Wann kommt der Frühling zurück...?
Gedanke zum Thema Abschied
von ZornDerFinsternis
Kommentare zu diesem Text
yodafan (47)
(28.06.09)
(28.06.09)
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Danke dir, Liebes.
Aber, in einem Punkt werde ich mit dir "streiten" "müssen":
Richtig, die meisten Menschen tragen einen Wert. Ich würde fast behaupten alle. Alle, außer einem. Der eine bin ich. Und glaube mir, ich habe es verdient, dass ich dieser eine bin.
Aber, in einem Punkt werde ich mit dir "streiten" "müssen":
Richtig, die meisten Menschen tragen einen Wert. Ich würde fast behaupten alle. Alle, außer einem. Der eine bin ich. Und glaube mir, ich habe es verdient, dass ich dieser eine bin.
yodafan (47) antwortete darauf am 04.07.09:
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Such's dir aus - oder, interpretiere, was du für's möglichste hälst
yodafan (47) äußerte darauf am 04.07.09:
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Negativ.
Liebe ZornDerFinsternis,
schrieb bereits zu "Tanz am Abgrund (Dem Himmel so nah)", dass mich dein Text an Hölderlins Hyperion denken ließ. Einmal im Hinblick auf seine teilweise kühnen Natur-Metaphern und durch seinen deutlichen autobiografischen Bezug. Hyperion ist zwar in ein zeitloses imaginäres Griechenland versetzt, das dem Dichter viele poetische Anlässe bietet, im Rollenspiel unter der Sonne Griechenlands archaische Idyllen zu schreiben, aber im Grunde ist der Text dort den schönsten Stellen biblischer Propheten nah, wo er konkret deutsche Zustände kritisiert. Dabei ist Hölderlin stets subjektiv, schreibt wie du mit einer überdeutlichen autobiografischen Note. Wer Hölderlins Gedichte liebt, dürfte begeistert sein. Ich glaube, diese Rechnung ging auf. Das schrieb ich in der Hoffnung, falls du Hyperion noch nicht gelesen haben solltest, das schnell zu tun, damit dir die Ähnlichkeit bewusst wird und du vielleicht einen guten (leider maustoten, aber unglaublich literarischen) Freund und Bruder findest, der viele Dinge gesagt hat, die dir wichtig sind.
Bis "Bitterkalt ist es hier, ohne dich." sprachlich gut durchgeformte Prosa, die eine besondere Einsamkeit beschreibt, die jahrelange Trauer darstellt. Verhalten wird beschrieben, welchen biografischen Anlass die bittere und doch so farbige Rede hat, die sich in Höhen aufschwingt, wie man sie vielleicht bei Jean Paul finden könnte, einem unserer größten Sprachmagier. Dein Satz, den ich meine, heißt: "Schwärze starrt mir vom Weltall entgegen." Darin lese ich ein kosmisches Entsetzen über eine Verdunkelung, die auf das Universum ausgedehnt wahrgenommen wird. Betrachtet man den nächtlichen Himmel, nicht ganz von der Hand zu weisen trotz all der Sterne. Die Beschreibung von erhofftem Frühling und empfundenem Winter machen die Prosa so farbig und lebendig. Du meinst die Seele, aber beschreibst die äußeren Jahreszeiten.
Dem Frühling entsprechen im mittelalterlichen Analogiedenken der Hermetiker das männliche Luft-Element, als Tageszeit der Morgen, als Himmelsrichtung der Osten und mental der Verstand. Du könntest demzufolge also sagen, dahin möchtest du dich bewegen.
Dem Winter entsprechen im mittelalterlichen Analogiedenken der Hermetiker das weibliche Erd-Element (Die Mutter Erde), als Tageszeit die Nacht, als Himmelsrichtung der Norden und mental die Selbsterkenntnis.Dorther scheinst du im Text zu kommen. Diesem Element ist auch der Tod in der Doppelbindung Leben und Tod wesenhaft verbunden (Schoß der Erde). Aus ihm kommen wir und in ihn kehren wir einst zurück.
