Das Ei

Drabble zum Thema Gedanken

von  sundown

Nur ein Ei, aber anders. Versteckt im Wohnzimmerschrank und aus Marzipan. Somit tabu , denn Marzipaneier gehörten Mama. Uns blieben nur die aus Schokolade. Ziemlich ungerecht,  also aßen wir es heimlich auf. Das Papier... Mülleimer?  Zu verräterisch. Also ab damit in die Jackentasche unserer Jüngsten, die noch im Kindergarten war. Sie war frech und hatte eh jeden Tag Ärger mit der Mutter. Einmal mehr , was macht das schon.

Noch als  Erwachsene hast du  uns das vorgeworfen. Wir haben jedesmal gelacht und uns nie entschuldigt. Wozu auch, Kindheitsgeschichten sind zum Lachen.

Manchmal glaube ich, du bist nur gestorben, um dich zu rächen.


Anmerkung von sundown:

Mein erster "Drabble" Versuch..finde die Art sehr interessant.
Zum Text..er ist wahr...es ist merkwürdig, was alles so durch den Kopf schießt nach einem Verlust.
Man will, aber man kann.. auch solche Gedanken nicht verhindern.

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Kommentare zu diesem Text

janna (60)
(21.06.09)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 sundown meinte dazu am 21.06.09:
Hallo Janna, da gebe ich dir völlig recht..Für uns war es lustig, für sie wahrscheinlich nicht, obgleich sie immer mitlachte.
Danke dir
Lg sundown

 Ingmar (21.06.09)
liebe sundown

'Manchmal glaube ich, du bist nur gestorben, um dich zu rächen.'
der letze satz ist (mir) zu grob, zu explizit oder so. ich würd vorschlagen, etwas wie: manchmal glaube ich, du bist nur deswegen gestorben. oder schlicht als letzten satz: manchmal glaube ich, du bist absichtlich gestorben.

der text ist gut, übrigens. find ich.

ingmar

 Ingmar antwortete darauf am 21.06.09:
noch eine variante, näher bei deiner: manchmal glaub ich, du bist aus rache (oder: rachsüchtig) gestorben.

 sundown schrieb daraufhin am 21.06.09:
Hallo Ingmar, danke dir für dein genaues Lesen. Grob ist der Satz, aber so sollte er auch rüberkommen. Denn so ist er auch gedacht worden..und nicht anders. Meine Schwester starb vor 2 Jahren und es ist erstaunlich was sich in der ersten Trauerzeit alles im Kopf abspielt.
Man erschreckt sich teilweise selber über die Heftigkeit verschiedener Gefühle.
Lg sundown

 thomas (21.06.09)
hallo sundown,

Du nimmst den Leser behutsam mit. Satz für Satz wird er in Deine kleine Kinderwelt eingeführt. Das gelingt Dir gut.
Eine kleine Anmerkung vielleicht:

"Ziemlich ungerecht, also aßen wir es heimlich auf"

Meines wissens sind Kinder nicht in der Lage, ein Ordnungsprinzip gegen ein Gerechtigkeitsprinzip auszutauschen. Das ungezogene Klauen ist immer zuvordererst ein Reiz. Von daher erscheint mir dieser Zusammenhang unglaubwürdig.

" Das Papier... Mülleimer"

An dieser Stelle stockt m. E. dein flüssiger Schreibstil. Vielleicht stören die Punkte?

"die noch im Kindergarten war. Sie war frech"

An dieser Stelle assizoiere ich beim lesen "frech" mit "Kindergarten". Die Verniedlichung deiner Schwester (gewollt?) läuft ins Leere.

"Noch als Erwachsene hast du uns das vorgeworfen"

Ich würde diesen Satz so umstellen, daß der Leser besser "drin" bleibt im Text. D. h. , den plötzlichen Zeitsprung durch das Wort "Erwachsene" verdeutlichen.

"Wir haben jedesmal gelacht und uns nie entschuldigt"

"lachen" und "entschuldigen" sind 2 verschiedene Tätigkeiten. Durch die Vermengung in einem Satz wird beides für mich unglaubwürdig und auch ein bißchen unleserlich.

Die Quintessenz zeugt von einer tapferen Traurigkeit. Das gefällt mir sehr. Ganz sicher läßt sich auch daran noch feilen. Aber dann muß ganz genau klar sein, welche Aussage getroffen werden soll.

huups, ganz schön lange Anmerkung*lach
vg thomas

 sundown äußerte darauf am 21.06.09:
Hallo Thomas, sehr ausführlicher Kommentar, das muss man dir lassen.
Ich möchte hier nur auf 2 Dinge eingehen..
Die Punkte....ja, das war eine kleine Notlösung..es ist schwer mit 100 Worten auszukommen. War ja auch mein erster Versuch in dieser Richtung.Aber ich werde weiter üben...mir gefällt dieses Drabble.

Lachen und entschuldigen...Hier sehe ich keinerlei Anlass für Unverständlichkeiten.

Ich bedanke mich herzlich für deine Zeit
Lg sundown
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