Philosophie als Ausrede

Aphorismus zum Thema Philosophie

von  Ephemere

Oft bedeutet philosophieren nichts anderes als seine eigenen Probleme der ganzen Welt anzulasten.

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Kommentare zu diesem Text


 BrigitteG (27.07.09)
Schön bissig!

 Ephemere meinte dazu am 05.01.10:
Danke
JeanDark (21)
(28.07.09)
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 Ephemere antwortete darauf am 05.01.10:
Eine Frage des Reflektionsniveaus. Philosophie bedeutet immerhin, ein Problem ernst zu nehmen...
Lena (58)
(03.08.09)
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 Ephemere schrieb daraufhin am 05.01.10:
Danke
wortverdreher (36)
(05.01.10)
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 Ephemere äußerte darauf am 05.01.10:
Dass er seine Probleme zu den Grundfragen der Welt ernennt und so wenigstens Größe in seiner Qual findet...ein ganz anderes Pathos...er arbeitet sich nicht an seinen persönlichen Problemen und Fragen ab, sondern an der condition humana, mit Bedeutsamkeit für die ganze Menschheit.
Misanthrop (31)
(05.01.10)
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wortverdreher (36) ergänzte dazu am 05.01.10:
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Misanthrop (31) meinte dazu am 05.01.10:
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 Ephemere meinte dazu am 05.01.10:
Warum "Nö"? Ob "große Philosophie" oder "Schwabulieren": Man achte doch einmal auf die Themen- und Methodenwahl der herausragenden Philosophen durch die Jahrhunderte (und -tausende) hindurch und beleuchte dann deren persönliche Umstände, die Psychogramme...die Korrelationen frappieren!

Und ich behaupte sogar eine umgekehrte Wertung: Wo Philosophie nicht existenziell empfunden ist, nicht aus einer Frage / einer Sachlage hervorgeht, die den Philosophen persönlich quält, ist sie nichts als eitles Akademiker- und Feuilletongeplauder.

 loslosch (05.01.10)
Diese Debatte ist uralt. Cicero schon im 1. Jh. v. Chr. (De divinatione):

Nichts kann als so widersinnig behauptet werden, dass es nicht von einem der Philosophen behauptet würde. Lothar

 Ephemere meinte dazu am 11.01.10:
Was hat das Cicero-Zitat mit meinem Aphorismus zu tun?
MelodieDesWindes (36)
(22.02.13)
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 Ephemere meinte dazu am 23.02.13:
Ob man Philosophie als Wissenschaft bezeichnen kann? Das hängt vom Wissenschaftsbegriff ab. Mehr als Hermeneutik sollte es schon sein, sonst wäre die Wissenschaft auf dem Niveau der Scholastik geblieben...das ist eher gelehrte Essayistik in meinen Augen.
Wer hingegen in der studierten Philosophie die kontext- und inhalts-/anlassunabhängige Analyse von Argumentationsstrukturen sieht, hat es mit einer sehr abstrakten Gedankenmathematik zu tun - und sieht sich mit derselben Frage konfrontiert wie diese: ob sie (Mathematik; Logik) eine Wissenschaft ist oder nicht eher eine Methodenlehre, ein Instrument (für eine mögliche Wissenschaft oder praktische Anwendungen).
Und will man schließlich "objektive Begriffsanalyse" walten lassen, bewegt man sich zwischen Linguistik und Semiotik - mit potenziell fatalen Fußangeln, wenn Begriffe und Sprache ihres konstruktivistischen, sozialen, der Zeit unterworfenen Kontextes beraubt werden. Dann käme am Ende wieder gehobener Feuilletonismus heraus.

Meine ganz persönliche Meinung - und ich spreche aus Erfahrung - ist ohnehin, dass wer ein Philosophiestudium beginnt, schnell einsehen könnte (oder gar sollte? Vielleicht sogar müsste?), dass er sich auf einem Holzpfade bewegt - dann zumindest, wenn man Philosophie begreift im Sinne des Kontextes, in dem der Begriff entstand - der griechischen Antike - oder auch im Sinne wahrhaft fruchtbarer Philosophen wie z.B. Nietzsche, der mit seinen kaum als formalisiert oder akademisch zu bezeichnenden Methoden in Psychologie, Soziologie, Wissenschaftstheorie und darüber hinaus erhebliche Auswirkungen auf die Wissenschaften im 20. Jahrhundert entfaltet hat (den Missbrauch in der Politik ganz beiseite). Man könnte hier aber auch viele der anderen "effektivsten" / "relevantesten" Philosophen nennen, die weniger polarisieren. Keiner von ihnen hat Philosophie im obigen Sinne studiert - und dass man mit einem Abschluss in Philosophie "Philosoph" genannt werden solle, empfand ich schon immer als eher absurd..."Diplomphilosoph" ist schon beinahe eine contradictio in adjecto. Sehr spannende Überlegungen zur Fruchtbarkeit rein akademischer Philosophie finden sich auch im aktuellen Buch "Antifragilität" von Taleb.

Weit ausgeholt und dennoch weit vom Text abgewichen...

Viele Grüße

Jan

P.S.: Abgesehen davon steht im Text "oft" und v.A. "philosophieren" - es ist also keine Fundamentalkritik an der Philosophie, sondern an ihrem Zustand bzw. dem, was als "philosophieren" oft bezeichnet wird. Man kann und darf es also gerne gerade als Plädoyer für eine strengere geistige Disziplin sehen und eine Gewissensprüfung hinsichtlich der Motive, bevor man sich in dieser Disziplin äußert. Hingegen: Vieles des größten intellektuellen, wissenschaftlichen, technischen Fortschritts ist letztlich aus sehr persönlichen Problemen hervorgegangen.
(Antwort korrigiert am 23.02.2013)
MelodieDesWindes (36) meinte dazu am 23.02.13:
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 Ephemere meinte dazu am 24.02.13:
Herrlich - fruchtbare Diskussionen vor allem über Themen, die sie auch verdienen, sind hier selten und stets erwünscht!
zu 1: Völlig d'accord, so gesehen jedoch wäre das dann 2.
2. ist wichtig, essenziell sogar - das würde ich nie bezweifeln. Nicht nur in der Wissenschaft, ebenso in der Politik, der Liebe, überall, wo es zählt. Allerdings ist es dann aber eben das - zunächst einmal mehr eine Analysemethode oder eine Hilfsdisziplin als eine Wissenschaft sui generis.
Damit täte man aber der Philosophie wahrlich unrecht und relegierte sie auf die Beamtenränge, in den Maschinenraum des Denkens, während sie doch der Mutterschoß ist, aus dem sämtliche anderen Wissenschaften sich ausdifferenziert haben.
Eben eine Metawissenschaft. Da sind wir bei ihren Ursprüngen, da ist die Philosophie ganz bei sich --- die Academia, im besten (und nicht im übertragenen) platonischen Sinn.
Davon sehe ich jedoch in academia (im heute gebräuchlichen Sinn) wie im sichtbaren öffentlichen Philosophieren wenig.
Dabei bedürfte es einer neuen Akademie (im ursprünglichen Sinn) mehr denn je, um die Integration und Reflexion des Wissens nicht Google zu überlassen und weiter in die Beliebigkeit des "Wissens-to-go" zu versinken, das gar nicht erst verdaut werden muss.
Jedoch ist es mir als (mit theatralischem Getöse wird die Maskerade fallen gelassen ) empirischem Sozialforscher kommunikationspsychologischer Prägung und überzeugtem Konstruktivisten ebenso wie als Mensch, der trotz Übung im Denken seiner Intuition mindestens genauso traut und im Allgemeinen diejenige Erkenntnis am meisten schätzt, die sich leben lässt, überaus abwegig, persönliche Motivationen so leichtfertig abzutun. Man denke an Habermas' Erkenntnisleitende Interessen - die sich, wie ich sowohl als lebender, handelnder Mensch als auch als Forscher immer mehr feststellen durfte, nicht nur sehr, sehr weitreichend, sondern auch sehr, sehr subtil und kognitiv nicht (bzw. nur für kurze Zeit und zulasten der dann noch möglichen Gedankenoperationen) kontrollieren lassen. Auf expliziter Ebene selbstredend, auf impliziter eben nicht. Und etwas, das man "von persönlichen Gefühlen befreit" tut ist - im Gegensatz zu einem reifen Stoizismus - oft recht riskant für die Mitwelt, weil das limbische System ein wichtiges Korrektiv ist...nicht nur ethisch, auch intellektuell. Ich stelle keineswegs in Abrede, dass so "brauchbare Ergebnisse", ja gar "Fortschritt" entstehen können - doch zum einen sind diese eben richtungslos (Fortschritt...wohin, brauchbar...wofür) und zum anderen ist eben das Gros philosophischer Paradigmenwechsel (ebenso wie wissenschaftlicher, gesellschaftlicher, kultureller) nicht so überzeugend vom persönlichen Hintergrund, Motiv, Persönlichkeitsprofil des Urhebers zu trennen.
Beste (und müde, doch nun sicherlich angeregt träumende) Grüße
Jan
(Antwort korrigiert am 25.02.2013)
Graeculus (69)
(26.12.14)
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