Setzt man die dreieckigen (alchemistischen) Symbole beider dual entsprechender Elemente zusammen, ergibt sich als Ganzheitssymbol der Davisstern als Symbol der Einheit oder wie die alten Kulturen formulierten, der Himmlischen Hochzeit. Eine mögliche Lösung des von dir formulierten Konfliktes könnte lauten, beide Jahreszeiten in dir in Einklang bringen. Man könnte sagen, das lyr. Ich hat im Text erdige Selbsterkenntnis, aber möchte sich wieder von der dunklen Erde mehr weg zum luftigen morgenhaften Frühling des Lebens entwickeln. Dem Winter entspricht ja auch das Alter mit dem Tod. Da ist die glückliche Jugend des Lebens vor allem dann, wenn man noch wie du so jung ist, deutlich vorzuziehen. Gerade wenn man in jungen Jahren schon so viel Sterben erfahren hat.
Hab dir übrigens als ich heute las: "Erinner' mich nicht mehr, an das Rauschen des Meeres. An das Gefühl, von warmen, weichen Sand unter den Füßen." mein Sand-und-Meer-Gedicht "IMMER MEER" gepostet.
"Nacht oder Tag? Ich kann es nicht sagen, ist es doch auch völlig egal; vollkommen bedeutungslos.
Mir ist kalt, ohne dich."
Nicht bedeutungslos. Aber ganz gleich, wenn man Trauer trägt.
"Doch muss ich trotzdem hilflos zusehen, wie die Farben verlaufen und sich im Ozean verlieren." Was für ein Satz! Erinnerungen verblassen. Nur unter besonderen Umständen kommen die Farben wieder. Vielleicht kennst du solche Momente. Bin Eidetiker und erlebe manchmal plastisch Ereignisse, ich sehe sie, wo sie sich andere vorstellen. Eidetik ist verwandt mit Synästhesie, einer Fähigkeit, unterschiedliche Sinneswahrnehmungen miteinander zu verbinden, die du nach deinen Schriften auch zu haben scheinst.
Aber diese Dinge ereignen sich spontan, sind nicht steuerbar. Was vergangen ist, bleibt vergangen, nimmt im Lauf der Zeit andere Bedeutung an. Trauer wird Gott sei Dank zunehmend bewältigt. Nicht immer von selbst. Die Jahre helfen vielfältig dabei.
"Kann die blasser werdende Erinnerung nicht halten, sie rinnt wie feinster Wüstensand durch meine Hände. Kann nichts tun. Nichts machen. Nur stillhalten. Zusehen. Den Schmerz über mich ergehen lassen." Bitte lies dazu Novalis 3. Hymne an die Nacht. Dort schildert er seine Vision, bei der während des Besuches ihrem Grab seine jung verstorbene Verlobte visionär sah. Dann lies bitte alle von der 1. bis 6..
"Klammer' mich an die winzigen Farbpartikel; an die noch so kleinsten Erinnerungsfetzen, die das Meer in den finsteren Ozean, spült.
Verliere mich. Habe ich mich je gefunden?" Wunderschön. Wer erkennt sich schon bis aufs Letzte, ist er ein Mensch? Aber du kennst den (seelischen und geistigen) Winter, die Jahreszeit der Nacht und der Selbsterkenntnis.
Streichen würde ich:
- "Bin kein Mensch; kein "wertvolles" Wesen mehr."
- "Habe ich wirklich geglaubt, ich könnte jemals "wertvoll" sein?
Je, einem Menschen etwas "bedeuten"?"
- "Schreie.
Öffne meinen Mund ein letztes Mal. Wieder fehlen alle Worte. Frage mich, ob du es überhaupt verstehen würdest, wenn du ohne mich aufwachen wirst.
Ob du wissen wirst, dass es das Beste sei, ich hätte nie gelebt.
Frage mich, ob Mutter Recht hatte, wenn sie sagte, ich sei nutzlos, dreckig, wiederwertig.
Frage mich, ob mich dort oben, ob mich dort jemand erwarten wird, der mich in den Arm nimmt. Der mir zeigt, dass "Liebe" etwas Schönes ist.
Nehme die Pistole - "klick".
Entsichere sie.
Schreie ein letztes Mal, verzeifelt in den leeren Himmel."
- ""Klick".
Freudig sickert das Leben in den bleichen Schnee. Hinterlasse meine Spuren.
Blut wühlt sich in den Schnee - deckt sich zu."
Den Schlusssatz mit dem fallenden Schnee solltest du aber unbedingt behalten.
