Schlichte Reime

Sonett zum Thema Alles und Nichts...

von  Isaban

Auf die Rosen klatscht der Regen.
Was sich ihm so trotzig bot
wird ein wilder Wind bewegen,
biegen, beugen, brechen. Tot.

Kirchturmglocken schlagen acht,
schlagen neun und zehn und zwei,
mit dem Regen fällt die Nacht,
fällt und fällt an uns vorbei,

Welt um Welt liegt brach und weit,
Dunkel weiß von keiner Zeit,
muss nicht wiegen und bemessen,

fällt wie weicher, schwarzer Sand
aus der großen, alten Hand.
Wir versinken und vergessen,

was uns mit dem Hier verband,
lösen, wie vom Baum das Blatt,
das, was uns gehalten hat.


Anmerkung von Isaban:

Schweifsonett

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Kommentare zu diesem Text


 Bergmann (16.09.09)
Die große alte Hand ... Rilkes .. Gottes ... ?

 Isaban meinte dazu am 16.09.09:
Interessante Interpretationsansätze, lieber Uli! :-D

Liebe Grüße,

Sabine

Edit: RS
(Antwort korrigiert am 16.09.2009)

 Bergmann antwortete darauf am 16.09.09:
Das sind keine Interpretationsansätze, werteste Sabine, sondern kritische Hinweise! :--------------------------------------------)

 Isaban schrieb daraufhin am 16.09.09:
Ach Uli, setz doch mal deine Rilkebrille ab.

 Bergmann äußerte darauf am 16.09.09:
fällt wie weicher, schwarzer Sand
aus der großen, alten Hand.

Das lehnt sich verdammt an Rilke an, DU musst deine Rilke-Imitation bekämpfen, und deine Immer-noch-Romantik-Schmusegedicht-Haltung dazu! Der Weg ins Land der Seelenliebe ist nicht weit...
Uli-)

 Isaban ergänzte dazu am 16.09.09:
Lieber Uli,

solltest du mir hier ein Plagiat vorwerfen, dann mach es bitte deutlich.
Wenn dich mein Text stilistisch an Rilke erinnert, dann sollte ich wohl geschmeichelt sein, empfinde es allerdings als Unverschämtheit und Beleidigung, als Rilke- Imitatorin bezeichnet zu werden.
(Antwort korrigiert am 16.09.2009)

 Bergmann meinte dazu am 16.09.09:
Anlehnung hat immer was Imitatorisches. Mit dieser Art Gedichte, 100 Jahre nach der Rilke-Ära, lehnst du dich halt arg an. Bezeichne es, wie du willst. Wir werden uns hier nicht einig.

 Isaban meinte dazu am 16.09.09:
Wenn ich mich an einen seiner Texte "angelehnt" oder wirklich seinen Stil kopiert hätte, lieber Uli, könnte ich deine Argumente nachvollziehen. Da dem nicht so ist, halte ich sie für ... (

 Bergmann meinte dazu am 16.09.09:
Nicht bewusst angelehnt, sondern: Du bist ganz drin in dieser Zeit damals, die hat dich eingefärbt. (Zum Glück gibt es ja andere Gedichte von dir, die eher in unserer Zeit stehen.)

 Isaban meinte dazu am 17.09.09:
Weder bewusst, noch unbewusst angelehnt, lieber Uli.
Ich bin nicht ganz so anlehnungsbedürftig, wie du zu vermuten scheinst.
Dieses Gedicht lehnt weder in Form, noch im Vokabular, stilistischen Mitteln oder in den gezeigten Bildern bei Rilke oder einem anderen Dichter an.
Was du hier wiedergibst ist ausschließlich dein ganz persönlicher Eindruck, deine ganz subjektive Auslegung dessen, was du in meinen Texten siehst oder sehen möchtest.
Das Internet ist ein recht trügerisches Medium, die Gefahr einfach nur die eigenen Vorstellungen auf ein unbekanntes Gegenüber zu übertragen ist relativ groß.
Mich kennst du nicht, du weißt nicht, was mich eingefärbt hat.
Es freut mich, dass du einige meiner Gedichte schätzt und ich kann damit leben, dass es bei anderen Texten eben nicht so ist. Was mich wirklich und allen Ernstes ärgert, sind Spekulationen und Behauptungen über meine Person, meine Persönlichkeit, meine Motive und das, was mich ausmacht.

 Bergmann meinte dazu am 17.09.09:
Ich äußerte mich zum Text (Text) und Textautor, nicht über Persönliches. Wenn ich sage, die Nähe zu Rilke und anderen Gedichten seiner Zeit liege dir, dann sind das Äußerungen zum Text und anderen Texten (von dir). Habe ich da eine wunde Stelle getroffen? Das wollte ich nicht.

 styraxx (16.09.09)
Die Überschrift bezieht sich wohl auf die unreinen Reime, wenn ich mich nicht täusche. Gern gelesen. Liebe Grüsse

 Isaban meinte dazu am 16.09.09:
Nein, eher nicht, lieber Cornel, der Text enthält nämlich keine unreinen Reime.

