Zeit heilt alles

Kurzgeschichte zum Thema Abschied

von  Rebekka

Plötzlich waren sie allein.

Das hat sie eigentlich verhindern wollen.

Den ganzen Abend hat er auf diese Gelegenheit gewartet.

„Wirklich eine super Idee, diese Party, oder? Wer weiß, wann wir uns das nächste Mal wiedersehen.“ Betont lässig, mit den Händen in der Hosentasche, saß er halb auf dem Tisch.

„Jaaah, stimmt. Aber wir haben ja zum Glück das Internet. Und auch sowas altmodisches wie Briefe. Wir werden uns schon nicht aus den Augen verlieren.“ Sie lehnte mit dem Rücken an der Wand, die ganze Situation behagte ihr nicht.

Er stand auf und kam näher, flüsterte ihren Namen. „Wirst du mich auch nicht vergessen?“

Nervös trat sie von einem Bein aufs andere. „Natürlich nicht, was denkst du denn?“

Mittlerweile stand er direkt vor ihr. Sie konnte seinen Atem spüren.

„Du weißt, wie viel du mir bedeutest.“ Er strich eine ihrer blonden Locken aus ihrem Gesicht.

Einem Moment schwiegen beide.

Sie seufzte, blickte gen Himmel, wie um Kraft zu Sammeln.

„Das Thema hatten wir doch schon. Ich weiß es und du kennst auch meine Gefühle. Also, was soll das hier? Was willst du?“ Ihre Stimme war nun fest und fordernd. Er hingegen klang beinahe verzweifelt.

„Was ich will? Eine Erinnerung. Etwas, zum festhalten. Etwas, was bleibt!“

Er atmete tief durch und sprach dann aus, an was er den ganzen Abend lang denken musste.

„Bitte. Küss mich.“

Ein Schnauben entwich ihr, ihre Mundwinkel nahmen einen verbitterten Zug an.

„Du denkst, das bleibt? Es bleibt nicht! Du kannst es nicht festhalten. Es würde überhaupt nichts ändern. Früher oder später, und glaub mir, auf jeden Fall früher als du denkst, verblasst alles. Und wir werden uns treffen, uns wiedersehen, über die guten alten Zeiten plaudern und FALLS du dich noch dunkel daran erinnern kannst, dass es da mal so etwas gab, wie einen Kuss – ja dann wirst du nur den Kopf schräg legen, mich nachdenklich ansehen und versuchen dich zu erinnern, was ich dir alles mal bedeutet habe. Und weißt du was? Es wird dir nicht gelingen. Unwirklich, wie Taten einer anderen Person. Nichts bleibt! Zeit heilt alles, nicht nur Wunden.“

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Kommentare zu diesem Text


 FUCKingLotta (25.01.10)
Gefällt mir gut :) Eine unbehagliche Situation treffend beschrieben.
Liebe Grüße :)
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