Ich finde, du kämst ohne Gefühle von Wertlosigkeit besser klar. Hier im Text wirken sie auf mich wie ein Fremdkörper, der bei den meisten Lesern, die kein solches Problem mit dem Selbstwertgefühl haben, Ratlosigkeit zurücklässt. Es wird auch so klar, wie sehr du unter der Trennung durch den Tod eines geliebten Menschen leidest.
Kennst du Kästners " Warnung vor Selbstmord"? Ich mags nach wie vor. Du auch?
Gaaaanz herzlich,
Dieter
(Kommentar korrigiert am 22.07.2009)
schrieb bereits zu "Tanz am Abgrund (Dem Himmel so nah)", dass mich dein Text an Hölderlins Hyperion denken ließ. Einmal im Hinblick auf seine teilweise kühnen Natur-Metaphern und durch seinen deutlichen autobiografischen Bezug. Hyperion ist zwar in ein zeitloses imaginäres Griechenland versetzt, das dem Dichter viele poetische Anlässe bietet, im Rollenspiel unter der Sonne Griechenlands archaische Idyllen zu schreiben, aber im Grunde ist der Text dort den schönsten Stellen biblischer Propheten nah, wo er konkret deutsche Zustände kritisiert. Dabei ist Hölderlin stets subjektiv, schreibt wie du mit einer überdeutlichen autobiografischen Note. Wer Hölderlins Gedichte liebt, dürfte begeistert sein. Ich glaube, diese Rechnung ging auf. Das schrieb ich in der Hoffnung, falls du Hyperion noch nicht gelesen haben solltest, das schnell zu tun, damit dir die Ähnlichkeit bewusst wird und du vielleicht einen guten (leider maustoten, aber unglaublich literarischen) Freund und Bruder findest, der viele Dinge gesagt hat, die dir wichtig sind.
Bis "Bitterkalt ist es hier, ohne dich." sprachlich gut durchgeformte Prosa, die eine besondere Einsamkeit beschreibt, die jahrelange Trauer darstellt. Verhalten wird beschrieben, welchen biografischen Anlass die bittere und doch so farbige Rede hat, die sich in Höhen aufschwingt, wie man sie vielleicht bei Jean Paul finden könnte, einem unserer größten Sprachmagier. Dein Satz, den ich meine, heißt: "Schwärze starrt mir vom Weltall entgegen." Darin lese ich ein kosmisches Entsetzen über eine Verdunkelung, die auf das Universum ausgedehnt wahrgenommen wird. Betrachtet man den nächtlichen Himmel, nicht ganz von der Hand zu weisen trotz all der Sterne. Die Beschreibung von erhofftem Frühling und empfundenem Winter machen die Prosa so farbig und lebendig. Du meinst die Seele, aber beschreibst die äußeren Jahreszeiten.
Dem Frühling entsprechen im mittelalterlichen Analogiedenken der Hermetiker das männliche Luft-Element, als Tageszeit der Morgen, als Himmelsrichtung der Osten und mental der Verstand. Du könntest demzufolge also sagen, dahin möchtest du dich bewegen.
Dem Winter entsprechen im mittelalterlichen Analogiedenken der Hermetiker das weibliche Erd-Element (Die Mutter Erde), als Tageszeit die Nacht, als Himmelsrichtung der Norden und mental die Selbsterkenntnis.Dorther scheinst du im Text zu kommen. Diesem Element ist auch der Tod in der Doppelbindung Leben und Tod wesenhaft verbunden (Schoß der Erde). Aus ihm kommen wir und in ihn kehren wir einst zurück.
Setzt man die dreieckigen (alchemistischen) Symbole beider dual entsprechender Elemente zusammen, ergibt sich als Ganzheitssymbol der Davisstern als Symbol der Einheit oder wie die alten Kulturen formulierten, der Himmlischen Hochzeit. Eine mögliche Lösung des von dir formulierten Konfliktes könnte lauten, beide Jahreszeiten in dir in Einklang bringen. Man könnte sagen, das lyr. Ich hat im Text erdige Selbsterkenntnis, aber möchte sich wieder von der dunklen Erde mehr weg zum luftigen morgenhaften Frühling des Lebens entwickeln. Dem Winter entspricht ja auch das Alter mit dem Tod. Da ist die glückliche Jugend des Lebens vor allem dann, wenn man noch wie du so jung ist, deutlich vorzuziehen. Gerade wenn man in jungen Jahren schon so viel Sterben erfahren hat.
