Der alte Rollstuhlfahrer

Gedankengedicht zum Thema Unzufriedenheit

von  Martina

Ich saß allein auf einer Bank
am Waldesrand,
schob Groll und fluchte
auf Gott und seine Welt....

Mir fehlte Geld und die Geduld,
gab allen ausser mir die Schuld,
konnt mir nicht leisten,
was mir gefällt.

Das Mädchen welches ich erkor,
würdigte mich keines Blickes,
und auch das Auto war zu teuer,
dabei war es so ein schickes!

So grummelte ich vor mich hin
und zog die Stirn in Falten,
plötzlich nahm ich erstaunt gewahr,
die Gegenwart eines Alten.

Er schien schon länger bei mir zu sitzen,
nachdenklich schaute er mich an.
Er fragte, wie so ein junger Bengel wie ich,
so unzufrieden sein kann?

Sei froh, dass du zwei Arme hast,
die unterstützen können
und auch zwei gesunde Beine,
so kannst du jederzeit gehen und rennen.

Schau mich an, ich bin alt und grau,
kann mich kaum noch vorwärts bewegen.
Und abends brauch ich fremde Hilfe,
um mich ins Bett zu legen.

Hab keinen Menschen, der zu mir gehört,
alle sind schon lange tot,
hab nur meinen Rollstuhl, der mich etwas fährt,
hab nen Katheder, und der Urin färbt sich rot.

Mein Leben ist schon so gut wie vorbei,
meine Tage sind längst gezählt.
Du mein Junge bist jung und so frei,
und ausser Geld gibt es nichts, was dir fehlt.

Also hör auf zu klagen,
nimm dein Leben in die Hand.
Du hast noch soviele offene Fragen,
benutz deinen gesunden Menschenverstand.

Sieh doch, auch ich zürne dem Schicksal nicht,
obwohl ich Gründe hätte zuhauf
Ich bin dankbar, für jedes noch so kleine Licht,
legt mir das Pech, auch immer noch einen drauf.

Mein Grab hab ich schon auserwählt,
und kommst du mich dort einmal besuchen,
dann möchte ich, dass Zufriedenheit aus dir spricht,
und kein bitterböses Fluchen!

Dann schau dir die wenigen Zeilen an,
die auf meiner Grabesinschrift stehen:
Hier ruht jemand,der gerne und glücklich hat gelebt,
konnte er auch nie auch nur einen Schritt gehen!


Copy M.Brandt

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