Im Königspalast

Text

von  ManMan

Bei den Männern, die um Penelope freiten, gab es den Wunsch, sich zu beraten, und sie wählten dazu den Marktplatz aus. Anders als üblich durfte jedoch nur teilnehmen, wer zu ihnen gehörte. Einige Freier waren erstaunt, andere verwundert, wieder andere verärgert, die Wortführer unter ihnen waren alles zugleich und bemühten sich, damit Stimmung zu machen gegen Telemachos, der zu ihrem erklärten Feind geworden war.
„Da muss sich ein Gott für ihn stark gemacht haben“, erklärte Antinoos verbittert und erregt.
„Aber wir werden Telemachos auf den Fersen bleiben, damit er nicht noch einmal entwischen kann!“
Beifall und Zustimmung. Er wartete einen Moment und ließ den anderen Männern die Gelegenheit, ihre Wut und ihren Ärger vorzubringen. Dann fuhr er fort: ,,Es kann sogar dazu kommen, dass er auf einer Versammlung wie dieser davon berichtet, wie wir ihn in Empfang nehmen wollten."
Seine Stimme bekam einen höhnischen Tonfall.
,,Dabei wollten wir ihn doch nur in Sicherheit bringen!"
Einige Freier lachten. Andere schwiegen und hatten ein abwartendes Gesicht. Jene waren es vor allem, die er nun ansprach:
„Wenn wir in Verdacht geraten, dass wir dem lieben Telemachos etwas antun wollten, kann es am Ende geschehen, dass man uns davonjagt, dass wir fliehen müssen!" Seine Stimme wurde eindringlich. "Wir müssen deshalb handeln und dürfen ihn nicht ein zweites Mal entkommen lassen. Und wenn es dann so weit ist, teilen wir sein Hab und Gut  unter uns auf.“                     
Es war still geworden.
„Ihr glaubt, ich hätte Penelope vergessen? Ach, wie könnte ich das! Ich denke Tag und Nacht an sie."
Höhnisches Lachen und vereinzelter Beifall.
„Natürlich werden wir ihr und demjenigen von uns, der ihr Gatte wird, das Haus zum Wohnen lassen, wir sind doch keine Unmenschen. Aber eine andere Möglichkeit kommt mir nicht in den Sinn. "
„Wirklich nicht?"
Die Frage kam von Amphinomos, einem Mann von Dulichion, Sohn des Nisos und Enkel des Herrschers Aretos, dessen Wort auch hier bei den Freiern etwas galt und dessen aufrechte Gesinnung selbst bei Penelope Anklang fand. Alle drehten sich ihm zu und warteten gespannt.
,,Ihr wollt Telemachos ermorden?" fragte er empört und ungläubig. ,,Das ist ein schändliches Unterfangen, zumal er der Sohn des Königs ist."
„Es könnte sich immerhin als nötig erweisen“, bemerkte Telemon trocken.
„Woher wollt Ihr das wissen? Habt Ihr Euch das selbst ausgedacht? Und was sollen die Götter dazu sagen?"
Antinoos zuckte gleichgültig die Schultern.
„Woher sollen wir das wissen?"
„Warum befragen wir nicht zuerst das Zeus-Orakel? Ich werde mich nach seinen Wünschen richten. Wenn er will, dass Telemachos getötet wird, dann bin ich sogar bereit, selber den Befehl dazu zu geben."
Diesmal fand sich keiner mehr, der ihm widersprach. Also fand sich auch Antinoos damit ab, dass einer von ihnen nach Dodona entsandt wurde, um das Orakel zu befragen.
Die übrigen Freier gingen zurück zum Palast. Zu ihrer Überraschung wurden sie dort in dem Saal, den sie schon fast als ihr Eigentum betrachteten, von Penelope erwartet.
,,Mir ist mitgeteilt worden, dass Ihr meinem Sohn nach dem Leben getrachtet habt;" sagte sie, an Antinoos gewandt. Sie stand neben einer Säule, und die Freier spürten ihren Zorn durch den weichen, glänzenden Schleier hindurch, der ihr Gesicht verhüllte.
,,Ihr habt auf Ithaka zwar einen guten Ruf, aber Ihr verdient ihn nicht, denn Ihr seid hochmütig und wollt Unheil stiften!"
,,Ich will Unheil stiften?" fragte Antinoos scheinheilig zurück und wandte sich an die anderen Männer. „Traut ihr mir so etwas zu?"
Er erntete lautes Gelächter bei den anderen Freiern und einer rief von hinten aus dem Saal.
,,Ihr tut bestimmt niemandem etwas zu Leide."
Erneut wurde gelacht. Penelope ließ sich von diesem Benehmen nicht einschüchtern.
„Antinoos“, rief sie. „Ihr lügt schamlos! Denn ich weiß, dass ihr meinem Sohn nachstellt."
Der Angesprochene leistete sich lediglich ein hämisches Lachen, aber Penelope fasste das als Bestätigung auf.
