Der schönste Edelstein der Welt

Märchen zum Thema Freude

von  tastifix

Es  war einmal ein junger Mann. Immer auf der Suche nach etwas ausgefallen Schönem, reiste er durch die Länder, bewunderte die vergoldeten, prächtige Paläste der Reichen und bestaunte die Auslagen der teuersten Geschäfte der Welt. Vor allem die Juwelierläden zogen ihn magisch an. Seufzend stand er vor all dem blitzenden Geschmeide:
„Wie schön sie sind. Aber irgendwie ist es nicht das, wonach ich mich sehne.“
Was es aber war, das sein Herz begehrte, vermochte er nicht in Worte zu fassen.

So verging fast ein ganzes Jahr. Als der Winter anbrach, kehrte der junge Mann den großen Städten den Rücken zu und marschierte durch Wald und Flur. Fasziniert ließ er den Blick über die bizarr geformten Bergen wandern, an deren Hängen sich vereinzelte, nun kahle Bäume festkrallten.
„Wie gewaltig sie sind!“

Das Grün in den sanft hügeligen Tälern lag verwelkt, nur vereinzelt wiegten sich hie und dort noch an einem der Laubbäume wenige rostrote Blätter im Winde.
„Wie friedlich es hier ist!“
Er ließ die Stille auf sich wirken. 

Doch bald fröstelte es den jungen Mann:
„Brr, ist das kalt geworden!!“
Er steckte die Hände tief in die Taschen seines dicken Wintermantels.
„Dort hinten in der Ferne liegt ein Dorf! Besser werde ich dort übernachten und erst morgen weiterziehen!“

Später dann saß er in seinem gemütlichen Pensionszimmer vor dem Kamin und wärmte sich über dem flackernden Feuer die Finger.
„Wie schön es ist, in dies warme Licht zu schauen!“
Stunde um Stunde sah er den tanzenden Flammen zu. Schließlich verging die letzte Glut, er begab sich zur Ruhe und schlief traumlos in den nächsten Tag hinein.

Als er am nächsten Morgen die Augen aufschlug, blendete ihn die Sonne. Keine Wolke war zu sehen, kein Windhauch rührte sich.
„Ein herrlicher Tag!“
Frohgemut nahm er seine Wanderung wieder auf. Stunde um Stunde wanderte er durch stetig einsamere Gegenden, weit und breit war keine Menschenseele mehr zu sehen.
Gegen Nachmittag veränderte sich das Wetter. Noch lachte die Sonne vom Himmel, doch war es eisig geworden. Der scharf blasende Wind jagte dunkle, schwere Wolken vor sich her. Deshalb marschierte der junge Mann hurtig auf ein kleines Wäldchen zu, dass ihm Schutz vor der zu erwartenden Nässe bieten sollte.

Kaum war er dort angekommen, als es zu regnen begann. Der Regen verwandelte sich in Schnee, der bald darauf die Landschaft in einen weißen Mantel hüllte. Jedoch gab sich die Sonne noch nicht geschlagen, nutzte stattdessen jede winzige Lücke in dem grau-schwarzen Himmelsvorhang und schickte ihre blendenden Strahlen zur Erde. Sie verzauberten die vielen herum wirbelnden Schneeflocken in silberne Lichter, die so wunderbar funkelten wie sonst nur die Sterne am Firmament.

Der junge Mann fing eine der Schneeflocken auf. Ihre grazile Schönheit nahm ihn gefangen.
„Sie ist der schönste Edelstein der Welt!“
Tief bewegt sah er zu, wie sie auf seiner warmen Hand allmählich dahin taute. Er hatte gefunden, wonach er immer gesucht hatte und empfand Frieden und Glück.

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