Die Straßen sind mit Toten überdeckt

Expressionistisches Gedicht zum Thema Genozid

von  DerHerrSchädel

Die Straßen sind mit Toten überdeckt...


Die Straßen sind mit Toten überdeckt.
Sie liegen in der Sonne kreuz und quer,
Darüber laufen Leute mit Macheten her
Und tragen Hemden, die mit Blut befleckt.

Wer Feind nun heißt, des Haus wird ausgeraubt.
Die Männer schlägt man auf der Stelle nieder
Die Frauen aber nimmt man hin und wieder.
All ihre Treueschwüre werden nicht geglaubt.

Den Mädchen ziehen sie die Kleider aus
und schaffen sie – so heißt es – zum Verhör.
Die meisten sieht man danach nimmermehr,
Nur manchmal wirft aus Lastern man die Reste raus.

Den Toten schlagen sie den Kopf entzwei.
Die Kinder spielen mit den Kleidern Ball.
Intakte Häute ziehn sie ab und überall
Verteilt man günstig sie als Schirme frei.

Die Führer rufen zum totalen Krieg.
In allen Landen wächst die schiere Wut.
Wo sie obsiegt, fließt bald in Strömen Blut
Ein Hieb, ein Stich – kein Ende bis zum Sieg.

Die Generäle stehn mit Führereitelkeit
Am Bordstein aber, stolz wie Silberrücken.
Da hängen ihre Gläubiger an Stricken,
Wo schon die Geier kreisen in den Lüften weit.

Anmerkung von DerHerrSchädel:

Letztes Jahr entstanden in Erinnerung an Ruanda 94.

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Kommentare zu diesem Text

Mitternachtslöwe (27)
(10.07.09)
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 DerHerrSchädel meinte dazu am 10.07.09:
Ich mochte das nüchterne, unpathetische an dem Wort. Wenn man sich die Bilder von damals anschaut, trifft das Wort schon zu. Das mit den Langzeilen wundert mich immer ein bisschen. Es gibt so viele Dichter, die Metrum und Takt von Vers zu Vers variierten, ich habe da beim Lesen eigentlich nie dran gestört. Egal, hauptsache es gefiel dir trotzdem.

Viele Grüße

Philipp
yodafan (47)
(10.07.09)
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 DerHerrSchädel antwortete darauf am 10.07.09:
Deswegen habe ich hier auch Geschehnisse beschrieben, dir nicht nur oder gar nicht in Ruanda geschehen. Ja, es war leider kein einmaliges Ereignis. Es gab und gibt viele Ruandas.

Viele Grüße

Schädel

 Didi.Costaire (10.07.09)
Ein finsteres Gedicht Schädel'scher Machart...

das passt zusammen mit Krieg, Gewalt und Völkermord, die hier ein- und ausdrucksvoll beschrieben sind.

In V21 müsste es "stehn" heißen bzw. man könnte auch das Versende dahingehend ändern, die bereits in der vorigen Strophe aufgeführten (!) "Führer" nicht zu wiederholen. Beim "Borstein" bin ich etwas ratlos.

LG, Dirk

 DerHerrSchädel schrieb daraufhin am 10.07.09:
Vielen Dankd für Lob und Hinweise, aber hast du noch nicht gewußt, dass man statt Bordstein auch Borstein sagen sagen;-)

 AZU20 (10.07.09)
Leider wird überall auf der Welt weiter gemordet. Sehr eindringlich. LG
Graeculus (69)
(12.04.17)
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 DerHerrSchädel äußerte darauf am 12.04.17:
Ganz alter Schinken, hatte ich völig vergessen. Du sagt es: Übel, aber passend.
Graeculus (69) ergänzte dazu am 12.04.17:
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 DerHerrSchädel meinte dazu am 12.04.17:
Das Internet vergisst nicht. Ich habe viele alte Texte aus gutem Grund gelöscht.
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