„Damit beweist Ihr nur, wie bösartig Ihr seid! Aber auch ein Narr, denn nur Narren stellen jemandem nach, der Zeus auf seiner Seite hat!"
,,Das wird sich zeigen, ob er ihn auf seiner Seite hat."
„Wie sollte er noch auf Eurer Seite sein, wo Ihr Euch als so undankbar erweist! Denkt nur daran, wie sich Euer Vater den Taphiern angeschlossen hatte: diese waren bei unseren Menschen verhasst, weil sie mehrere Schiffe der mit uns verbündeten Thesproter überfallen hatten. War es da nicht Odysseus, der die Ithaker davon abhielt, sich an ihm zu vergreifen? Aber anstatt ihm dafür dankbar zu sein, stellt Ihr seinem Sohn einen Hinterhalt und buhlt um seine eigene Frau. Ist Euch etwa nicht bewusst, dass Ihr auch mich kränkt, wenn Ihr Euch so verhaltet?"
Es war eine Zeitlang still. Niemand hatte mit einer so mutigen Rede gerechnet, und Penelope verschaffte sich damit durchaus Respekt. Als nach einer Weile ein Freier das Wort ergriff, war es nicht der Angesprochene, sondern Eurymachos.
Er behauptete, es sei nicht zutreffend, was Penelope behauptet hatte. Ja, er sei bereit, persönlich eine Garantie dafür zu geben, dass ihrem Sohn nichts geschehe, jedenfalls nicht von ihnen.
„Und ich verspreche Euch: an jedem, der ihn angreift, werde ich blutige Rache nehmen. Telemachos braucht sich vor keinem von uns zu fürchten!"
Das laute Gelächter, das seinen Worten folgte, zeigte jedoch, dass die anderen sich nicht einmal um Glaubwürdigkeit bemühten, und so wusste Penelope, was sie von den heuchlerischen Beteuerungen zu halten hatte. Traurig und noch immer voller Unruhe zog sie sich wieder in ihr Gemach zurück. Es dauerte lange, bis sie einschlief.

,,Da bist du ja endlich!" begrüßte Telemachos den Schweinehirten, als er spät am Abend zurückkehrte, und in seinen Worten schwang Kritik daran mit, dass es so lange gedauert hatte. Eumaios ließ sich nicht beeindrucken, sondern nahm ruhig seinen gewohnten Platz ein. Er sei auf dem direkten Weg gekommen, beteuerte er, daher könne er auch nichts darüber sagen, wie die Stimmung bei den anderen Einwohnern Ithakas sei.
,,Aber was die Freier betrifft: sie hatten auf der Lauer gelegen, um Euch abzufangen und haben dieses Unterfangen inzwischen aufgegeben."
"Woher weißt du das?" wollte Telemachos wissen.
Da erzählte Eumaios, dass er selbst beobachtet hatte, wie ein Schiff in den Hafen lief, mit vielen Männern an Bord und mit noch mehr Schilden und Speeren. Das mussten die zurückgekehrten Freier sein.
Als er kurz darauf die Hütte für einen kurzen Moment verließ, schauten Vater und Sohn sich an und zwinkerten sich zu.
Am Morgen des folgenden Tages, als die aufgehende Sonne noch den Himmel rötete, band Telemachos sich bereits die Sandalen um, nahm die Lanze und sagte, er wolle zum Palast. Seine Mutter solle ihn möglichst bald wieder sehen. An Eumaios gewandt, meinte er:
,,Bringt unseren unglücklichen Gast später ebenfalls dorthin, damit er um Essen und Trinken betteln kann."
Dann machte er sich auf den Weg, voller Entschlossenheit, den Freiern die Stirne zu bieten. Schon der Gedanke beschleunigte seinen Schritt und so dauerte es nicht lange, bis er dort ankam.
An der Eingangssäule stellte er den Speer ab und wäre fast Eurykleia in die Arme gelaufen, die dabei war, frisch gewaschene Felle über die Stühle zu legen. Von den Freiern war in dieser frühen Morgenstunde noch nichts zu sehen. Die alte Amme drückte und herzte ihn stürmisch und beteuerte, wie sehr sie um ihn gezittert hätte. Dann kam auch seine Mutter. In Tränen aufgelöst eilte sie auf ihn zu, schlang ihre Arme um ihn, drückte und küsste ihn immer wieder. Auch sie beteuerte ein ums andere Mal, wie sehr sie um ihn gebangt hätte und wie erleichtert sie sich jetzt fühlte.
,,Du musst mir ganz genau erzählen, was passiert ist, mein Sohn!" drängte sie. "Alles will ich wissen!" Sie schaute ihn an und bemerkte eine gewisse Unruhe. "Oder passt es dir nicht?"
Telemachos schüttelte den Kopf. ,,Nein, jetzt nicht. Denkst du, ich werde allen Kummer vor dir ausbreiten, alles Leid wieder aufwühlen? Geh du nur hoch“, sagte er mit Nachdruck. ,,Du solltest ein Bad nehmen, ein frisches Gewand anziehen und dich dann mit den anderen Frauen zurückziehen."
