Herz aus Beton

Text

von  ZornDerFinsternis

Das Herz aus Beton. Der Himmel aus Tränen und Schmerz gewachsen. Bäume und Existenzen vom Sturm niedergedrückt. Atme dreckige Luft. Schmecke die salzigen Tränen, die aus den gläsernen, leblosen Augen tropfen. Die Sonne wirft ihre Schatten über meinen Weg. Das Lachen führt mich tief in die entlegensten Gassen. Keine Stimme nähert sich mir. Keine Hoffnung windet sich durch Dreck, Hass und Ängste. Wolken verdecken den Glanz der Sterne, in der Nacht. Regen löscht deine Spuren. Unbeständigkeit hält mich fest. Wünsche sind an diesem Ort bedeutungslos. Chancen sterben mit jedem Schlag der Uhr. Mit jedem neuen Tag, weicht dein Lachen weiter von mir. Spüre keine Liebe mehr, ist der Asphalt doch so kalt und schwarz. Flügel wachsen nicht nach – gibt es doch kein Hoffen mehr auf Liebe und Glück. Geborgenheit finde ich nicht mehr. In keinem dieser finsteren, seelenlosen Wälder. An keinem Platz auf dieser Welt, egal wie nah der Berg an den Himmel ragt, werde ich dir je mehr nahe sein; näher kommen. Krieche jämmerlich über die dunklen Straßen. Warte auf einen Zug, der mich mitnimmt. Auf ein Zeichen von dir. Zeit rinnt wie Sand davon. Träume fließen haltlos ins offene Meer, sinken zum tiefsten Grund hinab und bleiben den verschlossenen Augen der Welt, verborgen. Das Lachen stirbt mit jedem Gedanken an dich; an uns. Das Herz aus Beton. Die Augen kalte, eisige Abgründe. Jeder Schritt auf dich zu, schmerzt. Schmeißt mich ans Ende der Welt. Himmel, Hölle – Leben… liegen zwischen dir und mir. Stehe da. Eiskalt. Klein. Allein. Unfähig. Ängstlich. Verlassen. Das Leben zieht im Eiltempo an mir vorbei. Der Zug hält nicht. Bleibe am Bahnsteig „Leben“ als Aussätziger zurück. Wärme und Gerechtigkeit, sind längst aus diesem Irrenhaus „Welt“ verschwunden. Tränen fallen. Ängste brechen. Leben finden ein Ende. Die Welt steht still und leer. Niemand bricht mein Schweigen. Niemand gibt mir dich zurück. Deine schützende Hand; dein warmes, herzhaftes Lachen so fern. Erinner‘ mich nicht mehr, an den Weg, zu dir zurück. Laufe durch die leeren Straßen, den Blick gesenkt. Tränen in den blassblauen Augen. Viele Narben im Herzen, das nur für dich noch schlug. Laufe ängstlich weiter durch die Nacht. Kein Stern weist mir meinen Weg, weiß nicht, wie viele Straßen ich noch überqueren muss, um dem Leid zu entkommen. Wie oft ich dein Lachen noch ersticken hören muss. Blicke nicht über die Schulter. Kein Blick nach links, keiner nach rechts. Die eisige Stadt liegt weit hinter mir. Dunkelgrüne Wälder wachsen vor mir dem Himmel entgegen. Der Duft verrottender Blätter treibt sanft mit dem Wind durch die feuchte Luft. Blicke zögernd auf. Die Sonne versinkt blutend in einem Meer aus Gold, hinter den kraftlosen Bäumen. Lässt mich allein, in dieser Hoffnungslosigkeit zurück. Mir ist kalt. Wird der Himmel, doch gleich wieder auf mich herniederfallen. Alle Ängste und Schmerzen auf mich werfen. Renne los. In den finsteren Wald. Tiefer hinein. Blätter fallen hier, wie eisiger Schnee. Fallen, wie Menschen, in diesem gottlosen Spiel, das irgendjemand „Leben“ nannte. Sterben langsam, in Abgeschiedenheit, dahin. Niemanden kümmert es. Fasse nach der harten Rinde. Bröckelt langsam unter meinen Fingern weg, will mich nicht halten. Sinke schreiend auf die Knie. Fasse an die schmerzende Wunde; das brennende Loch, in meiner Brust. Wie viele Menschen ächteten dieses kleine, dreckige Herz, das sich doch nur einen kleinen Funken „Liebe“ ersehnte. Traten nach ihm. Trampelten ihr Leben lang über seine Straßen. Spuckten auf mich herab, hatte ich doch nie etwas schönes, warmes, liebliches an mir. Rissen mir die Flügel ab – jede kleine, weiße Feder einzeln. Mit jeder Feder, floh dein Lachen aus dieser Welt. Mein Herz aus Asphalt, seine Straßen…führen nicht mehr zurück zu dir. Die Wege sind verworren und lang – enden irgendwo im Nichts. Mauern errichtest du um mich. Wolltest nur, dass ich nicht weinen muss. Sag, warum bist du dann gegangen? Schließe die Augen. Lausche dem fernen Lärm, aus der toten