Schemenhaft

Gedicht zum Thema Du und Ich

von  Isaban

Das Gebell von wilden Hunden
und man ahnt gleich ihr Gebiss
und ich lecke meine Wunden
Zwielicht und Septemberstunden

die womöglich sonst verstauben
draußen bei den Gartenlauben
eulen alte Ringeltauben
juliblau Erinnernis

auf dem Tisch in einer runden
Schale liegen grüne Trauben
hinter meiner Stirn fraktale
Wege und dein Schattenriss

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Kommentare zu diesem Text


 souldeep (18.08.09)
hier kann ich wieder und wieder verweilen,
liebe Sabine - es ist eines von denen, die
ich für zeitlos halte und ein gutes stück des
geheimnisses des lebens beihnhaltend...
just auf jener linie, die zwischen licht und
schatten uns lockt, leitet und verführt...
so oder so. eingenommene eben, die einen
mehr in haft als andere.

dir einen guten tag wünschend,
Kirsten

 SimpleSteffi meinte dazu am 18.08.09:
Da schließe ich mich nahtlos an. Erinnert mich an manchen nächtlichen Spaziergang nach langer und intensiver Arbeit
Liebe Grüße,
Steffi.

 franky (18.08.09)
Hi liebe Sabine,
Auf mich wirken deine Zeilen wie ein Wachtraum,
der Bilder aus der Vergangenheit
schemenhaft ans Licht bringt.
Mir gefallen diese Wortbilder, sie stimmen nachdenklich.

Liebe Grüsse in einen neuen Tag
von
Franky

 styraxx (18.08.09)
Ich frage mich, ob sich der Titel auf die fraktalen Wege und den Schattenriss, oder auf das Reimschema bezieht. Ein Reimschema konnte ich bis anhin nicht erkennen, aber darüber wundere ich mich nicht, denn Reimschemen zu erkennen ist nicht meine Stärke. Ich mag das Gedicht, es trägt interessante Bilder in sich, die sich mit dem Rhythmus gut vertragen. Liebe Grüsse dir

 Dieter Wal (18.08.09)
.

Liebe Sabine,

frage mich, was Tauben tun, wenn sie eulen. Kibizen, greifen,vögeln, spechten, alles dagewesen, aber eulen ist für meinen schwachen Verstand schwer vorstellbar. In früher Kindheit beherbegte das geisterhafte Pfarrhaus meines Großonkels im höchsten Erker einen Uhu. Wir sahen ihn teilweise tagsüber dort sitzen. Er wirkte höchst majestätisch, dass ich später erste Fabeln über ihn schrieb. Aber eulen? Gucken deine Ringeltauben weise? Fressen sie Kleinnager? Fragen über Fragen. Auf jeden Fall ist der Neologismus schön anschaulich, wenn auch rätselhaft, was der Sache keinen Abbruch tut, da Eulen rätselhaft scheinen.

Der dreifach wiederholte Reim v. S. 2 hat Zug. Sehr gut. Erinnert mich in ihrer Suggestivität an Shakespears Threnos:

Threnos.

Beauty, truth, and rarity,
Grace in all simplicity,
Here enclosed in cinders lie.
Death is now the phoenix` nest;
And the turtle`s loyal breast
To eternity doth rest,
Leaving no posterity:
`T was not their infirmity,
It was married chastity.
Truth may seem, but cannot be;
Beauty brag, but `t is not she;
Truth and beauty buried be.
To this urn let those repair
That are either true or fair;
For these dead birds sigh a prayer.

Nicht ganz so feurig, was vielleicht durch deine Reimwörter erklärbar wäre. Ebenfalls toll finde ich den doppelten Verweis von fraktale auf Stirn und Wege. Anschaulich, stimmungsvoll, raffiniert, wo ist dein Lyrikdeluxeverlag?

Gruß
Dieter
(Kommentar korrigiert am 18.08.2009)

 Isaban antwortete darauf am 18.08.09:
Danke vielmals, ich sollte ihn viel öfter im Original lesen.

Hast du Ringeltauben (die dicken, mit dem weißen Galgenstrick um den Hals, die immer in Trüppchen auf den Parkwiesen grasen oder einzeln von dicken Ästen auf Autos zielen ) schon mal rufen hören? Sie machen sehr eindrucksvoll und ausdauernd "schuhu", manchmal über Stunden, klingt so, wie man sich Eulenrufe vorstellt - oder so, als würde so ein Taubentier todtraurig, von Sehnsucht verzehrt und jeden Tag auf's Neue um sein Liebstes klagen. Sind schon romantische Viecherl, wenn sie nicht grade klecksen.

Ich freu mich über deine Rückmeldung.

Liebe Grüße,

Sabine

PS: Sag du mir, wo er ist. An Lyrik traut sich doch keiner mehr ran, die wird doch nur noch veranthot.
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