Alles ist schwierig, bevor es leicht wird. 07.10.2009

Brief zum Thema Neuanfang/ -orientierung

von  Quengel36

Alles ist schwierig, bevor es leicht wird. 07.10.2009

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Nicht so viel Spaß macht mir, dass es Dir nicht gut geht! ACHTUNG: nachfolgender Text sollte beim ersten Lesen unter Ausschluss jeder Öffentlichkeit rezipiert werden. Für jegliche Zuwiderhandlung ist die Verfasserin ab JETZT in keiner Weise regresspflichtig. HIER KÖNNTE EIN ERSTES (aber vielleicht auch vorerst letztes) LÄCHELN ENTSTEHEN!

Dass in Düsseldorf nicht alles leicht und einfach werden würde, wusstest Du ziemlich (und, im Vergleich zu mir, mehr als nur) genau. Ich habe mir und noch mehr Dir aber gewünscht, dass es Dich nicht (mehr?) so trifft.
Du hast mit dem Weggang aus Essen eine Menge (Status) aufgegeben. Du hast aber auch eine Menge neuer Chancen bekommen. Nämlich, mit einem Chef, dem Du - soweit es Dir möglich ist - vertrauen kannst, an neuer Stelle etwas Neues aufzubauen.
Und jetzt musst Du kämpfen. Das kennst Du seit Jahren (auf den Status bezogen) nicht mehr. Es ist ungewohnt und deshalb bereitet es Dir Probleme. Ich würde mich (naiv?) darauf zurückziehen, zu sagen (und zu denken): so ist es eben, da muss ich jetzt durch. Es gibt mir die Chance, zu sehen, wo ICH stehe und wie bereit ich bin, um die für mich wesentlichen Dinge zu kämpfen.
Du bist da anders. Du versuchst gerne (?) mal, "das Gesicht zu wahren" und trotzdem ans Ziel (an DEIN Ziel) zu kommen. Auch mit dem Rückhalt durch Deinen Chef. Und der ist jetzt (FRECH!) krank und Du musst es (ALLES?) alleine bewältigen. Das passt nicht in Deinen Plan und macht Dich unsicher. ICH weiß, dass Du zu ganz anderen Dingen fähig bist und dass Du ganz andere Dinge erreichen kannst - und tief in Dir drin weißt Du das auch. Vielleicht ist das jetzt ein Lernprozess für Dich, der Dir zeigt, wie es ist (sein kann), wenn Du Dich nicht mehr auf Deinen Chef verlassen kannst, weil er nicht mehr da ist, weil er in Rente (oder ATZ) ist. Du musstest in den letzten Jahren nicht um Deinen Status kämpfen, denn Du hattest ihn "ganz einfach".
Jetzt ist es an Dir, für Deine Belange einzustehen. Versteh mich nicht falsch, Du machst das in so vielen Bereichen Deines Lebens schon ganz lange und sehr gut (beneidenswert gut). Nur beruflich kannst Du jetzt üben. Nimm diese Chance für DICH (ganz allein) wahr und schelte Dich nicht für Deine Tränen und die (ungewohnte und deshalb abgelehnte) Anstrengung, die es kostet. Der (gelegentlich ziemlich dämliche) Spruch "Alles ist schwierig, bevor es leicht wird." hängt nicht umsonst bei mir im Bad. Er soll mich (und jetzt auch Dich) daran erinnern, dass es immer schwierig ist, gewohnte Bahnen zu verlassen, neue Muster gegen alte auszutauschen (oder es wenigstens mal riskieren, einen anderen als den gewohnten Weg zu gehen) - der Erfolg und die Erleichterung sind (leider auch) immer erst im Nachhinein wahrnehmbar.
Wenn sie Dir alle auf dem Kopf herumtanzen - tanze zurück. Du beherrschst diesen Tanz auch. Auch wenn es nicht Deine Niveau, Deine Art ist; DU kannst Dich auf diesem Parkett auch bewegen und vielleicht ist das wichtig, dass Du im Moment DEINEN Tanzbereich verlässt, um anderen zu zeigen, wie DU es Dir vorstellst, wie Du geführt werden willst, wir Du Dir den Umgang mit Dir vorstellst. Das kann keiner ahnen (auch wenn es SO unendlich viel schöner und einfacher wäre, wenn man es uns am Blick ansehen könnte). Alles ist schwierig, bevor es leicht wird.

Du bist ein wunderbarer Mensch, eine tolle Frau, eine (fast) perfekte und (beneidenswert) professionelle Assistentin; Du hast Dein Leben auch durch schwierige Stromschnellen gelenkt und bist (zwar nass, aber atmend) da durch gerudert; Du hast widerstanden, wo manch andere/r nachgegeben hätte; Du hast gekämpft wo jeder die weiße Flagge gehisst hätte; Du stehst dort, wo Du stehst nicht ohne Grund - ich schätze Deine Art, Deine Menschlichkeit, Deine Meinung, Deine Professionalität, Deinen Humor, Deine Aufmerksamkeit und ganz besonders auch Deine Schwächen; gerade auch die, mit denen Du (noch) Deine Schwierigkeiten hast. Deine Verlässlichkeit, Deine Zuverlässigkeit, Deine Ernsthaftigkeit und Deinen (oft wohl überlegten, aber dennoch unglaublichen) Mut machen Dich zu einem Menschen, der JEDES Recht hat, auch für seine eigenen Belange (für DEINE eigenen Belange) angehört und erhört zu werden - glaub (ein wenig mehr) daran, mach Deinem Ärger Luft (kein Mensch außer Dir erwartet ein professionelles Verhalten in JEDER professionellen Situation) und äußere Deine Haltung. Auch wenn es am Anfang schwer ist: es wird immer leichter (mit der Zeit).

Ich hoffe, meine Mail hilft ein wenig (ich hoffe eigentlich sie hilft viel, aber auch ich erwarte keine Wunder - komm, jetzt hast Du gelächelt) und Du kannst unbeschwert mit uns und den Karten den Freitag genießen. Ich will Dich aber auch wissen lassen, dass Du Dich bei mir jederzeit fallen lassen kannst. Ich fange Dich GANZ SICHER auf und halte Dich gut fest. Sicher nicht zu jeder Zeit so souverän wie Du (das ist NICHT böse gemeint, das ist positiver Neid), aber genauso von Herzen.

ICH HAB DICH SEHR LIEB!

Ich drück Dich und schicke eine kleine Armada an Pelzchen in Richtung Deiner Seele, Deines Herzens und Deines Verstandes. Mögen sie Dich alle gleichzeitig oder in der benötigten Reihenfolge erreichen.

Lieben Gruß...


Anmerkung von Quengel36:

Wer nach dem Lesen feststellt, dass er das nicht lesen wollte, hat schlicht Pech gehabt. Es geht mir nämlich gar nicht darum, mit meinem Schreiben andere Bedürfnisse außerhalb meiner eigenen zu befriedigen.

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Kommentare zu diesem Text

Max (43)
(07.10.09)
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 Quengel36 meinte dazu am 07.10.09:
Wow - von Dir hätte ich (ehrlich) kein Kompliment erwartet und danke Dir umso mehr dafür.
Lieben Gruß und einen schönen Abend/eine aufrichtig gute Nacht, quengel36
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