Seine Mutter starrte ihn erstaunt an, denn so energisch und bestimmt trat er sonst nicht auf. Er aber hielt ihrem Blick stand und fügte nach einer Weile hinzu:
,,Ich muss noch zum Marktplatz."
Penelope fehlten die Worte. Aber sie tat, was er sie geheißen hatte.
Dann kam er schneller zurück, als sie erwartet hatte. Er hatte einer Versammlung der Freier beigewohnt, aber bereits nach kurzer Zeit hatte er gemerkt, dass er hier fehl am Platze war. Zeitverschwendung, dachte er und ging lieber zu seiner Mutter zurück.
Diese hatte gerade ein Bad genommen und sich neu eingekleidet, als eine Sklavin kam:
„Euer Sohn ist wieder da, Herrin, er lässt ausrichten, dass er Euch jetzt sprechen will."
Natürlich kam sie sofort.
„Was hast du von Odysseus gehört?" bestürmte sie ihn, als sie unten war. „Wusste Nestor etwas?"
„Setz dich, Mutter“, sagte Telemachos und wies auf einen Sessel. Dann fuhr er fort: „Ja, Nestor hat uns freundlich aufgenommen. Ich habe von ihm einiges erfahren."
„Was denn?"
„Zunächst einmal war er sehr empört, als ich ihm von dem Treiben der Freier erzählte. Er meinte, Odysseus würde diesem Spuk rasch ein Ende machen, wenn er zurückkäme..."
Penelope hing an seinen Lippen.
„Wenn er zurückkäme? Was heißt das? Wo ist er denn? Lebt er überhaupt noch?"
Atemlos stieß sie die Sätze hervor. Doch je mehr sie ihre Erregung zeigte, desto mehr war ihr Sohn bemüht, herunterzuspielen, was er in Erfahrung gebracht hatte.
„Gewiss, Mutter“, sagte er beruhigend, ,,niemand, den ich getroffen habe, denkt etwas anderes. Aber wo er ist, konnte auch niemand sagen."
Dann verließ er seine Mutter, nicht ohne vorher erneut versichert zu haben, alles werde gut werden. Penelope wischte die Tränen aus dem Gesicht und hockte sich an ein Fenster, von dem aus sie das Treiben der Freier beobachten konnte.
Diese waren vor dem Haus um Zerstreuung bemüht. Einige benutzten die Wurfscheibe, andere den Jagdspeer. Penelope beobachtete ihr Treiben angewidert. Wenn es nur stimmte, was sie über Odysseus gehört hatte! Er fehlte ihr so sehr!
Als gegen Mittag das Kleinvieh herbeigebracht wurde, rief Medon, der alte Herold, zum Essen. Folgsam gingen die meisten ins Haus und legten die Mäntel ab. Andere blieben draußen und halfen mit, das Vieh zu schlachten. So geht es schneller, hofften sie.

Alles war abgesprochen: Eumaios und sein Gast wollten gemeinsam zum Palast gehen. Aber dann gab es eine Verzögerung, denn Eumaios gestand, er wolle seinen Gast viel lieber als Wächter bei sich behalten. Ja, so einen wie ihn könnte er gebrauchen. Er dürfe es ihm nicht übel nehmen, wenn er es so offen sage, doch es sei nichts als der Respekt vor Telemachos, der ihn veranlasse zu gehorchen! Telemachos habe jetzt, wo Odysseus nicht mehr da sei, schließlich das Sagen.
Odysseus gab sich Mühe, ein Schmunzeln zu unterdrücken. Ohne sich auf weitere Erörterungen einzulassen, forderte er den Sauhirten auf, ihm einen Stab zu geben und endlich aufzubrechen. Eumaios warf ihm einen erstaunten Seitenblick zu:
,,Ihr scheint es nicht abwarten zu können, aber stellt es Euch nicht zu einfach vor."
Wortlos warf sein Gast den zerfetzten, hässlichen Ranzen über die Schulter und dann gingen sie los. Sein Stab rundete das Bild eines gebrechlichen, alten Mannes in zerlumpter Kleidung ab. Dreck und Asche verunzierten sein Gesicht, so dass keiner dahinter den legitimen König von Ithaka vermutet hätte. Ein holpriger
Weg war es, der zur Stadt führte. Als sie diese fast erreicht hatten, machten sie Halt an einer Quelle. Das kristallklare Wasser floss in ein Becken, aus dem die Frauen Wasser schöpften. Ringsum erstreckte sich ein Pappelwäldchen, und davor stand ein Altar für die Nymphen. Es war üblich, dass ihnen Wanderer hier ein Trankopfer brachten.
