Verleben

Alltagsgedicht zum Thema Allzu Menschliches

von  Isaban

Mein Morgen trägt den Duft von frischem Brot.
Am Marktplatz stehn, am Rand, die schwarzen Frauen
und schwatzen Schwarz. Wie selten lacht ein Rot,
wie fern liegt ihrem Lächeln das Vertrauen,

das jeden Sonntag in der Kirche singt.
Den Weiberaugen mangelt jenes Schimmern,
der Glanz, den Staunen in die Blicke bringt.
Ihr Sternenfunkeln liegt in dunklen Zimmern,

so wie ein neues Kleid, das dort veraltet,
zu lang für gut und feiertags bewahrt,
verstaubt im Schrank, gebügelt und gefaltet,
in akkuraten Stapeln aufgebahrt,

als würde Unbenutztes nie verderben.
Das macht mir Angst, vor meiner Zeit zu sterben.


Anmerkung von Isaban:

Mit bestem Dank an Uli Bergmann für seine Anregungen zum Couplet und an Ludwig, für das große S.

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Kommentare zu diesem Text

Elvarryn (36)
(05.05.09)
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 Jorge meinte dazu am 05.05.09:
Such dir eine andere Spektralfarbe aus.
Mir ist rot treffend gewählt.
Als Jungrentner habe ich aber vor allem die Empfehlung wegen der letzten beiden Zeilen gedrückt. Toll Isaban.
Euch beiden LG
Observer (40) antwortete darauf am 05.05.09:
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janna (60) schrieb daraufhin am 05.05.09:
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Caty (71)
(05.05.09)
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Observer (40) äußerte darauf am 05.05.09:
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 Bergmann (05.05.09)
Quasi ein Sonett. Nicht schlecht. *mitdemKopfwipp*
Caterina (46)
(05.05.09)
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 Reliwette (05.05.09)
"Schwarzschwatzen" = genial in ein Wort gefasst. Die Themenwelt dieser benannten Menschengruppe ist depressiv auf das Ende und Krankheiten ausgerichtet "(Habt ihr schon gehört, dem Josef ist das rechte Bein abgefault? Kennst doch den Josef? Das ist der Bruder von dem Hermann, der mit dem Auto im Kanal versunken ist, das ist der, "von dem" die Schwester voriges Jahr an Krebs gestorben ist).

Das ganze "Teil " ist vom Thema und von der "Verarbeitung her" richtig gut!
Kompliment, Silbenfee!

Der Meermann winkt mal rüber
Joe (52)
(05.05.09)
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 AZU20 (05.05.09)
Mit dem Ende kann ich mich im wahrsten Sinne des Wortes nicht so abfinden wie hier in deinem gelungenen Gedicht. LG
LudwigJanssen (54)
(05.05.09)
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Klopfstock (60)
(05.05.09)
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 Didi.Costaire (05.05.09)
Ein tiefgründiges und gelungenes Sonett, liebe Sabine! Besonders gut gefallen mir

die Überschrift, die so unterschiedliche Assoziationen weckt

der Rand, der sich doch irgendwo so völlig mittendrin befindet und dem der Leser vielleicht näher ist als er sich eingestehen will

das Bild vom Kleid, das kaum oder nie benutzt wurde

und natürlich die phantastische Synthese. Dafür ein Doppel-Plus!

Liebe Grüße, Dirk

 Didi.Costaire ergänzte dazu am 28.05.09:
...wobei ich letzteres nach der Änderung zurücknehmen muss. ;-(

Schade, das Nicht-Vererben-Wollen des Unerlebten fand ich wesentlich stärker.
asche.und.zimt (24)
(05.05.09)
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 styraxx (05.05.09)
Das fehlende Schimmern in den Augen der schwarz gekleideten Frauen verheißt nicht Gutes. Die Lebensfreude ist gebügelt und gefaltet im Schrank verstaut, - sie „schwatzen“; daraus schließe ich, dass über andere Leute hergezogen wird, wo es doch vor der eigenen Türe genug zu wischen gäbe.
Bildstark dargestellt und mit kritischem Blick hinterfragt, zudem perfekt gereimt. Gern gelesen. Liebe Grüße c.
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