Reise

Text

von  autoralexanderschwarz

Grad wie ein Pfeil fliegt die Rakete,
Zerteilt sie mühelos die Luft
Und ihre Nase zielt auf Städte,
Auf Märkte, Menschen, Honigduft.

Sie fliegt ganz tief über dem Meer,
Ist nicht auf dem Radar zu sehen,
Ihr Sprengkopf ist gefüllt und schwer,
Kein Panzer kann ihm widerstehen.

Noch ahnt man nichts von ihrem Kommen,
Der Marktplatz restlos überfüllt,
Längst hat das Feilschen hier begonnen,
Und Tanz und Rast und Flötenspiel

Ein kleiner Junge drängt sich vorwärts,
Ein Mädchen hält er an der Hand,
Um etwas Essen zu erbetteln,
Zieht er mit ihr von Stand zu Stand.

Die Eltern, sie sind längst gestorben,
Der kleine Junge ist allein,
Er muss nun für sie beide sorgen
Ersatz für seinen Vater sein.

Und die Raketenflugbahn senkt sich,
Aus weiter Ferne kontrolliert,
Ein Mann betrachtet einen Bildschirm
Und weiß was bald darauf passiert.

Ein Offizier ist auch anwesend,
Er träumt von seinem nächsten Orden,
Der Finger schwebt über dem Knopf,
Um gottesgleich damit zu morden.

Derweil, am Platz, ein Mann hat Mitleid
Und schenkt dem Jungen etwas Brot
Und die Rakete hängt am Himmel,
Der Junge lacht und winkt dem Tod.

Der Offizier sieht nun den Ort,
Den Markt, den Platz, die vielen Stände,
Er drückt den roten Knopf sofort,
Und bringt die Reise an ihr Ende. 

Der Bildschirm füllt sich rasch mit Flammen,
Schnell ist kein Marktplatz mehr zu sehen,
Dann bricht der Brand in sich zusammen,
Und Rauch verbirgt nun das Geschehen.

Das Ziel aber war längst gewarnt
Und lang schon wieder auf der Flucht
Und zurück bleibt ein kleiner Junge,
Der schreiend in den Trümmern sucht.

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Kommentare zu diesem Text

SueL. (32)
(30.12.09)
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