Gerade jetzt kam ihnen aber ein unangenehmer Zeitgenosse entgegen. Sein Name war Melanthios und er war der Sohn des Dolios, der als Sklave des Laêrtes auf dem Feld arbeitete. Er, dem wegen seiner unflätigen Redeweise viele aus dem Weg gingen, war dabei, mit Hilfe von zwei Hirten Ziegen zum Palast zu treiben.
Nun brach er, kaum dass er Odysseus und Eumaios erblickt hatte, in höhnisches Gelächter aus.
„Gleich und gleich gesellt sich gern, nicht wahr, elender Sauhirt!" rief er und zog eine hässliche Fratze. „Sag, wohin willst du ihn denn bringen, diesen Aufsammler von Brotkrumen, diesen Säuberer der Tische? Gib ihn doch lieber mir, dann kann er sich um die Herden kümmern und Laub für die Zicklein sammeln. Dafür lasse ich ihn dann ab und zu ein wenig Molke trinken, damit er nicht so klapprig bleibt."
Er hielt inne, als machte er sich Gedanken über das, was er gesagt hatte, aber vielleicht war es auch nur so, dass er diesen Eindruck erwecken wollte. Dann runzelte er die Stirn, als könne er damit seinen Beschimpfungen ein größeres Gewicht verleihen und fuhr fort:
,,Ach was! Er wird nichts gelernt haben als schurkische Streiche, dieser Herumtreiber! Wird jede Gelegenheit, die sich bietet, wahrnehmen, um den stets knurrenden Magen zu besänftigen, nicht wahr? Aber arbeiten? Ho! Ho! Nein! Nein!"
Er streckte giftig sein Kinn vor und sah die beiden Männer herausfordernd an. Dann setzte er hinzu:
„Eines will ich Euch gleich sagen: In den Palast braucht er gar nicht erst zu kommen, sonst fliegen ihm dort Männerfäuste um die Ohren. Sie würden ihn so zurichten, dass seine Haut in Fetzen herunterhinge."
Als reichte das noch nicht, stieß er im Vorübergehen mit dem Fuß nach Odysseus. Der hatte die Provokation vorausgesehen und geriet nicht einmal ins Straucheln. Wie gern hätte er einen Knüppel genommen und dem hässlichen Strolch den Schädel eingeschlagen! Oder noch besser: ihn mit dem Kopf in den Boden rammen...Nein! Das alles konnte er sich nicht leisten, wenn er sein vordringliches Ziel nicht gefährden wollte. Es galt auszuhalten. Der Zeitpunkt für die Rache würde schon kommen...!
Eumaios indes billigte seine Zurückhaltung weniger. Zwar mischte er sich nicht direkt ein, aber er hob demonstrativ die Hände zum Himmel und flehte Zeus an:
„O Vater Zeus, lass endlich Odysseus wiederkommen, damit er diesem Spuk ein Ende macht!"
„Odysseus wiederkommen?" giftete Melanthios. „Daran glaubst du doch selber nicht. Sieh nur zu, dass du es nicht am Ende bist, der auf ein Schiff gebracht und irgendwo fern von Ithaka verkauft wird. Das kann dir durchaus widerfahren, du!" Er drohte mit dem Finger, als könne er diese Entscheidung treffen und zwar in jedem Moment.
„Und dein Begleiter erst! Ob er von einem Pfeil Apolls stirbt oder durch einen von den Freiern: was macht das aus! Ja, wie Odysseus soll es ihm ergehen! Den brauchst du gar nicht erst zu erwähnen, den haben längst die Raben aufgefressen!“
Nach diesen Worten sah er zu, dass er weiterkam, schnelleren Schrittes als zuvor. So sicher, wie er vorgab, fühlte er sich nicht.
Eumaios und sein Gast strebten demselben Ziel entgegen wie er. Als sie in Hörweite kamen, hörten sie deutlich Töne von einer Leier. Sie hielten inne, lauschten und sahen sich um. Der Bettler gab vor zu staunen.
"Wenn ich sehe, wie die Teile ineinander gefügt sind, wie der Hof angelegt ist, die Gesimse und die Mauem: das kann nur der Palast sein!"
„Das ist der Palast“, bestätigte Eumaios. ,,Riecht Ihr etwas?" Er schnupperte.
,,Ja, es riecht nach einem Festmahl."
„Am besten bleibt Ihr erst einmal hier, denke ich. Das ist sicherer für Euch. Meint Ihr nicht auch?"
Der angebliche Bettler nickte eifrig und gab vor, die Aussicht auf Schläge und Stöße zu fürchten.
„Um Plätze wie diesen mache ich zu anderen Zeiten einen großen Bogen, aber immer ist das nicht möglich, weil einem der hungrige Magen keine Wahl lässt."
Er bemühte sich erneut, den Eindruck eines einfältigen alten Mannes zu wecken und plapperte weiter:
,,Der Magen, der Magen! Nicht wahr, das ist schon ein übler Geselle. Ständig drängt er einen, immer wieder treibt er uns Menschen in Abenteuer, die wir dann bereuen..."