Hab dir übrigens als ich heute las: "Erinner' mich nicht mehr, an das Rauschen des Meeres. An das Gefühl, von warmen, weichen Sand unter den Füßen." mein Sand-und-Meer-Gedicht "IMMER MEER" gepostet.
"Nacht oder Tag? Ich kann es nicht sagen, ist es doch auch völlig egal; vollkommen bedeutungslos.
Mir ist kalt, ohne dich."
Nicht bedeutungslos. Aber ganz gleich, wenn man Trauer trägt.
"Doch muss ich trotzdem hilflos zusehen, wie die Farben verlaufen und sich im Ozean verlieren." Was für ein Satz! Erinnerungen verblassen. Nur unter besonderen Umständen kommen die Farben wieder. Vielleicht kennst du solche Momente. Bin Eidetiker und erlebe manchmal plastisch Ereignisse, ich sehe sie, wo sie sich andere vorstellen. Eidetik ist verwandt mit Synästhesie, einer Fähigkeit, unterschiedliche Sinneswahrnehmungen miteinander zu verbinden, die du nach deinen Schriften auch zu haben scheinst.
Aber diese Dinge ereignen sich spontan, sind nicht steuerbar. Was vergangen ist, bleibt vergangen, nimmt im Lauf der Zeit andere Bedeutung an. Trauer wird Gott sei Dank zunehmend bewältigt. Nicht immer von selbst. Die Jahre helfen vielfältig dabei.
"Kann die blasser werdende Erinnerung nicht halten, sie rinnt wie feinster Wüstensand durch meine Hände. Kann nichts tun. Nichts machen. Nur stillhalten. Zusehen. Den Schmerz über mich ergehen lassen." Bitte lies dazu Novalis 3. Hymne an die Nacht. Dort schildert er seine Vision, bei der während des Besuches ihrem Grab seine jung verstorbene Verlobte visionär sah. Dann lies bitte alle von der 1. bis 6..
"Klammer' mich an die winzigen Farbpartikel; an die noch so kleinsten Erinnerungsfetzen, die das Meer in den finsteren Ozean, spült.
Verliere mich. Habe ich mich je gefunden?" Wunderschön. Wer erkennt sich schon bis aufs Letzte, ist er ein Mensch? Aber du kennst den (seelischen und geistigen) Winter, die Jahreszeit der Nacht und der Selbsterkenntnis.
Streichen würde ich:
- "Bin kein Mensch; kein "wertvolles" Wesen mehr."
- "Habe ich wirklich geglaubt, ich könnte jemals "wertvoll" sein?
Je, einem Menschen etwas "bedeuten"?"
- "Schreie.
Öffne meinen Mund ein letztes Mal. Wieder fehlen alle Worte. Frage mich, ob du es überhaupt verstehen würdest, wenn du ohne mich aufwachen wirst.
Ob du wissen wirst, dass es das Beste sei, ich hätte nie gelebt.
Frage mich, ob Mutter Recht hatte, wenn sie sagte, ich sei nutzlos, dreckig, wiederwertig.
Frage mich, ob mich dort oben, ob mich dort jemand erwarten wird, der mich in den Arm nimmt. Der mir zeigt, dass "Liebe" etwas Schönes ist.
Nehme die Pistole - "klick".
Entsichere sie.
Schreie ein letztes Mal, verzeifelt in den leeren Himmel."
- ""Klick".
Freudig sickert das Leben in den bleichen Schnee. Hinterlasse meine Spuren.
Blut wühlt sich in den Schnee - deckt sich zu."
Den Schlusssatz mit dem fallenden Schnee solltest du aber unbedingt behalten.
Ich finde, du kämst ohne Gefühle von Wertlosigkeit besser klar. Hier im Text wirken sie auf mich wie ein Fremdkörper, der bei den meisten Lesern, die kein solches Problem mit dem Selbstwertgefühl haben, Ratlosigkeit zurücklässt. Es wird auch so klar, wie sehr du unter der Trennung durch den Tod eines geliebten Menschen leidest.
Kennst du Kästners " Warnung vor Selbstmord"? Ich mags nach wie vor. Du auch?
Gaaaanz herzlich,
Dieter
(Kommentar korrigiert am 22.07.2009)