Noch immer keine Experimente

Sonett zum Thema Abgrenzung

von  Didi.Costaire

Wir hatten wenig Zucker, aber Eisen
und Adenauer machte die Notiz:
fast achtundachtzig, Kanzler statt Hospiz -
wohl um den Ernst der Lage anzupreisen,

denn Ludwig Erhard saß dann auf dem Posten.
Das Wirtschaftswunder schien vor allem seins,
Fortune als Chef besaß der Dicke keins.
Der erste Einbruch ging auf seine Kosten.

Die Deutschen lebten wieder recht gemütlich:
Spaghetti an der Adria, auch Tief-
kühlkost. Geburten gab es halbminütlich,

doch junge Leute litten unter Greisen,
beklagten Reaktion. Im Spießermief
bewegten wir uns auf den falschen Gleisen.

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Kommentare zu diesem Text


 loslosch (24.08.09)
Die Daten aus dem Kopf, äährlich! Adenauer feiert seinen GT Ende Januar. Sein Kalauer: Wir feiern die Nacht durch, aber erst wenn die Nächte wieder kürzer sind. Als Jg. 1876 war A. 1963 fast 88 und Erhard, den er nicht hatte verhindern können (Jahre vorher der Versuch, als Bundespräsident zu kandidieren: Erhard ad portas), saß endlich auf dem Thron. Alles soweit richtig.

Keine Experimente war aber mW ein Wahlmotto der CDU in den 50er Jahren. Die Notiz von A.? Möglich, aber dann (kann man ergooglen) etliche Jahre früher, schätze mal 1953, spätestens 1957.

Den Einbruch 1966/67 nur Erhard zuzurechnen, ist sehr gewagt. Erhard war wohl kein Wirtschaftsexperte, sondern ein Seelenbeschwörer. Nach dem Amtsverlust 1966 machte er Investmentberatung - als Galionsfigur. Und die "beratene" US-Firma ging den Bach hinunter. Ganz ohne Google nehm ich das mal auf meine Kappe. Hoffentlich findet man ein paar Fehlerchen, sonst muss ich unter den Lügendetektor. Lo
(Kommentar korrigiert am 24.08.2009)
(Kommentar korrigiert am 24.08.2009)

 Didi.Costaire meinte dazu am 24.08.09:
Danke für dein Interesse, die zahlreichen Besuche auf dieser Seite sowie die Recherchen und den Kommentar.

Der Wahlspruch "Keine Experimente" stammt in der Tat aus dem Jahr 1957. Meine Gedanken gingen dahin, dass sich die Stimmung dieses Slogans bei der Mehrheit im Land bzw. in der Politik in den folgenden Jahren fortsetzte. Gerade habe ich mir noch einen Werbespot des politischen Gegners aus der Zeit angesehen, in dem Frau Brandt den Kaffeetisch im Garten "diesmal nicht umsonst decken musste" und die Familie anschließend gemütlich zusammensitzt - der Hausherr natürlich im Anzug und mit Krawatte. Auch da ist also noch nicht viel an Reformeifer zu sehen.

Die Überschrift nur mit diesen beiden Worten ist allerdings in der Tat irreführend und ich mache gleich eine kleine Änderung, um meinen Gedankengang hoffnungsvollerweise besser zum Ausdruck zu bringen.
Die Formulierung "ging auf seine Kosten" im Erhard-Komplex soll zum Ausdruck bringen, dass die Entwicklung zu seinem Schaden erfolgte. Die Schuldfrage reiße ich nicht an, sondern bringe lediglich zum Ausdruck, dass Erhard im Kanzleramt nicht die beste Figur abgab. Da du dieses etwas anders aufgefasst hast, entscheide ich mich nun doch für das Wort "Fortune" anstatt "Talent".

Experimentierfreudige Grüße, Dirk

 loslosch antwortete darauf am 24.08.09:
Wo ist der Lügendetektor? Ich habe null Recherchen angestellt, nur 1957 (vorher 1958) korrigiert, weil ich zunächst nicht bis vier zählen konnte (reguläre Länge der Legislaturperiode).

Entscheidend ist der Zusatz in der Überschrift (Noch immer ...). Alles Übrige eher unbedeutend.

Jetzt bleibt zu hoffen, dass auch die noch viel Jüngeren dieses Sonett mit Eifer lesen.
Lo

 plotzn schrieb daraufhin am 24.08.09:
Es wäre etwas gewagt, mich als "viel Jüngeren" zu bezeichnen Trotzdem lese ich die Geschichts-Sonette mit großen Eifer. Da kann ich einen Teil dessen nachholen, was ich dank langweiligem Geschichtsunterricht in der Schule verpasst habe.
Ich hoffe, es gibt eine Fortsetzung!
lg Stefan

 Didi.Costaire äußerte darauf am 24.08.09:
@ Lothar: Es freut mich, dass dir der erweiterte Titel ebenfalls besser gefällt.
Der Lügendetektor schlägt nicht aus, wobei ich deine Geschichten weder bestätigen noch widerlegen kann. Adenauer hat zumindest nach dem Mittag gerne ausgiebig geschlafen und war dadurch spätabends auch im hohen Alter noch sehr fit, und der Kollege Erhard hätte vielleicht besser noch ein schlaues Buch mehr geschrieben...

@ Stefan: Ich muss dich enttäuschen! Mit EINER Fortsetzung komme ich nicht aus.
Danke für den Kommentar und die Empfehlung.

LG, Dirk

 harzgebirgler (07.07.17)
dem dutschke hat das land viel zu verdanken / an freiheit von spieß(er)gesell’gen schranken. beste abendgrüße aus goslar von henning

 Didi.Costaire ergänzte dazu am 09.07.17:
.
Die Sieb- und Achtziger warn eine gute Zeit,
die beste, würd ich sagen, weit und breit.

Danke fürs Kommentieren und beste Grüße, Dirk
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