Liebe Grüße,

Sabine

 styraxx meinte dazu am 16.09.09:
Siehst du, ich habs halt nicht mit dem Reim

 Didi.Costaire meinte dazu am 16.09.09:
Es liegt aber einer in der Luft:

schlagen neun und zehn und elfe,
...fällt und fällt, dass Gott uns helfe.


;-)))

Dieser dreistündige Aussetzer der Kirchturmglocken ist jedenfalls mysteriös.

LG, Dirk

 Isaban meinte dazu am 30.09.09:
Du solltest einen Krimi drüber schreiben, Monsieur Costaire.
mathis (48)
(16.09.09)
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 Isaban meinte dazu am 16.09.09:
Wäre auch eine Möglichkeit, lieber Mathis, eine gute sogar - nur (ich habe es jetzt mehrfach hin und her gewälzt) nicht die meine.
Hab vielen Dank für deine Beschäftigung mit dem Text, die Rückmeldung und die durchaus überlegenswerte Anregung.

Liebe Grüße,

Sabine

 Didi.Costaire (16.09.09)
Liebe Sabine,

man merkt deinen Versen die Freude daran an, äußerst simple Reime à la rot-tot zu einem gehaltvollen Ganzen zu verdichten.

Die Form des Schweifsonettes finde ich ebenfalls sehr interessant. Um hier das Zusammenspiel von These, Antithese und Synthese besser analysieren zu können, wäre mir allerdings eine weltlichere Thematik lieber. Wie ich hier schon des öfteren lesen konnte, wirst du Silbenfee genannt - und vielleicht habe ich ja diesen einen Wunsch frei,

denn auch ich wäre gerne einmal ausschweifend.

Liebe Grüße, Dirk

 Isaban meinte dazu am 30.09.09:
Der Perspektivwechsel ist doch ganz leicht zu verfolgen, lieber Dirk.



1. Quartett: Natur, hier im Detail am Beispiel einer Rose

Auf die Rosen peitscht der Regen.
Was sich ihm so trotzig bot
Wird ein wilder Wind bewegen,
biegen, beugen, brechen. Tot.


2. Strophe: Zeit

Kirchturmglocken schlagen acht,
schlagen neun und zehn und zwei,
mit dem Regen fällt die Nacht,
fällt und fällt an uns vorbei,


Terzette = Bezug zum menschlichen Leben/Synthese
und zwar

im ersten: Erweiterung des Blickwinkels/ "Globalisierung"

Welt um Welt liegt brach und weit,
Dunkel weiß von keiner Zeit,
muss nicht wiegen und bemessen,


im zweiten: zusätzliche Erweiterung, Blick auf das Übergeordnete, das "große Ganze", ob nun Natur, Gott, Kosmos, die große Dunkelheit, Schlaf, Tod oder Zeit oder was sonst man dort je nach persönlicher Interpretation einsetzen will

fällt wie weicher, schwarzer Sand
aus der großen, alten Hand.
Wir versinken und vergessen,


im dritten: die Zusammenhänge/Parallelen/Synthese

was uns mit dem Hier verband,
lösen, wie vom Baum das Blatt,
das, was uns gehalten hat.


Dazu sei noch erwähnt (falls dich die Gedichtform als solche interessiert), dass das klassische Schweifsonett eigentlich im Klammerreim geschrieben ist und dass bei dieser Variante der 1. Vers in S5 den Reim aufnehmen sollte, mit dem S4 schließt. Bei den von mir gewählten alternierenden Reime in den Quartetten fand ich meine Terzettreimschemalösung stimmiger.

Liebe Grüße,

Sabine
(Antwort korrigiert am 30.09.2009)
Angelika Dirksen (62)
(16.09.09)
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 Isaban meinte dazu am 30.09.09:
Ja, Geli, hab ich. Find ich gut, dass du das ansprichst. Ich wollte das "wilde bunte Detail" als Kontrast zum sanften Indenschlaffallen bringen, wollte auch gleich am Anfang den Gegensatz Pflanze/Mensch betonen, um am Ende den Parallelen mehr Gewicht verleihen zu können. Freut mich riesig, dass Bilder und Perspektiven dir gefallen. Danke schön, für deine Rückmeldung, das Kaleidoskop in deiner Interpretation gefällt mir sehr.

Liebe Grüße,

Sabine
Spocki (57)
(16.09.09)
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 Isaban meinte dazu am 30.09.09:
Hallo Mattes,

freut mich, dass du es magst. Jeder kann nur auf seine ganz eigene Weise interpretieren und ich finde die Interpretation, die du für dich gefunden hast sehr stimmig und schön. Hab vielen Dank für deine Rückmeldung.

Liebe Grüße,

Sabine
Googlehupf (55)
(21.09.09)
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 Isaban meinte dazu am 30.09.09:
Vielen Dank, du. Dein Kommentar war mir Lob und Freude.

Liebe Grüße,

Sabine
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