Marionettte

Text zum Thema Abhängigkeit

von  ZornDerFinsternis

Hör' auf, von "Liebe" und "Gefühl" zu sprechen, wenn du mich ansiehst.
Sei einfach still und sieh mich nicht an - selbst deine Augen sprechen eine andere Sprache.
Lügen tanzen auf den Trümmern meines Herzens, du lenkst sie, ziehst an ihren Fäden und lässt sie geradewegs in die Schluchten meiner Seele fallen. Damit sie dort irgendwo den winzigsten Krümel Hoffnung finden, ausmerzen und mich niederstrecken können.
Du lächelst. Ich weiß genau, was du sagen wirst. Weiß genau, dass du mich anschreien wirst. Hör' auf, immer wieder zu sagen, du wirst dich ändern. "Ich änder' mich. Versrochen..."
Du änderst dich? Wann? Das einzige, das sich ändert ist die Zeit. Ihr Takt wird ungleichmäßiger, genauso, wie deine scheiß "Gefühlsausbrüche". Eifersucht. Habgier. Diese beiden Worte könntest du dir locker auf die Stirn hacken lassen - dann wüsste wenigstens ein jeder, was und wer, vor ihm stünde.
Genauso jämmerlich wie deine Lügen, bin auch ich. Auch ich liege in deinen Händen. Kann mich deiner Macht nicht entreißen. Nicht deiner "Liebe" wiedersetzen, deinen Worten keinen Glauben mehr schenken. Winde mich, und doch hält dein Griff mich gnadenlos zurück. Meine Augen sind blau - dunkelblau. Dabei waren sie doch einmal grün - eine saftige Wiese voller Hoffnung und Freude blickte in die leeren Augen einer müden, verschalfenen Welt. Aber das, ist lange her.
Auch heute knie ich neben dir, habe den Blick auf den Boden gelenkt. Versuche mich von dir loszureißen. Doch immer noch hält mich etwas zurück - noch immer hält mich etwas. Liebe, kann es nicht mehr sein - ebenso wenig, wie Hoffnung. Dummheit. Angst. Feigheit. Diese drei, vielleicht schon eher.
Wieder spricht der Hass durch Fäuste deine Liebe aus. Tränen fallen, zum Zeichen der Unendlichkeit. Knie vor dir. Habe Angst. Flehe dich, um eine milde Strafe an. Deine Hände packen grob die langen Haare, zerrst mich auf. Starrst mich verbittert an und ich habe Angst. Angst etwas zu sagen. Angst, auch nur zu atmen. Angst, dich nur einen Augenblick lang anzusehen... "Ich will nicht mehr deine Marionette sein."

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Kommentare zu diesem Text

Asvika (23)
(05.08.09)
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 ZornDerFinsternis meinte dazu am 05.08.09:
Dankeschön, Vikachen^^ *knuddel* Ich werde dir mein Wort geben, wenn du mir deines gibst.*lieb in Arm nehm*
Asvika (23) antwortete darauf am 05.08.09:
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 ZornDerFinsternis schrieb daraufhin am 05.08.09:
Hihi ^^ Einverstanden. Das wird feierlich mit einem Keks besiegelt und einem Küsschen :) *ein Ferrero-Küsschen geb*
Asvika (23) äußerte darauf am 05.08.09:
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yodafan (47)
(05.08.09)
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 ZornDerFinsternis ergänzte dazu am 05.08.09:
Danke, Meister Yoda :)

 Dieter Wal (05.08.09)
Liebe Anni,

wieder wundervolle Formulierungen (Lügen tanzen auf den Trümmern / den winzigsten Krümel Hoffnung / Diese beiden Worte könntest du dir locker auf die Stirn hacken lassen / Dabei waren sie doch einmal grün - eine saftige Wiese voller Hoffnung und Freude / )

In diesem Text ist das prosaische Ich mitten drin, sich abzugrenzen, Pflöcke in die Erde zu hämmern, Lattenbretter zwischen sie zu nageln, einen Maschendrahtzaun später unter 100 000 V oben festzunieten und ein stählernes Schild mit dem Preßlufthammer in den Beton vor den Bretterverschlag zu packen, auf dem steht: Betreten unmöglich!

Der Schluss lässt mich an die Parabel aus Kleists Aufsatz über das Marionettentheater denken, was Quack ist, da es nix miteinander zu tun hat außer dem Wort Marionette. Wie Asvika schrieb, die beste Wendung der Story. Die Geschichte hat den richtigen Dreh. Sehr gern gelesen. Die zitierten Goldkörner haben biblische Qualitäten, was als Lob gemeint ist.

LG
Dieter
(Kommentar korrigiert am 05.08.2009)

 Jorge (06.08.09)
Ein anklagender Text mit erschütternden Bildern und hoffnungsvollem Ende.
Herbstfrau (65) meinte dazu am 07.02.10:
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