Eiersalat

Kurzgeschichte zum Thema Humor

von  Dart

Frank war ein gemachter Mann. Zumindest, wenn sich seine Zukunft so entwickeln würde, wie es seine Agenda 2020, die er sich selbst entwickelt hatte, vorhersagte. Frank war genial. Genial darin, verwegene Pläne zu entwickeln und sie durchzuführen. Nicht genial darin, sie ordnungsgemäß umzusetzen. Bis auf dieses Mal! Frank hatte genug von seinen endlosen Fehlschlägen und hatte daher den Plan aller Pläne ersonnen, seinen Masterplan sozusagen. Und dieser Plan handelte von…
„Eiersalat!“ rief Frank in das Fabrikgelände hinein. Er hatte einen dieser typischen Anzüge an, die sagten, dass man aussah wie Geld, aber keines hatte. Um dieses nun endlich zu machen, hatte er gut ein Dutzend neue Angestellte in seine neue Eiersalatfabrik bestellt und wollte ihnen nun seine Vision mitteilen.
„Eiersalat ist die Zukunft für Deutschland. Eiersalat wird uns aus der Krise bringen. Eiersalat ist die Lösung unsere Probleme,“ rief er in die Halle mit diesen typischen Sechs-Wörter-Sätzen der Politiker.
„Also das verstehe ich nicht,“ unterbrach ihn Herbert, seines Zeichens staatlich geprüfter Gabelstapler.
„Aber es ist doch ganz einfach,“ sagte Frank tadelnd und hob ein Ei aus einem vor ihm stehenden Karton in die Höhe:
„Das ist ein typisch deutsches Markenei aus kontrolliert biologischem Anbau. Massenware, kaum etwas wert. Doch wenn man es veredelt, kann man damit einen Arsch voll Geld mit machen.“
„Papier- oder Münzgeld?“ rief Bärbel, die wusste, wie man die letzte Stelle von Pi berechnen konnte, es nur noch nie gemacht hatte.
„Äh…wie?“
„Also mir ist Papiergeld im Hintern lieber als Münzgeld, da Papiergeld erstens mehr wert und zweitens viel handlicher…“
„Das mit dem Arsch voll Geld war doch nur sprichwörtlich gemeint!“
„Ach so,“ raunte die Menge.
„Hören Sie – meine Idee ist es, diese typisch biologischen Eiermarken aus kontrolliert angebauten Deutschen mit diversen kleinen Zutaten, die man für wenig Geld an jeder Ecke kriegt zu verfeinern und damit noch sehr viel mehr Geld zu machen als nur mit diesem typisch eiernden Markenabau aus deutsch kontrollierter Biologie. Und genau dafür brauche ich Sie!“
„Uns?“ rief der Chor zurück.
„Ja, euch, denn Ihr sollt mir den Eiersalat herstellen und verpacken, auf dass ich ihn dann teuer verkaufen werde.
„Det hört sich ja schnicke an. Aber wie jenau solln det nu funktionieren tun? Irjendwie vasteh ick dat allet noch nich janz,“ maulte Bill, der gebürtige Tiroler. Frank seufzte kurz, ehe er antwortete:
„Es ist doch ganz einfach: Ich kaufe für wenig Geld Zutaten für den Eiersalat. Die verarbeitet ihr dann zu Eiersalat und füllt ihn ab. Dann verkaufe ich den Eiersalat für viel mehr Geld, als ich für ihn ausgegeben habe.“
„Welche Zutaten?“ fragte Heinrich, der Seefahrer.
„Na, ihr werdet doch wohl die Zutaten für Eiersalat wissen!“ sagte Frank.
„Zwiebeln!“
„Ja, zum Beispiel.“
„Gürkchen.“
„Ja, auch kleine Gürkchen können in Eiersalat.“
„Mayonnaise.“
„Mayonnaise ist auch richtig.“
„Salz.“
„Richtig, an jeden Eiersalat muss eine Prise Salz.“
„Pfeffer.“
„Auch ein klein wenig Würze verträgt der Eiersalat.“