Er hielt inne, denn ihm war nicht entgangen, wie ein Hund beim Klang seiner Stimme aufgemerkt hatte. Er sah ihn sich genauer an und mochte es zunächst nicht glauben. Doch je länger er darauf wartete, seinen Irrtum bestätigt zu bekommen, desto sicherer war er, dass er sich keineswegs irrte.
Es musste jener Argo sein, den er aufgezogen hatte, bevor er Ithaka nach Troja verließ, ein starker Hund mit glänzendem schwarzem Fell und Ohren, die immer aufgerichtet waren. Obwohl er damals noch jung war, ließ er sich nie die Gelegenheit entgehen, wenn es einen Hasen, ein junges Reh oder eine wilde Ziege zu jagen galt.
Aber, bei allen Göttern, in welchem Zustand befand er sich jetzt! Von Ungeziefer befallen, ohne sich davon befreien zu können, das Fell stumpf und ungepflegt, selbst die Ohren hingen mutlos hinab... was war das? Er schien ihn zu erkennen! Er bemühte sich näher zu kommen, bellte kurz und wedelte mit dem Schwanz. Doch dann sackte er zu Boden und streckte kraftlos alle Viere von sich. Bei Zeus! Es ging mit ihm zu Ende!
Odysseus wischte sich heimlich eine Träne aus dem Auge. Mit möglichst uninteressierter Stimme erkundigte er sich bei dem Sauhirten, was das für ein Hund sei.
„War der früher mal ein schneller Läufer?"
"Und ob! Er heißt Argo und war ein Spürhund, dem so schnell keine Beute entkam. Er gehörte Odysseus und hat seinen Weggang nie verkraftet. Außerdem fühlt sich hier niemand zuständig für ihn. So ist er völlig verkümmert."
Er sagte es in vorwurfsvollem Ton, zuckte dann die Schultern und ging in das Innere des Hauses. Wie gelähmt blieb Odysseus zurück und beobachtete den Hund, der sich jetzt im Todeskampf befand. Noch einmal winselte er qualvoll, zuckte einige Male, und dann war es mit ihm vorbei. Dafür werden sie mir büßen! schwor sich Odysseus. Am liebsten hätte er sich zu dem Hund gelegt und ihn noch einmal gestreichelt. Aber er riss sich zusammen. Seine Zeit war noch nicht gekommen.
Es war Telemachos, der den eingetretenen Sauhirten als erster erkannte. Er nickte. Daraufhin kam Eumaios zu ihm. Er sah sich nach einem unbesetzten Stuhl um, fand einen neben dem Mann, der dabei war, das Fleisch zu verteilen und nahm ihn mit. Dann ließ er sich auf dem Platz gegenüber von Telemachos nieder, ohne dass es jemand zur Kenntnis nahm.
Unbeachtet blieb auch, dass ein Bettler den Saal betrat. Er ließ sich an der hölzernen Türschwelle nieder, mit dem Rücken an eine Säule aus Zypressenholz gelehnt. Telemachos nahm, kaum dass er ihn gesehen hatte, ein Körbchen, legte Brot und Fleisch hinein und reichte es Eumaios.
„Bring es dem Bettler“, trug er ihm auf, „und sag ihm, er soll sich an die Freier halten. Verschämtheit steht einem Mann, der etwas braucht, nicht an."
Eumaios tat wie geheißen, brachte dem Bettler das Körbchen und richtete aus, was sein Herr ihm aufgetragen hatte. Der Bettler bedankte sich geziemend und bat den Sauhirten seinerseits, dem Spender Dank und Segenswünsche zu überbringen. Dann setzte er sich, breitete das, was er bekommen hatte, auf dem schäbigen Ranzen aus und begann es mit großem Appetit zu verzehren.
Während er aß, schaute er sich im Saal um und prägte sich jedes Gesicht ein. Noch lauschten alle dem Gesang oder waren in Gespräche vertieft, die sich immer wiederholten, weil der ständige Genuss von Wein und anderen alkoholischen Getränken ihre Sinne so vernebelte, dass keine neue Unterhaltung zustande kam. Die drei Männer, die sich vorgenommen hatten, hier endlich eine Veränderung herbeizuführen, warteten ab.
Allerdings waren die Erwartungen jener drei, die vor kurzer Zeit noch völlige Übereinstimmung verspürt hatten, inzwischen unterschiedlich.
Telemachos hatte schon bald nach Betreten des Palastes die große Zuversicht, die ihn in Eumaios' Hütte beflügelt hatte, wieder verloren. Wer sollte hier etwas ändern, wer sollte es schaffen, sich gegen diese dreisten Eindringlinge durchzusetzen? Sein Vater war wieder da: dieser Satz hatte ihn zeitweise zu ermutigen vermocht und er hatte ihn sich auf dem Weg zum Palast immer wieder aufgesagt, als könne er sich so Gewissheit schaffen, dass von jetzt an alle unlösbaren Probleme lösbar waren. Aber waren sie es wirklich?