Stadt im Eis. Vor meinen Augen malen sich bunte Frühlingsbilder. Farbenfroh. Lebendig. Schmetterlinge spielen mit den ersten Sonnenstrahlen, die das Eis zerbrechen wollen. Überall, sprießt neues Leben aus dem kalten Boden. Engel fliegen zu den Sternen. Ernten für ihre Schützlinge, hier unten im Dreck, in Angst, im Lärm des Lebens, einen Hoffnungsstern. Setzen sich auf graue Wolken. Halten 24 Stunden über unseren Köpfen Wache, die Sterne; unser Leben, fest und sicher umklammert. Doch unter all diesen Engel, ist es mir unmöglich, dich zu suchen. Ist es aussichtslos, dir wieder zu begegnen. Wirst du dich doch nicht mehr an mich erinnern. Wirst du meinen Namen doch nicht mehr kennen. Nicht mehr wissen, was dein Lachen mir bedeutet hat. Kennst die Melodie meines Herzens nicht mehr, ist es doch mit deinem Lachen, gemeinsam, verstummt. Ziehe die Pistole unter dem abgewetzten T-Shirt hervor. Öffne ein letztes Mal die leeren Augen. Folge ein letztes Mal, den wirren, endlosen Irrwegen des Lebens. Stehe wieder vor verschlossenen Türen. Vor dem Zuhause, das hinter eisigen Türen und Stacheldraht liegt. Höre grelles, freudiges Lachen hinter den dicken Türen. Konnte die schweren Türen zum Glück, ohne dich; ohne deine Hilfe, nie mehr öffnen – nicht einen winzigen Spalt. Habe im Garten meiner Kindheit, das Leben verspielt. Das Lachen gesetzt. Die Hoffnung mit ihm verloren. Meine Seele mit dem Glanz der Augen, gebrochen. In die weite Welt hinausgezogen – wollte dich nur wiederfinden. Wenn ich schon nicht mehr lachen darf. Wie viele Briefe schrieb ich an dich. Wie viele etliche Tränen, habe ich geweint? Wie viele Nächte bei dir am Grab gestanden und diese Welt; dieses Leben; mich, gehasst. Zu viel verloren, im Schneesturm; auf der Wanderung „Leben“. Gebe auf. Halte mich hier nicht mehr auf. Streiche ein letztes Mal, über die verblichenen Narben auf meinen Armen. Streiche ein letztes Mal, die langen Haare aus meinem Gesicht. Richte den Blick „erwartungsvoll“ gen Himmel. Warte auf dein Zeichen. Dein Lachen… „Klick“. Entsichere die Waffe. Zitternd umklammere ich sie. Wie damals, deine Hand. Tränen fließen die Wangen hinab. Wie damals, als ich dich zu Grabe trug. Führe sie Richtung Mund. Schlucke. Friere. Öffne ein letztes Mal den Mund. Sage ein letztes Mal, wie sehr ich dich liebe – schreie ein letztes Mal verzweifelt deinen Namen in den weiten Himmel hinauf. Der salzige Tränengeschmack auf meiner Zunge macht mich genauso verrückt, wie diese Angst, am nächsten Tag wieder im Chaos dieser Welt, aufwachen zu müssen. Schmecke den kalten Stahl. Schließe die Augen. Erblicke wieder die kindlichen, bunten Farben. Sehe dich neben mir unter unserer Eiche, im Wald sitzen. Hast deinen Arm um mich gelegt. Schaust in meine Augen. Lächelst mich an. Trägst deine Flügel auf den Schultern. Kann dein Herz wieder schlagen hören. Seh‘ deinen Stern über uns wachen – wie in der Nacht, so auch am Tage. Der Wind weht dein langes, lockiges Haar in mein Gesicht. Sehe mich lächeln. Deine Hand halten. Höre mein Herz; höre mich, lachen. „Klick“. Habe abgedrückt. Abgeschlossen. Beschlossen, diesen endlosen Weg zu verlassen. Dieses Spiel als verloren zu sehen; diesen Krieg beendet; die Waffen niedergelegt – obwohl doch bestimmt die „gute Zeit“ wiederkommt. Lächerlich. Ohne dich, gab es dies nicht mehr. Kaltes Silber bohrt sich durch blasse, kalte Haut. Frisst sich durch Knochen. Fetzt das nutzlose, breiige Hirn in viele Stücke. Blut spritzt. Falle wie ein Stein zu Boden. Genauso leblos. Genauso kalt. Unberührt. Verlassen. Allein.

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Kommentare zu diesem Text


 Dieter Wal (16.08.09)
Sprachlich wunderschön geschrieben. Eine weite und zumindest für mich als Leser gar nicht so unerfreuliche Seelenlandschaft. Einfach weil ihre geistigen und seelischen Reichtümer so groß sind.

Ein Satz ist falsch: "hatte ich doch nie etwas schönes, warmes, liebliches an mir." Hattest du immer und wirst schön, warmherzig und liebevoll bleiben.
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