Über sich selbst schreibt er:

Text zum Thema Ekel

von  Rudolf

Beim Surfen durch die Weiten des Internets stolperte ich über keinVerlag.de.

Das ist ein Portal für Leute, die gerne schreiben und keinen Verlag finden – oder brauchen – – oder wollen – – – oder haben – – – – oder, was weiß ich (?). Lesen kann jeder Vorbeisurfende, aber um selbst Texte zu posten, Kommentare abzulassen oder mehr über die AutorInnen zu erfahren, muss man sich registrieren.

Ich registrierte mich. Weil mich interessierte, was passierte, wenn man einen Text veröffentlichte, nahm ich einen alten Blog-Eintrag von mir und stellte ihn in keinVerlag.de ein. Schwupp, da war ich Autor.

Eigentlich bin ich gar kein Autor sondern Leser.

Als solcher stellte ich auch gleich ein paar meiner Lieblingsbücher ein. Mir fiel natürlich sofort auf, dass es keine Möglichkeit gab, die Bücher zu listen, die ich hasste.

Meine Widerlingsbücher sind für mein Profil logischerweise genauso wichtig wie meine Lieblingsbücher.

An erster Stelle steht „Der Tod im Reisfeld – Dreißig Jahre Krieg in Indochina“ von Peter Scholl-Latour. Mein Gott, was habe ich das Buch gehasst – und hasse es noch. Mein Exemplar vergammelt auf dem Dachboden; verleihen oder verschenken kann man so etwas nicht und verbrennen ist aus der Mode gekommen. Ich Doof habe es nur gekauft, weil es wochenlang beim Spiegel auf Platz eins stand. Beim Lesen habe ich mich dann die ganze Zeit aufgeregt, wie es so ein Quatsch bis auf Platz eins schaffen kann. Spät begriff ich, dass es eine self-fulfilling prophecy gewesen sein könnte - weil es auf Platz eins stand, kaufte es jeder und darum stand es auf Platz eins. Toll, und ich fiel darauf rein.

Blöderweise lese ich Bücher fast immer zu Ende, auch wenn sie mir nicht gefallen. Wer sich die Arbeit mit dem Schreiben macht, hat es grundsätzlich verdient, dass sich jemand die Arbeit mit dem Lesen macht. Peter Scholl-Latour hat es aber nicht verdient.

Platz zwei geht klar an „Effi Briest“ von Theodor Fontane. Das Buch war so langweilig, dass ich es nur viertelseitenweise lesen konnte und dann jedes Mal völlig entkräftet weglegen musste. Ich erinnere mich dunkel, dass ich Idiot das Buch günstig in einem DDR-Buchladen gekauft habe. Mir hätte bei den leeren Bücherregalen gleich aufgehen müssen, dass mit dem einzigen Buch, das es reichlich zu kaufen gab, etwas nicht stimmen konnte. Na ja, das ist ein weites Feld.

Platz drei geht an die „Buddenbrooks“ von Thomas Mann. Der Mann hätte von mir nie-, nie-, niemals den Nobelpreis bekommen. Ich habe das Buch nur gelesen, weil ein guter Freund davon schwärmte. Meinem guten Freund habe ich auch schon ein paar passende Worte dazu gesagt. Wir sind aber immer noch gute Freunde.

Auf Platz vier folgt „Little Dorrit“ von Charles Dickens. Erstens ist es langatmig und zweitens mag ich diese viktorianische Zeit nicht. Sie wurde von Dickens so erschütternd gut beschrieben, dass ich mich beim Lesen die ganze Zeit aufgeregt habe, wie Menschen in der damaligen Gesellschaft mit Menschen umgingen. Gequält legte ich das Buch weg und las es nicht zu Ende. Die Handlung stimmte mich depressiv. Lesen muss schließlich Spaß machen!

Platz fünf geht an „Ulysses“ von James Joyce. Ich habe mittlerweile drei Anläufe genommen, jedes Mal zwischen Seite 80 und 120 geht der Text in sinnfreie Buchstabensuppe über; ein weiteres der wenigen Bücher, die ich nicht zu Ende gelesen habe. Noch immer würde ich es gerne lesen. Vielleicht sollte ich erstmal Englisch lernen.

Ich hätte noch mehr Kandidaten zum Beispiel aus meinem Deutschunterricht; da es sich hierbei allerdings auch um spät- oder postpubertäre Probleme mit meinem Deutschlehrer (Spitzname Schlunz) handeln kann, will ich es bei der Fünferliste belassen. Die ist lang genug, zumal ich lieber lese als schreibe.


Anmerkung von Rudolf:

2010-04-08: Ekelbücher durch Widerlingsbücher ersetzt

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Kommentare zu diesem Text

Christianna (49)
(12.01.10)
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janna (60)
(12.01.10)
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 loslosch meinte dazu am 12.01.10:
Denn begründen, warum man etwas für gottserbärmlich schwach hält, das sollte schon sein. Die Leser wollen abgeschreckt werden! Durch Argumente. Lothar
Misanthrop (31)
(12.01.10)
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 Rudolf antwortete darauf am 28.02.11:
Dein Kommentar ist gut und richtig. Es ist eben so daher geschrieben. Ich gebe preis, welche Bücher mir nicht gefallen, so wie ich begründungslos ein paar Werke in der von anderen kv-lern wenig genutzten „Liste seiner Lieblingsbücher“ geschrieben habe – siehe Überschrft.

Vor Kurzem erst stellte ich fest, dass meine Tochter, die sich die „Buddenbrooks“ im Deutsch Leistungskurs antun muss, von dem Text seltsam fasziniert war. Unsere Diskussionen endeten damit, dass ich ein und dieselbe Passage umständlich und langatmig fand, während sie sie gut ausformuliert und treffend festgehalten beschrieb.
KeinB (29)
(12.01.10)
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 Rudolf schrieb daraufhin am 28.02.11:
Auf Weia, jetzt muss ich mich outen! Beim Sakrileg gefiel mir die Idee, dass Jesus Sex und Kinder hatte (viel plausibler als die Lehren des christlichen Mainstreams). Das Tempo in dem Buch nervte allerdings und es blieb völlig nebulös, warum die katholische Kirche mit Jesus' Kinderlosigkeit steht und fällt. Illuminati gefiel mir noch so gerade, weil das CERN, Antimaterie (ich bin Physiker) und Rom darin vorkamen. Meteor war nur noch langweilig, aber gelesen (und noch schlimmer gekauft) hab ich es.

 Theseusel (12.01.10)
Ekel hin oder her ... Nummer 5 lebt!

 Rudolf äußerte darauf am 28.02.11:
Danke für die Erinnerung. Es nagt in mir. Ich werde den Band wohl noch einmal hervorkramen müssen.
Schrybyr† (67)
(08.03.10)
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Schrybyr† (67)
(15.01.11)
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 Rudolf ergänzte dazu am 06.03.11:
Danke für den Tipp!
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