wir beide würden in diesen Haus aus Zimt leben, auf einer kleinen Insel in der Südsee, unter Palmen.
Ich muss einen ziemlichen verträumten Eindruck gemacht haben, als ich sie so betrachtete: Ihr schulterlanges rotbraunes welliges Haar, ihre Haselnussbraunen Augen, ihre Stupsnase…
Cassia konnte sagen was sie wollte, sie war schön, nicht zuletzt wegen ihrer großen Brüste.
„Chris?“ Cassias Stimme riss mich aus meinen Träumereien. Wie jedes Mal wenn sie meinen Namen aussprach  schrak ich zusammen, doch dieses Mal besonders heftig. „Stellst du dich mich gerade nackt vor?“ Ich muss wohl ganz schön bescheuert ausgesehen haben. Ich hab mir Cassia schon des Öfteren nackt vorgestellt, aber diesmal nicht. Ich überging ihre Frage.
„Cassia.“, begann ich erschöpft. „ Ich weiß du bist  schlecht für mich. Du bist wie, wie.“ Ich zögerte, Cassia sah mir direkt in die Augen. „Du bist wie Cumarin.“ Plötzlich war Cassia ernst, das Grinsen verschwunden. „Wieso hängst du dann immer noch an mir?“ Ich antwortete und zu meiner großen Überraschung sah ich ihr dabei ebenfalls direkt in die Augen. „Ich weiß es nicht. Ich weiß es nicht.“
Cassia grinste plötzlich wieder und biss von ihrer Zimtstange ab. „Dann geht das Spiel wohl weiter.“

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Kommentare zu diesem Text

Sojafisch (18)
(12.02.09)
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 süßerMacho meinte dazu am 13.02.09:
Ich hoffe ich hab jetzt alle Fehler ausgebessert, danke für die Info.
Das mit den Brüsten: Jetzt gehts mir schon wie bei meinen Schulaufsätzen, die Sätze auf die ich stolz bin, werden mir um die Ohren gehauen. ^^ Es war eigentlich nur als witziger Nebensatz gedacht. Mein Protagonist kann sie auch lieben "obwohl" sie große Brüste hat. Ich wollte eigentlich ausdrücken, dass er sie liebt und die großen Brüste sind halt eine nette Zugabe. Außerdem schau mal auf meinen Nick ^^.
Cassia soll eine Anspielung auf Gewürz sein, hast du richtig erkannt.
"in großen Mengen gesundheitsgefährdent" auch von Wikipedia rausgebekommen?
LG
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