„Paprika.“
„Paprika – auch eine gute Idee.“
„Salat.“
„Nein, die ganze Pampe wird erst noch zum Salat. Ranmachen muss dann kein Salat mehr.“
„Ach so, schade.“
„Na, was fehlt denn noch?“
„Liebe?“
„Wir stellen widerwärtige Pampe für den massenweisen Konsum her, das hat nichts mit Liebe zu tun“
„Geschmack?“
„Hm, ein paar Geschmacksverstärker sind natürlich auch nicht schlecht.“
„Na dann haben wir ja alles.“
„Haben wir da nicht noch etwas vergessen?“ rief Frank tadelnd in die Runde.
„Oh Gott, nicht schon wieder was vergessen! Das letzte Mal hatte ich neun Monate später eine fressende Kackmaschine am Hals!“ schrie Martin, der auf dem Tausend-Euro-Schein abgebildet ist.
„Nein, verdammt noch mal – ich meine, wir brauchen Eier!“ unterbrach ihn Frank unwirsch.
„Soll das heißen, Frauen sind hier nicht erwünscht?“ zischte Gisela, bei der man sich immer sicher ist, sie schon irgendwann mal gesehen zu haben.
„Nicht solche Eier. Hier – diese typisch markierten Deutschen aus bebauten eiernden Kontrollbiologen. An jeden Eiersalat müssen doch Eier ran. Und ihr werdet mir diese Eier schälen und schneiden, passgerecht in kleine Würfelchen.“
„Einen Moment!“ rief Hans, der Typ der gegen Sauerstoff allergisch ist und deswegen in einer Tupperschachtel leben muss, dazwischen:
„Gibt es nicht Maschinen, die wo etwas machen können?“
„Nun, natürlich gibt es die, nur kann ich mir im Moment keine leisten.“
„Wenn sie dann aber später mehr Geld haben, werden sie sich dann eine leisten?“
„Natürlich!“
„Aber dann brauchen sie uns ja gar nicht mehr!“
„Ähm…“
Grimmig blickte ihn die Masse an und Frank versuchte eingeschüchtert zu lächeln:
„Nun ja…irgendeiner muss ja die Maschine bedienen…“
„Einer von uns?“
„Eventuell vielleicht auch ein hierfür speziell ausgebildeter Mensch für diese Eiersalatmaschine. Was mir wahrscheinlich eher zusagen könnte.“
„Aber es könnte auch einer von uns sein?“ fragte Gunther, der vor vielen Jahren eine Ausbildung zum Eiersalatmaschinisten abgebrochen hatte und lieber Philosophie studieren wollte.
„Falls ich keinen dieser speziell ausgebildeten Eiersalatmaschinenmaschinenmenschen finde…dann ja.“
„Juchu!!“ rief die Masse im Chor.
„Ja, das ist doch ein Grund zum Jubeln,“ sinnierte Frank laut weiter:
„Endlich wird sich mein Traum eines gemachten Mannes erfüllen. Oh ja – ICH WERDE MILLIARDEN MIT EIERSALAT VERDIENEN!“
„Ähem!“ räusperte sich die lila Kuh:
„Wenn sie Milliarden mit ihren Eiersalaten, die wir herstellen, verdienen, wie viel bekommen wir denn da? Immerhin schuften wir dann ja am meisten.“
„Reicht ihnen der gesetzliche Mindestlohn denn nicht?“
Wie gesagt, Frank war ein Meister im Pläne schmieden, nur an der nachstehen Ausführung scheiterte er regelmäßig…

Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Text


 Dieter_Rotmund (21.09.09)
Etwas betulicher Text, der erst spät ins Groteske driftet.
Autor outet sich durch die Verwendung von "die, wo" als Baden-Württemberger.

 Dart meinte dazu am 21.09.09:
Der Autor dankt für die Kritik und outet sich selbst als waschechter Südost-Berliner
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram