Drei Riesenportionen Kartoffelsalat und weitere Katastrophen

Tagebuch zum Thema Humor

von  tastifix

Wie es euch sicherlich aufgefallen sein wird, haben wir gestern das Sylvester gefeiert.

Wie viele Andere auch befand ich mich in einem Ausnahmezustand. Damit das alte Jahr nicht gar wegen zu geringer Rückschaudankbarkeit beleidigt seine Negativauswirkungen rachesüchtig ins Jahrbaby 2010 einschleusen sollte, gab ich mir mit der Vorbereitung des Abends enorm viel Mühe. Das Ergebnis meines Fleißes: Drei verschiedene Salate, darunter eine Maxischüssel mit dem von uns überaus geliebten Kartoffelsalat mit Eiern, Gurken sowie Wiener Würstchen und einer kräftigen Mayonnaisensauce. Ungeachtet der Tatsache, dass wir ein Raclette genießen wollten und deshalb die Würstchenbeigabe totaler Schwachsinn war.

Abends saßen wir also in gemütlicher Runde, in den Mini-Pfännchen brutzelte es anregend. Der Kartoffelsalat war hervorragend gelungen und ich langte zu. Kartoffeln mit Käsescheiben, Gurkensalat, Sauerkrautsalat, Rind- und Schweinefleischhappen - alles durcheinander und immer wieder zwischendurch meinen Kartoffelsalat. Dabei war es mir nach anderthalb Stunden denn völlig egal, dass ich eigentlich bereits pappsatt war. Ich stopfte und stopfte Salat in mich hinein, der mir dann - wie auch das übrige Sammelsurium - mächtig schwer im Magen lag.

Gegen 22.oo Uhr fühlte ich mich auf einmal hundelend, mochte weder Raclette noch all die auf dem Tisch befindlichen Köstlichkeiten auch nur noch eine einzige Minute länger sehen:
„Mir ist sauschlecht. Ich leg mich hin.“
Wir beschlossen, den Sektgenuss auf Neujahr zu verlegen. Ich schleppte mich die Treppe hoch, wankte ins Bett und schlief tatsächlich sofort ein.

Wiederum anderthalb Stunden später wurde ich wach, hörte es draußen knallen, rappelte mich auf und marschierte ins Wohnzimmer.
„Alles wieder okay!“
Ich holte zwei Sektschalen. Es waren recht große Schalen ... und dann zwei Minuten später fast bis zum Rand mit dem edlen Getränk gefüllt. Edler Sekt in eleganten Kristallgläsern übt eine charmante Anziehungskraft aus. Prompt vergaß ich meine Antipathie gegen Alkohol und dummerweise genauso die Tatsache, was allein ein einziger Schluck davon mit mir anzustellen pflegte. Der Sekt mundete köstlich und dann war das Glas leer.

Der Wunsch an den Rest der Familie, dass sie gut ins neue Jahr hinein träumen sollten, gelang mir erstaunlicherweise noch in unbeeinträchtiger Manier. Auch mein Zimmer fand ich ohne Schwierigkeiten, aber dann keinen Schlaf, denn Sekt macht wach. Vor Ärger darüber wurde ich noch wacher und chattete denn weit nach Mitternacht mit einer Freundin. Derweil erfasste mich eine gewisse Heiterkeit. Ich fühlte mich so beschwingt und immer beschwingter und mein Zimmer schwang mit. Entsprechend alberner wurde der freundschaftliche Dialog, der in folgender schwerwiegender Überlegung gipfelte:
„Du, hab nen ganzes Glas Sekt getrunken!“
„Oh Gott!“
„Irgendwie schaukelt hier alles so ...“
„Pruust!“
„Bis zum Bett sind es zum Glück bloß drei Meter. Hoffentlich schmeiß ich nur nicht die Palmen davor um. Die müsste ich ja dann wieder aufstellen und ob ich des jetzt noch hin kriegen würde ... (jammer!)“
Meine Freundin zerfloss augenscheinlich vor Mitleid.
„Also, die halten schon bis morgen durch. Teppichboden ist ja weich und gemütlich!“
Und setzte noch eins drauf:
„So0, ich leg mich jetzt schlafen - ohne irgendwelche Palmen umzureißen ... “

Zu meiner Ehrenrettung sei verraten, dass ich weder meine geliebten Pflanzen in die Waagerechte beförderte noch heute mit einem Kater aufwachte.

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