Schweigepause.

Text zum Thema Ewig/ Ewigkeit

von  Erdbeerkeks

Wir sitzen hier und reden. Die Sonne scheint uns auf unsere verzerrten Gesichter, dein Haar schimmert golden und flattert im nervösen Wind. Das Rauschen der Wellen übertönt unser süßes Leiden und meines ganz besonders. Kühler Samt unter meinen Händen, der mir wie unsere Zeit durch die Finger gleitet und nicht zu halten ist.
Während du mir eine Geschichte erzählst, starre ich, gezwungen zuzuhören, auf die Zeit und male Muster hinein, die bald von den wispernden Windzügen verwischt sein werden. Alles ist vergänglich.
Aber nicht wir, nicht du und ich. Nicht vergänglich,
nur vergessen. Verdrängt, verstoßen und verleugnet.
Wie ich hast du schon immer Lügen gehasst, aber du weißt, dass ich sie brauche.
Und während du die Worte formst, als hättest du noch nie etwas anderes getan, rupfst du mir die Flügel aus, die du mir mal gegeben hast; hältst einzelne Federn in den Händen, die du deinen eigenen Schwingen anklebst, bis ich mich an meinem schlechten Gewissen zertrümmere, weil ich nichtmehr fliegen kann.
Sag mir, ist das Hingabe?
Vielleicht habe ich mich geirrt und
Du holst dir nur das zurück, was dir zusteht. Geliehen, statt geschenkt. Denn Selbstlosigkeit ist noch nie unsere Stärke gewesen und es waren andere Dinge, denen wir nachstrebten.
Also lass uns den Schein wahren, in Ordnung?
Du flatterst unsicher, ich spritze mit dem Wasser, das uns um die Knöchel spült. Du wirst ganz nass und willst lachen „Hör auf“, aber das Lachen bleibt erschlagen. Ich höre auf, mich zu bewegen. Das Wasser tropft dir und mir von den Flügel- und Nasenspitzen und es brennt mir in den Augen.
Es ist schon lange verklungen, dein Lachen, genau wie meines. Als sie dich verbogen, mehr und immer mehr zu dem, was sie wollten, bis du schließlich zerbrachst.
Wer war es, der die Scherben und spitzen Teilchen aufsammelte und sich dabei die Fingerkuppen zerschnitt?
Alles was übrig bleibt, ist nur ein Berg zersplitterter Seelenfenster, das aufgebrauchte Maß an Vertrauen, kleine rote Tropfen auf dem heißen Stein der Zeit und mein schlechtes Gewissen, obwohl du es bist, der mir die Mittel nimmt.
Ich stehe auf, mit den kümmerlichen Überresten in den Händen, suche die Schuld in deinem Blick, die sich nicht offenbaren will, doch ich warte vergebens. Wo bleibt die Schuld?
Sag mir nicht, dass du nicht wusstest, dass das Blut, das an deinen Händen klebt, mit Schmerzen verbunden war.
Sag mir nicht, dass du denkst, es bedeute Leben.
Sag es mir nicht.
Sag nichts...
Sag nichts.


Anmerkung von Erdbeerkeks:

Was fliegt denn da? Guck doch mal...
- Es fliegt nicht. Es fällt.

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Kommentare zu diesem Text


 SunnySchwanbeck (08.06.10)
"Sag mir nicht, dass du nicht wusstest, dass das Blut, das an deinen Händen klebt, mit Schmerzen verbunden war."

Du faszinierst mich immer wieder. Und ich fühle mit dir, will dich umarmen und dir sagen dass alles gut wird auch wenn ich nicht einmal weiß was deine Definition von "gut" ist.
Ich weiß nur dass dieser Text GUT ist. Dass du GUT bist wenn nicht sogar mehr, viel mehr. Fabelhaft und all sowas. Du faszinierst mich, mit deinen Gedanken und deinen Texten. Hör nicht auf, bitte.

Leiser Luftkuss von der Schwanbeck.
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