Rache ist weinrot

Erzählung zum Thema Mord/Mörder

von  Omnahmashivaya

Traurig und mit einem seltsam schweren Druck auf der Brust strich Kira über die hölzerne Kommode. "Dort drin warst du damals versteckt, du wunderschöner, kostbarer Ring!"

Sie hoffte damals, dass Mino ihr einen Heiratsantrag machen würde und freute sich jeden Tag auf die Überraschung. Sie sah sich mit ihrer Freundin heimlich verschiedene Brautkleider an und plante im Kopf schon einmal die Hochzeit. Immer wieder kamen ihr wunderbare Momentbilder in den Kopf. Wie sie vor dem Altar stehen würden, die Ringe anlegten, sich küssten, feierten und Torte aßen. Alle Leute würden sie beneiden und bewundern ...

Doch irgendwann war der Ring weg - und auch Mino.
Sie stellte ihn nicht zur Rede. So einen Mann wollte sie nicht länger um sich herum haben. Sie war zu verletzt, um weitere Diskussionen zu führen oder ihn auf Knien flehend um eine weitere Chance zu bitten. Diesen Kampf hatte sie schon verloren, bevor er überhaupt wußte, dass sie existiert. Sie war nie eine Kämpferin gewesen. Kira fragte sich, wie es der anderen Frau wohl ergehen würde. Ob sie bescheid wußte? Konnte man diese Sorte Mann Heiratschwindler nennen? Sie wusste es nicht. Sie wusste nur, dass sie ihre Wohnung, ihr Bett und alles andere, was sie teilten einem widerlichen Schmarotzer zur Verfügung gestellt hatte.
Nichts hatte sie davon gehabt – außer Ärger, Frust und eine gähnende Leere, die er in ihr hinterließ. Sie stand nicht nur gegenüber ihren Freunden blöd dar, sondern sah sich selbst auch nur noch als winzigkleine Person mit Hut – unscheinbar, hochgradig verarscht, tief verletzt, gedemütigt und hilflos.

Sie wünschte sich den Tag zurück, als sie ihm begegnete. Chic hatte sie sich an diesem Tag gemacht. Sie trug ein weinrotes knielanges Kleid und Samtsandalen in dazu passender Farbe.
Mino sprach sie vor der Eisdiele an, als sie sich ein Waldbeereis holte. Seufzend wünschte sie sich, dass sie seinen Smalltalk überhört oder ignoriert hätte. Aber als sie in seinen tiefbraunen Augen versank, da war es sogleich um sie geschehen. Es ging alles mal wieder viel zu schnell.

Der holde Herr gehörte schneller zu ihrem Inventar als eine Lieferung von Couchmöbeln von Ikea. Sie war viel zu blauäugig, naiv, leichtsinnig und unüberlegt an die Sache herangegangen. So schnell wie er seine kleine Miniwohnung kündigte um in ihren „Palast“ einzuziehen, da musste doch etwas faul sein. Hätte sie doch wenigstens einmal eins und eins zusammengezogen. Jede Dumme hätte darauf kommen müssen, dass es ihm um Unterkunft und Geld ging. Und auch seine langen Arbeitszeiten. Wenn er so viel gearbeitet hätte, wie er scheinbar unterwegs war, da hätte er gewiss mehr Einkommen als sie haben müssen ... Aber so spielt das Leben nun mal.

Da war Kira wohl auf einen Kuckucksmann hineingefallen. Nistet der sich in ihrer Wohnung ein, frisst sich dick und rund und wenn die Zeit gekommen ist, fliegt er einfach aus und hinterlässt nichts außer Leere und Dreck. Seine Unordentlichkeit nahm sie ihm von Anfang an nicht übel, denn er schien ansonsten keine Laster zu haben. Er war einfach zu perfekt.

Wieder strich sie nun über die Kommode,jenes wertvolle Erbstück ihrer Urgroßmutter, welches dieses böse Geheimnis bewahrte, dass sich zum Alptraum ihres Lebens entpuppte. "Wie konnte dsa passieren?" wisperte sie. "WIE KONNTE DAS PASSIEREN?!" schrie sie nun aus voller Kehle in den Korridor, der durch die offene Türe zu sehen war.