Auch Eumaios war nachdenklich. Er spürte die Verzagtheit seines Herrn und suchte nach dem Grund. Sprachen denn nicht alle Erfolge dafür, dass es möglich war, sich auch einer Übermacht zu erwehren? Gerade der Umstand, dass die Freier seinem Herrn vergeblich aufgelauert hatten, zeigte das deutlich. Die Götter waren auf ihrer Seite! Er war sich dessen gewiss, aber es war eine Gewissheit, die sich erst durch Nachdenken einstellte, und wenn er nicht darüber nachdachte, blieben die Zweifel.
Bei Odysseus hatte der Tod des Hundes zu größerer Nachdenklichkeit geführt. Nun war ja die Rückkehr in den Palast vor allem für ihn durchaus kein alltägliches Geschehnis, und er hatte diesem Zeitpunkt doch so lange entgegengefiebert. Aber wieder einmal war die Wirklichkeit ganz anders als alles, was er sich vorgestellt hatte. Dass er hier als Bettler auftrat, war nicht Teil eines lang gehegten Planes, sondern hatte sich aus der vorgefundenen Situation ergeben. Seine Fähigkeit, sich mit Veränderungen abzufinden, kam ihm zugute, sein Wunsch, im Kampf Mann gegen Mann die Feinde in seinem Haus zu bezwingen, war unbändig stark, doch sagte ihm angeborene und durch Lebenserfahrung gewachsene Schlauheit, dass er umsichtig vorgehen musste, wenn er erfolgreich sein wollte. Es war, als komme dem Mann, der von den Sängern als großer Dulder besungen wurde, gerade jetzt, so kurz vor dem Ziel, der Langmut abhanden. Wie ging es Penelope, fragte er sich, wartete sie auch so treu auf ihn wie Argo? Ach! Er durfte gar nicht daran denken! Jetzt war er ihr so nah und konnte sie doch nicht sehen!
Dann war es auf einmal still. Der Sänger hatte aufgehört zu singen, und es dauerte einen Augenblick, bis die Freier das wahrnahmen, und bestrebt waren, die Stille durch Lärm zu vertreiben. Leute ihres Schlages fühlen sich nicht wohl, wenn es still ist.
Aber Odysseus empfand, als sei ihm ein Signal gegeben worden. Sein Kampfgeist meldete sich zurück. Er hatte sich schon zuvor überlegt, dass es Sinn machte, bei jedem einzelnen der Freier um Brot zu betteln, denn auf diese Weise war es ihm möglich, ihre Einstellung zu überprüfen.
Wer sich nicht einmal einem Bettler gegenüber mildtätig verhielt, hatte am Ende keine Schonung verdient. So machte er sich auf und ging von Tisch zu Tisch, die Hände bittend ausgestreckt wie einer, der es gewohnt ist, sich auf diese Weise seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Und viele empfanden durchaus Mitleid mit dem alten, zerlumpten Mann und gaben ihm von ihrer Mahlzeit.
Etliche aber wunderten sich und fragten einander, wer jener denn sei und woher er komme. Das währte so lange, bis sich der Ziegenhirt Melanthios bemüßigt fühlte, den Fragestellern Auskunft zu geben.
Er habe ihn bereits kennen gelernt, und zwar zusammen mit dem Sauhirten. Dabei wies er mit dem Finger auf Eumaios. Und seine Rechnung ging auf.
„Was erkühnst du dich, Sauhirt, einen wie diesen ins Haus zu bringen“, polterte Antinoos los. „Gibt es nicht bereits genug Bettler und Parasiten am Tisch? Musst du noch mehr von ihnen herbeiholen?"
Eumaios war nun seinerseits empört. Antinoos stellte mit seinem Angriff auf die Mildtätigkeit, einem göttlichen Gebot, etwas in Frage, das ihm wichtig war und dem er sich verpflichtet fühlte.
„Wie kommt Ihr dazu, so etwas zu glauben?" verteidigte er sich selbstbewusst. „Schließlich holt man sich doch nur solche Leute ins Haus, die einem Nutzen bringen, nicht wahr? Den Arzt und den Seher etwa, um Schwierigkeiten zu überwinden, den Zimmermann für das Haus und den Sänger wegen der freudigen Gefühle. Warum sollte man sich da ausgerechnet einen Bettler ins Haus holen? Nein, er ist ohne mich gekommen, einfach so, weil Ihr euch den Tisch habt decken lassen und er Hunger leidet."
,,Ach nein! Was höre ich denn da!" spottete Antinoos.
„Ja, Ihr hört richtig“, bekräftigte Eumaios, „und ihr tätet besser daran, euch nicht weiter so wie bisher aufzuführen. Welch ein Glück, dass die Gattin und der Sohn des Odysseus hier sind..."
Eben der fiel ihm jetzt ins Wort und gebot mit einer Handbewegung Schweigen.
