Die Stadt, der Frühling und irgendein Tag

Kurzgeschichte zum Thema Bewusstsein

von  Stone

Die Jogger sind wieder unterwegs; spätestens daran merkt man, dass es wieder wärmer wird. Aber auch daran, dass die Frauen wieder kürzere Röcke tragen und die Menschen sich nicht gar so garstig geben. Oder anders formuliert: alle wirken etwas positiver gestimmt.
Selbst in einer Stadt wie Hambutg, der ja nachgesagt wird (zu Unrecht!), dass seine Bewohner stur und kühl sind, das Wetter regnerisch und trüb und das es überhaupt eine "kalte" Stadt wäre. Doch ich als Hambburger sehe das anders: viele Parks, viel Wasser, veil Natur und eine relativ gutstrukturierte Verkehrsanbindung lassen einen Menschen nicht schlechter leben als z.B in München oder Berlin. Und die Menschen? Wie wohl überall schlägt das Pendel mal nach oben und mal nach unten aus. Natürlich erlebe ich Tage, an denen die Leute unterwegs scheinbar blind vor sich hin laufend, unsymphatisch wirkend, die Verkäufer patzig und obenhin und die Freunde nicht greifbar oder beschäftigt sind. Aber zum einen gibt es ja die vielen(?) anderen Tage und zum anderen kann ich ja meinen Kopf beeinflußen, inwiefern ich selbst dafür tue um einen einigermaßen schönen Tag zu erleben. So setze ich mich in dem Park, in den ich gegangen bin auf eine Bank und schliesse die Augen, um mich - meditationsmäßig - ein wenig aufgeschlossener zu machen. Da ruft ein älterer Herr: "Na, schon besoffen was? Und das um die Zeit, schämen sie sich." Bevor ich irgendetwas auf diese charmante Äußerung erwidern kann, ist er auch schon weitergerauscht; und mit der Ruhe ist es auch vorbei, weil er ein kläffendes Etwas mit sich zieht. Da sehe ich ca. zehn Meter entfernt einen Typen der mich angrinst. Ich denke: "Na bitte, geht doch." Da kommt der Typ auf mich zu, setzt sich neben mich und fragt mich:"haste mal n Euro?" Ich verneine, was neben seinen schlechten Zähnen auch seine schlechte Laune zum Ausbruch verhilft. Er textet mich zu von wegen etwas Geld hätte ich doch bestimmt und er hätte Tage lang so gut wie nichts gegessen und überhaupt wisse er nicht wo er nächste Nacht schlafen soll. Ich habe genug, stehe auf und gehe weiter. Ich bin so in Gedanken, "tut mir ja leid, aber ich hab auch nur knapp einen Zehner, außerdem holt der sich doch bloß Alk davon - aber halt, ich will ja nicht so voreilg urteilen wie der Opi vorhin, ich war doch nicht unfreundlich?", als ich in einen Haufen Hundescheiße trete. Auch das noch. Und dann bleibt das auch nicht unbemerkt, weil eine junge Frau den Vorfall beobachtet hat. Sie kann sich zwar knapp das Lachen verkneifen, aber eben nur knapp. Sie kommt auf mich zu und sagt:"Entschuldigen sie, aber das sah so komisch aus; das ist mir auch schon öfter passiert." Sie reicht mir eine Flasche Wasser, während ich mit einem Taschentuch notdürftig versuche das Gröbste zu säubern. Mit dem Wasser dazu ist die ganze Chose natürlich viel einfacher. Ich erzähle ihr von meinen - amateurhaften - Versuchen meditativ zu entspannen. Da sie zunächst schweigt, denke ich "Desinteresse"; aber dann erzählt sie, dass es mit der Meditation so einfach nicht wäre, über mehrere Versuche überhaupt "reinzukommen in die Phase des meditativen Zustandes", dass es eine andere Art anderes Bewusstsein ist und das meine Art zu meditieren nur so eine Art "Vorstufe" wäre zu einer Technik die erheblich komplexer ist und die selbst sie noch nicht ganz verinnerlicht hätte. So landen wir, während wir durch den Park gehen, gleichsam wie von Zauberhand geführt, bei einem Cafe, wo ich es schaffe sie zu einem Kaffee einzuladen, was sie auch annimmt, allerdings nicht ohne mir den Vorwurf zu machen, ich hätte nicht zugehört was absolut nicht stimmt. So stottere ich eine Zusammenfassung ihrer letzten Sätze und erkläre ihr, dass ich lediglich auf die Möglichkeit hinweisen wollte doch in das Cafe einzukehren, was sie wiederum offensichtlich amüsiert - gleichzeitig verrät sie, dass sie ein wenig die Befürchtung habe, mich würde weniger das Thema Meditation als vielmehr sie selbst interessieren(was soo falsch nun auch wieder nicht ist). Doch letztendlich finde ich es hochinteressant was ich da über das Meditieren lerne. Wir sitzen solange dort, dass wir die Zeit vergessen und irgendwann sagt Sarah - so heißt sie - dass wir uns doch öfter trffen könnten - natürlich um über das Medititieren zu philosophieren, was sie aber, glaube ich, nicht ganz ernst meint. Jedenfalls tauschen wir unsere Telefonnummern und Adressen aus und ich verspreche ihr, weiter an meiner Technik zu arbeiten (wird man nämlich während der Trance-Findung gestört, muss man wieder von vorne anfangen) und zum Abschied küssen wir uns auf die Wange.
So nahm der Tag also doch noch ein positives Ende - na bitte, wusste ichs doch.

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