Sekundenschnell huschte ein bizarres Lächeln über Kiras Gesicht. Ihre Augen funkelten böse. Dann fielen die Mundwinkel wieder in den alltäglichen Dauerzustand, der schon seit Wochen fast in ihr Gesicht tätowiert war. Die Mundwinkel hingen, als seien tonnenschwere Gewichte daran befestigt.
Nein, zu Rache war sie nicht wirklich fähig.
Oder vielleicht doch?

*

Sie überlegte lange, wie sie es anstellen sollte, damit es wie ein Unfall aussehen würde.
Wochenlang plante sie und durchdachte jedes Detail. Dank ihrer Ausbildung zur Pharmazeutischen Assistentin kannte sie sich sehr gut mit verschiedenen Essenzen und ihren Wirkungen aus.

Heute Abend sollte es passieren. Sie hatte schweißnasse Hände, als sie das Schlüsselbund von der Kommode nahm. Noch einmal strich sie über diese und hinterließ eine leichte Schliere von dem Schweiß ihrer Hände. Innerlich zitterte sie, aber dennoch lösten die Gedanken an ihr Vorhaben eine unbeschreibliche innere Erleichterung und Befriedigung aus.

Hektisch verließ sie die Wohnung und bewegte sich rasch zu ihrem weinroten Opel Vectra zu.

"CUT CUT CUT!!! Die Schauspielerin bitte noch einmal zu der Szene mit der Kommode. Sie haben das Gift vergessen."

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Kommentare zu diesem Text


 Isaban (24.03.09)
Liebe Sabine,

die Idee an sich finde ich nicht schlecht. Nur sind da noch ein paar Stellen im Text, die man eventuell noch ein wenig optimieren könnte.

Dort drin war damals den Ring versteckt ...

Hier müsste es "der Ring" heißen.

Doch irgendwann war der Ring weg - und auch er.
Sie stellte ihn nicht zur Rede. So einen Mann wollte sie nicht länger um sich herum haben. Konnte man diese Sorte Mann Heiratschwindler nennen? Sie wusste es nicht. Sie wusste nur, dass sie ihre Wohnung, ihr Bett und alles andere, was sie teilten einem widerlichen Schmarotzer zur Verfügung gestellt hatte.
Nichts hatte sie davon gehabt – außer Ärger, Frust und eine gähnende Leere, die er in ihr hinterließ. Sie stand nicht nur gegenüber ihren Freunden blöd dar, sondern sah sich selbst auch nur noch als winzigkleine Person mit Hut – unscheinbar, hochgradig verarscht und hilflos.


Ein Heiratsschwindler müsste per Definition die Ehe versprochen haben. Da aber dieses Eheversprechen nur aus einem zufällig von der Protagonistin gefundenen Ring bestand, der augenscheinlich nicht für sie gedacht war, kann man gewiss nicht Heiratsschwindel sprechen.

Sehr seltsam finde ich die Einstellung, dass "sie nichts davon gehabt hat". Oh Mann, wenn sie so gar nichts vom Zusammenleben hatte, dann sollte sie doch froh sein, dass dieser Mino endlich weg ist. Es ging ja schließlich wohl (hoffentlich) nicht um ein Geschäft, sondern um ein Miteinander, oder? Noch erstaunlicher finde ich, dass sie anscheinend hauptsächlich um ihr Prestige bei den anderen und um ihr angeknackstes Ego trauert und gar nicht so sehr um die offensichtlich zerbrochene Beziehung. Das zeigt die Protagonistin dann doch in einem wenig sympathischen Licht.

Chic hatte sie sich an diesem Tag gemacht. Die trug ein weinrotes knielanges Kleid und Samtsandalen in der passenden Farbe.

Die?


Sie war viel zu blauäugig, naiv, leichtsinnig und unüberlegt an die Sache herangegangen. So schnell wie er seine kleine Miniwohnung kündigte um in ihren vergleichsweise „Palast“ einzuziehen, da hätte doch jede Dumme drauf kommen müssen, dass es ihm um Unterkunft und Geld ging.