,,Hör auf",  sagte er beruhigend und nur an Eumaios gewandt mit halblauter Stimme. Dann wandte er sich an Antinoos:
"Wie ein Vater für seinen Sohn sorgt, so sorgt Ihr für mich“, sagte er, doch mit so viel Groll in der Stimme, dass es alle im Saal aufhorchen ließ.
„Deshalb wollt Ihr, dass ich den Bettler vertreiben lasse, nicht wahr? Oh, Ihr Fürsorglichen! Aber wem schadet er denn? Kann er mir überhaupt schaden?"
Er schüttelte den Kopf und ging zwei Schritte weiter auf seinen Widersacher zu. „Habt Ihr Angst, er könnte euch schaden? Müsst ihr am eigenen Munde absparen, was ihr ihm gebt?"
Diesmal gab sich Antinoos gelassen, allerdings erst, als er bei einem Blick in die Runde festgestellt hatte, dass die meisten nichts gegen die Anwesenheit des Bettlers zu haben schienen, weil er von allen etwas zugesteckt bekam.
,,Nun“, meinte er achselzuckend, „wenn alle hier ihm das gäben, was er von mir erhält, käme er drei Monate nicht wieder."
Sprach’s, zog einen Schemel unter dem Tisch hervor und legte die Füße hoch.
Die anderen Freier waren in ihrer großen Mehrzahl durchaus bereit, dem Bettler abzugeben, weil sie selber reichlich genug zu essen hatten. Sollte er doch seinen Ranzen füllen und sich davonmachen!
Er ging dann auch in Richtung Ausgang, aber er verließ den Saal nicht. Stattdessen brachte er sich so herausfordernd wie möglich vor Antinoos in Positur. Er begann auf ihn einzureden, in aller Ausführlichkeit und so doppeldeutig es ging. Das heißt: einige seiner Ausführungen waren unschwer als Tiraden zu erkennen. Ein wahrhaft königlicher Mann sei er, Antinoos, und
                        wohl deshalb wolle er sich hier breit machen und das Königtum eines Mannes beerben, der nicht da sei. Übrigens müsse er dann als aristokratischer Mann auch freigiebiger als die anderen sein und ihm eine ordentliche Spende zuteil werden lassen, so wie es sich für einen Mann in seiner Position gezieme. Ach ja, und was ihn selbst betreffe: die Abstammung sei der seinigen durchaus ebenbürtig, er entstamme ebenfalls einem adligen Hause. Er plapperte von seinem einstigen Reichtum, von der Expedition nach Ägypten, von dem frevelhaften Verhalten seiner Gefährten, von ihrer Vernichtung, von seiner eigenen Zwangsweisen Überstellung nach Kypros...
Schließlich war es soweit. Bei Antinoos brach sich die angestaute Wut Bahn. Er beugte sich vor und schimpfte mit hochgerecktem Kinn:
"Wer hat Dich hergeschickt, um unsere Mahlzeit zu stören? Halte Abstand, du dreister und schamloser Bettler, wenn Du nicht Schlimmeres erleben willst als in Ägypten oder auf Kypros!"
Der Bettler gab sich erstaunt.
„Es scheint, dass ich mich in Euch getäuscht habe. Der edle Anschein, den Ihr erweckt, findet keine Entsprechung in einem ebenso edlen Sinn. Ha! Wie geizig Ihr seid! Ihr würdet wohl nicht einmal dem eigenen Verwalter etwas abgeben. Dabei seid Ihr hier gar nicht auf Euren Gütern, sondern legt die schützende Hand auf Dinge, die Euch gar nicht gehören."
Antinoos geriet vollends in Rage. Was fiel diesem hergelaufenen Bettler ein! Was ging ihn seine Ehrbarkeit an! Zornig wurde er mit einem Mal. Grimmig stieß er hervor:
„Wenn du es nicht anders haben willst, werde ich dafür sorgen, dass du den Saal in einem Zustand verlässt, der Dir nicht gefällt!"
Er griff blitzschnell nach dem Schemel und warf ihn in die Richtung des Bettlers. Doch für diesen kam der Angriff keineswegs überraschend. Obwohl er an der rechten Schulter getroffen wurde, schaffte er es daher, auf den Beinen zu bleiben. Er wankte nicht einmal, sondern ging wortlos zur Türschwelle. Dort setzte er sich zu Boden, legte den gefüllten Ranzen neben sich und sagte, an die Freier gewandt, so ruhig es ging:
„So wahr es Götter und Erinnyen gibt, die Bettlern zur Seite stehen: sie werden dafür sorgen, dass Antinoos noch vor seiner Hochzeit stirbt!"
Dieser war vollends außer sich vor Wut.
„Scher dich davon“, brüllte er, "oder setz Dich hin und iss und schweig!"
Im Saal war Unruhe entstanden. Antinoos' Ausfall stieß nicht überall auf Verständnis. Hatten sie nicht gelernt, dass sich hinter jedem Bettler ein Gott verbergen konnte? Telemachos, der alles schweigend mit angesehen hatte, bewahrte nur mit Mühe die Fassung.

