kapitulation

Skizze

von  Zeder

die flagge, die ich hebe, ist weiß, fast transparent. sie schwebt in dem fahlen gewitterlicht eines sonntages mit bleiernen abschnitten aus seenotsequenzen und leisen sos-signalen, die verzerren und dazu neigen, die zeit in die länge zu dehnen, wie ein straffes gummiband, das schmerzhaft gegen den finger zurückprallt, wenn man nicht aufpasst. die luft ist schwül.
während wir sitzen, denken wir, und dann versuchen wir darüber zu sprechen, wir umkreisen das gefühl damit in weiß und schirmen uns gegenseitig in watte, sitzen auf wolken über leere und bilden etwas darin. dann laufen wir wieder. ich studiere den gebäudekomplex mit allen notausgängen und fluchtwegen um mich herum. ich fühle kein klopfen mehr in meiner stirn, ich bin entzeichnet. und all das, was aus mir heraus kommt, das presse ich mühselig in schwerer geburt der welt entgegen und fühle mich fallend und bin doch ein smaragd auf roter seide in schwarzweißer welt.
schwimmst du mit mir manchmal gegen alles an? träumst du dich mit mir mit oder weißt du nichts davon?
es ist nur: es geht so viel an der reibung verloren.
ich fühle die flagge in meiner hand pulsieren, als zögen sich bläulich adern hindurch, als hätte ich das holz eigenhändig aus meinem arm geschnitzt. ich schwinge und ströme an der welt entlang und gehe schließlich mit den wellen in ihr unter.
und hörst du das? in den steinschichten wohnt etwas, wovon ich nicht reden kann, aber ich träume nachts davon. es ist in den grünlichen strömen vor meinen augen und auch manchmal in meinem herz.
heute nacht werde ich nicht schlafen. und ich brauche nicht mehr alt zu werden, denn ich bin es.

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