Der Mondmann.

Erzählung

von  erdbeermund

Fünf Uhr drei.
Dein Gesicht gleicht einer Mondlandschaft, zerklüftet und verkratert,
weniger grau und doch in dieser Stunde kühler, als ich zunächst erwartet hatte. Du wirktest zerbrechlich, als du dich der Decke erwehrt hast, die ich vor einer Stunde um dich legte.
Die ekstatischen Härchen auf deiner Haut, zartblau unterlegt, erinnerten mich an jäh verstorbene Stachelbeeren deren trüb gewordener Saft einem durch aufgeplatzte, fein perforierte Haut  ins Gesicht spritzt;
ich konnte dich nicht frieren lassen.
Der erbitterte Kampf gegen die Wärme endet um zehn nach fünf.

Du schläfst.
Ein schlafender Gerechter, müder Autofahrer mit dem Spatzen in der Hand – in Gedanken wiege ich jedoch bereits Kiesel in meiner Linken und überlege, wie viele Würfe es braucht, um die weißgefiederte Störvariable auf meinem Dach zu eliminieren. Ich entscheide mich für zwei.

Du sprichst.
Bewegst dich hin und her, während ich panisch erregt, engstirnig daran denke, was in ein paar Stunden sein wird und an welchen Platz am Küchentisch ich dich am besten setze. Du wachst beinahe auf,
als ich aufstehe, zum Fenster gehe und meine erste Zigarette des Tages rauche. Es wird hell,
und ich überlege, ob man in einem Stummfilm davon sprechen kann, man habe sich grell geliebt.
Buster Keaton, der Mann mit den tausend Bräuten, ich lache, drehe mich auf meinen Zehen und weiß absolut nichts mehr von dir, außer dass du bereits diagonal in meinem Bett liegst.
Ich bin nicht bei dir.

Sieben Uhr eins.
Ich schiebe deine Beine zur Seite und beschließe, dass der Diagonalschlaf einzig mir vorbehalten bleibt. Vorerst.

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Kommentare zu diesem Text

parkplatzbison (29)
(29.05.09)
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AugenBlick (32)
(29.05.09)
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 franky (29.05.09)
Hi liebe Lara,
War es die Zigarette danach oder davor...
Herrliches Querdenkergedicht mit offenem Ausgang...
Toll geschrieben.
Herzliche Grüsse
von Franky;-)
wupperzeit (58)
(29.05.09)
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Caterina (46)
(30.05.09)
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Farnaby (41)
(12.06.09)
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