Lebenszeichen - Zeichen des Lebens

Kurzprosa zum Thema Leben/Tod

von Jorge

Lebenszeichen - Zeichen des Lebens

Die Sonne lugte von links auf das herbstliche Ölbild an der Wand seines Arbeitszimmers. Es war nahezu der einzige Platz, der sich damals nach dem Tod seiner Mutter anbot, dieses Andenken an die Eltern zu bewahren. Heute hängt es wie eingezwängt zwischen Büchern, Lautsprecherboxen und dem Vitrinenschrank.
Überall stapeln sich CDs und DVDs.
Ach ja, das Bild. Die Eltern bekamen es 1940 zur Hochzeit geschenkt.
Was hatte es nicht alles in den zurückliegenden sieben Jahrzehnten gesehen?

Aber auch sein Leben war voller Zeichen und Signale.
Manches lässt schmunzeln, wie ein Auszug einer frischen E-Mail eines Schulfreundes:

„Gestern war ich der "kleine Onkel", so heißt das Pferd von Pippi Langstrumpf, wurde unentwegt gesattelt, wurde geritten, musste schnauben und ausschlagen. Bekam aber auch genügend Belohnung in Form von Salatblättern und Salami von meinen Enkelkindern.“

Schön, dass es ihn gibt und dass er ab und an Zeit findet, für solche Lebenszeichen.

Immer wieder musste er an die frischen Lebenszeichen alter Freunde denken.
Wie brutal doch das Leben mit uns umgeht?
Erst vor zwei Tagen der Rückruf eines alten Freundes. Man hatte aus verschiedenen Gründen seit über zwei Jahrzehnten keinen Kontakt mehr.
Als wir damals unsere Nähe verloren, hatte er gerade seine Frau verloren. Das erinnerten wir mit neuerlicher Betroffenheit. Wurde diese talentierte und liebenswürdige Frau doch gerade mal 38 Jahre alt. Nun berichtete er, dass seine Tochter im vergangenen Jahr auch im Alter von 38 Jahren aus dem Leben gerissen wurde.

Hören wir dankbar genug auf jedes Zeichen des Lebens?

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