Das "vergleichsweise" ist dort ein wenig ungünstig platziert - und die "Dumme" wirkt in dem Kontext unfreiwillig witzig -

an dieser Stelle ist zu erwähnen, dass er einer der unordentlichsten Männer war, die ihr untergekommen waren.

- wohingegen der letzte Halbsatz nun fast ein wenig... zu anschaulich, bzw etwas promiskuitiv wirkt.

Ich glaube, das hier könnte man eigentlich ersatzlos streichen:

Wieder strich sie nun über die Kommode,jenes wertvolle Erbstück ihrer Urgroßmutter, welches dieses böse Geheimnis bewahrte, dass sich zum Alptraum ihres Lebens entpuppte.

Sekundenschnell huschte ein bizarres Lächeln über Kiras Gesicht. Ihre Augen funkelten böse. Dann fielen die Mundwinkel wieder in den alltäglichen Dauerzustand, der schon seit Wochen fast in ihr Gesicht tätowiert war. Die Mundwinkel hingen, als seien tonnenschwere Gewichte daran befestigt.
Nein, zu Rache war sie nicht wirklich fähig.
Oder vielleicht doch?



Sie überlegte lange, wie sie es anstellen sollte. Es sollte wie ein Unfall aussehen.
Auf die stilistisch ungünstige Verbwiederholung (sollte) achten.

Hm - und jetzt kommt es:

„CUT CUT CUT!!! Die Schauspielerin bitte noch einmal zu Szene mit der Kommode. Sie haben das Gift vergessen.“


Eigentlich eine wirklich gute, witzige Idee, nur leider durch den vorangegangenen drehbuchfernen Erzählstil und den geschilderten Zeitraum (z.B.: Am Donnerstagabend..) nicht besonders glaubwürdig/überzeugend umgesetzt.

Liebe Grüße,

Sabine
(Kommentar korrigiert am 24.03.2009)
Elvarryn (36) meinte dazu am 24.03.09:
Diese Antwort ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Omnahmashivaya antwortete darauf am 24.03.09:
Hallo Isaban, ich wollte mich ganz herzlich für deine konstruktive Kritik bedanken und die Mühe, die du dir damit gemacht hast. Bevor ich mich ransetzen kann, werde ich nun leider erst eine Hausarbeit zu Ende feilen müssen. Aber kann mich dann später oder morgen früh ransetzen. Nur, damit du bescheid weißt, dass ich noch etwas daran tun werde und deine Mühe nicht umsonst war. Glg Sabine

 Omnahmashivaya schrieb daraufhin am 24.03.09:
@Elvarryn: das stimmt zwar auch, aber klingt vielleicht doch etwas verwirrend, auch wenn sie sich da selbst nur die Frage stellt, was bewußt so gewählt wurde. Vielleicht hätte ich an der Stelle noch ihre Gedanken einbauen können, was sie über die andere Frau denkt etc. LG Sabine
Elvarryn (36)
(24.03.09)
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 Omnahmashivaya äußerte darauf am 24.03.09:
Hallo, auch dir vielen Dank für deinen netten Kommentar. Werde mich nach meiner Hausarbeit ransetzen. Einen schönen Abend euch allen noch. LG Sabine

 NormanM. (24.03.09)
Hallo,

insgesamt gefällt mir die story, nur wie ich dir ja schon geschrieben hab, würd ich den text als monolog umformulieren oder zumindest wörtliche rede einbringen, damit es zu einem film passt.

lg Norman

 Omnahmashivaya ergänzte dazu am 24.03.09:
Hallo Norman, wo hast du das geschrieben?? Danke für den Kommentar.
Werde später die wörtliche Rede einbauen, sofern ich da was machen kann. LG Sabine

 Omnahmashivaya meinte dazu am 09.04.09:
N bissl verändert habe ich es ja, aber da kommt noch mehr rein, denke ich. Aber im Moment ist mir nicht so der Sinn nach Schreiben, aber das kommt ja wieder.
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