Das Märchen vom Kirschbaum und der Hoffnung

Gleichnis

von  derNeumann

Sie war einmal und begann als glänzende Frucht. Wahrscheinlich wäre sie verschrumpelt zu Boden gefallen und einfach vergangen, wäre sie nicht gierig verschlungen worden. So aber durchlief sie saure Zeiten, ihre neue Umwelt zerrieb sie und versuchte sie vollkommen in sich aufzunehmen. Nur der Kern blieb übrig und wurde einfach ausgeschissen.
Es ist ein Gerücht, dass Scheiße Wärme abgibt. Dafür muss sich schon ziemlich viel ansammeln und ein gewisser Druck hinzukommen. Dann gärt und arbeitet es in ihr, Bewegung kommt in den Haufen und dabei entsteht eine ziemlich hitzige Atmosphäre. Aber das ist eine Wärme, die auch alle Keime tötet und in eine pampige Masse verwandelt.
Ohne einen großen Haufen konnte der Kern keimen und sich von den Exkrementen nähren. Der Keim wurde zu einem kleinen Pflänzchen und dann endlich Sie.
In der Dunkelheit war sie gereift, strebte zum Licht, wuchs kräftig und brachte viele Seitenzweige hervor. Später konnte sie den Geplagten Schatten spenden, Kinder in ihren Armen spielen lassen und neue Früchte hervorbringen.
Sie schmeckten süß, diese Früchte, und sie glänzten. Und sie luden dazu ein verschlungen zu werden.

Und wenn sie nicht gestorben ist …
Nein! – Sie stirbt zuletzt.

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