Antinoos hatte mit seinem Wurf Aufsehen erregt, und es konnte nicht ausbleiben, dass auch Penelope, die, umgeben von Sklavinnen, in ihrem Gemach weilte, davon erfuhr. Sie war empört.
„Wenn diesen Antinoos doch ein Geschoss von Apollo träfe!" sagte sie zu Eurynóme, und die Alte ergänzte: „Würden die Götter all unsere Gebete erhören, dann erlebte keiner dieser Eindringlinge mehr das Morgenrot!"
„Aber Antinoos ist der schlimmste“, beharrte ihre Herrin. „Er wirkt auf mich wie der schwarze Tod persönlich. Ist das denn nicht furchtbar: Da kommt so ein armer Fremder und bettelt herum, weil er muss, weil er nichts besitzt, und wer will ihm als einziger nichts geben? Natürlich Antinoos! Stattdessen nimmt er einen Schemel, wirft ihn und trifft ihn auch noch, diesen armen Menschen!"
Wenn der erste Eindruck, den man von einem Menschen hat, sich als zutreffend erweist, ist die Empörung besonders groß. So fühlte sich auch Penelope in ihrem Unbehagen bestätigt, das sie Antinoos gegenüber schon immer hegte. Keine Frage, man hätte sie zurückhalten müssen, stünde er jetzt hier oben, so groß war
ihre Wut auf den Mann, der bei den Freiern den meisten Respekt genoss.
In ihrer Empörung kam ihr die Idee, den Bettler in ihr Gemach zu bitten. Sollte sie ihm nicht zeigen, dass es hier auch anständige Menschen gab? Menschen, die nicht zuließen, dass die göttlichen Gesetze der Gastfreundschaft so missachtet wurden?
Sogleich ließ sie Eumaios herbeirufen. Der stimmte zu. Dieser Antinoos war der schlimmste von allen! Und der Bettler war nicht nur bedauernswert, sondern sogar ein interessanter Mann. Weit gereist sei er, drei volle Tage und Nächte hätte er selbst Gelegenheit gehabt, ihm zuzuhören.
,,Der Bettler hat mir auch erzählt, dass er von Eurem Gemahl gehört hat."
„Von meinem Gemahl?" Penelope horchte auf.
  „Ja, thesprotische Männer haben es ihm berichtet."
„Und er glaubt, was sie ihm erzählt haben?" fragte Penelope atemlos.
,,Er sieht keinen Grund, ihnen zu misstrauen."
Penelope drängte jetzt erst recht.
„Sag ihm, er soll es auch mir erzählen. Er selber, hörst du?"
Ihre Stimme war so eindringlich, dass sich der Sauhirt gleich auf den Weg machte.
Sie aber seufzte:
„Ach! lebte Odysseus wirklich noch und käme er zurück: wie schnell würden er und mein Sohn die Eindringlinge vertreiben!"
Eumaios kam zu dem Bettler zurück, der sich schon über sein Ausbleiben gewundert hatte.
„Ihr wart bei der Mutter von Telemachos?" fragte er und spürte, wie sein Herz klopfte.
„Ja, sie ist sehr empört über das, was Antinoos sich Euch gegenüber herausgenommen hat“, meinte Eumaios mit gedämpfter Stimme. „Sie will Euch selbst sprechen. Ich habe ihr mitgeteilt, dass Ihr etwas über den Verbleib ihres Gatten gehört habt."
Er musterte den Bettler von Kopf bis Fuß.
„Wenn es Euch gelingt, ihr Vertrauen zu gewinnen, erhaltet Ihr gewiss neue Kleider. Odysseus ist von ähnlicher Statur wie Ihr“, meinte er. ,,Aber kräftiger natürlich!"
Der Bettler hatte unerwartete Einwände.
„Ich möchte jetzt nicht noch einmal in den Saal. Wisst Ihr nicht, dass mir niemand geholfen hat, als ich angegriffen wurde?"
Er sah Eumaios vorwurfsvoll an.
„Auch Telemachos nicht!" fügte er dann hinzu.
War Eumaios wirklich verlegen? fragte er sich erstaunt, als er seinen Gesichtsausdruck beobachtete.
„Was haltet Ihr davon, wenn Ihr der Herrin ausrichtet, sie solle nach Sonnenuntergang im Saal auf mich warten?"
„Das ist ein guter Vorschlag“, lobte der Sauhirt sogleich, „ich glaube nicht, dass sie Einwände haben wird. Danach gehe ich zu den Schweinen zurück. Euch aber wünsche ich viel Glück!"
„Nimm Dir Essen mir“, riet ihm Telemachos. Eumaios empfand den Ratschlag als unpassend, da er sonst nicht unter Mangel an Essen litt. Er machte jedoch keine Einwände und steckte Fleisch in einen Beutel, ehe er Telemachos verließ.
Der Tag war fast vorüber. Die Freier blieben heute länger als sonst, tanzend und essend. Es gefiel ihnen hier

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