Das Abenteuer am Teich

Kindergeschichte zum Thema Abenteuer

von  Mac

Caroline hatte schrecklichen Durst nach ihrem überstanden Abenteuer auf der Wiese. Und so liefen das Kälbchen, der Kater Müßiggang und Rambo, die Ameise, zu dem Teich auf der Wiese, um sich zu erfrischen. Doch halt, Rambo, die Ameise, saß natürlich auf der Stirn von Caroline.

Nach kurzer Zeit erreichten sie den Teich. Er lag an der tiefsten Stelle der großen Wiese und wurde von einem munter daher plätschernden Bach gespeist.  Der Teich war teilweise an den Uferränder mit Schilfpflanzen bewachsen und in der Mitte blühten eine Vielzahl verschiedenster Seerosen mit großen, grünen Blättern. Einige mächtige, schattenspendende Bäume säumten ein Teil des Ufers. Caroline stob direkt mit ihren Hufen in das Wasser und trank dann mit langen Zügen.

Rambo, der sich an ihren Stirnhaaren fest klammerte, und von dort fasziniert ins Wasser schaute, fragte Caroline: „Was sind das für Wesen, die da durch das Wasser flitzen. „Fische“, sagte das Kälbchen, „große und kleine. Es leben viele Fische in dem Teich.“

Müßiggang gähnte nur dazu. Für ihn war es ja nicht neu. „Zeit für ein Nickerchen," dachte er und gähnte abermals. Er schlurfte schon in Richtung der großen Bäume, um sich einen schattigen Platz für einen gemütlichen Schlaf aus zu suchen.

„Und wer schwimmt da auf dem Teich. Ich meine, die großen Tiere da?" fragte Rambo. „Das sind Enten, eine ganze Entenfamilie. Die großen sind Vater und Mutter und die kleinen die Entenküken," antwortete Caroline. „Manchmal schwimmen sie, manchmal tauchen sie wie die Fische, manchmal watscheln sie an Land und manchmal fliegen sie. „ Boh", meinte Rambo, „die können aber viele Sachen machen. Aber Krieger wie ich sind sie nicht. Sie sind geflohen als wir kamen. Das machen richtige Krieger nicht.“ „Nein, es sind ganz liebe Tiere," meinte Caroline. „Könnt ihr nicht mit dem dämlichen Gequatsche aufhören,“ rief der Kater, „ihr stört mich schon wieder bei meiner Lieblingsbeschäftigung, dem Schlafen.“ Trotzdem fragte Rambo weiter und Caroline hörte geduldig zu. „Und was sind das für die Tiere. Ich meine, die immer so laut rumbrüllen, grün aussehen und mit großen Sätzen in das Wasser springen?“  „Frösche," meinte Caroline. „Die sind Meister im Weitsprung. Und Du hast Recht, es sind die lautesten Gesellen am Teich. Die quaken Tag und Nacht. Am lautesten in der Abenddämmerung.“

Doch da wurden sie abgelenkt. Das Wasser brodelte, ein Fisch schnellte aus dem Teich als wollte er zum Himmel fliegen. Mit lauten Klatschen fiel er dann auf das Wasser zurück. Sekunden später tauchte er wieder auf. Nur mit seinem Kopf und  der Hälfte seines Körpers, ritt er so zu sagen auf dem Wasser und rief Caroline und Rambo zu: „Na, ihr zwei Landratten. Habt ihr das gesehen. Mein Name ist Ken. Ich bin die schnellste und geschmeidigste aller Forellen."  „Schon wieder so ein Angeber,“ dachte Caroline und Rambo setzte gerade zur Antwort an, da sprach Ken weiter: „Wenn ihr wollt, zeige ich euch noch ein paar meiner Kunstsprünge.“ „O.k." erwiderten Rambo und das Kälbchen  wie aus einem Mund. „Wir bitten darum.“

Sichtlich zufrieden tauchte Ken zurück ins Wasser. Wieder brodelte das Wasser heftig auf. Und, schwupps, die Forelle schoss wie ein Blitz durch die Wasseroberfläche. Sie sprang höher dieses Mal, und drehte sich in der Luft. Fast ohne zu spritzen tauchte sie wieder ein. Der Kopf kam wieder über Wasser und sprach: „Na, habe ich keinen Applaus verdient, das war ein Salto.“ Caroline konnte nicht so gut klatschen, weil sie ja ein Kälbchen war, aber Rambo hatte ja genug Arme, wenn er wollte. „Bravo, Ken, gut gemacht", tönte es von allen Seiten, denn mittlerweile hatten sich noch mehr Zuschauer eingefunden. Geschmeichelt tauchte die Forelle unter und sprang nach 5 Sekunden wieder in die Luft. Es sollte ein zweifacher Salto werden, aber Ken klatschte mit dem Bauch mitten auf das Wasser. „Auah, auah“, stöhnten die Zuschauer. Ken kam schnell wieder mit dem Kopf über die Oberfläche: „Mir ist nichts passiert. Alles o.k. Doch sagt, wer seid ihr denn?“ fragte er und drehte sich in Richtung auf Caroline und Rambo.

Das Kälbchen übernahm das Antworten: „Mein Name ist Caroline. Ich bin ein Kälbchen. Auf meiner Stirn sitzt, wie ihr ja seht, Rambo. Er ist der stärkste aller Ameisen und ein gefürchteter Krieger. Außerdem so etwas Ähnliches wie ein Prinz seines Volkes. Er sucht einen Platz für ein neues Ameisenvolk. Und dahinten unter dem Baum, der Kerl, der da so schnarcht, ist unser Freund der Kater Müßiggang.“

„Den kennen wir," riefen die Fische, schnatterten die Enten und brüllten die Frösche, „der versucht immer die kleinen Fische zu fangen und zu fressen. Nur die Forellen kommen erst in den Teich, wenn sie groß sind. Die haben keine Angst vor dem Kater.“ Und gleichzeitig spritzten alle Teichbewohner jede Menge Wasser in Richtung Müßiggang. Der Kater tat aber so, als pennte er weiter. Dann meldete sich Ken wieder. Er sprach zu Rambo: „Hallo, Herr Prinz Rambo. Als Ameise hast Du wahrscheinlich noch nie so einen Teich gesehen. Hast Du schon mal etwas vom Surfen gehört?“ „Was ist Surfen? Muss ein Krieger das können?" fragte Rambo.                                           
„ Es ist so etwas Ähnliches wie auf dem Wasser reiten“, sagte Ken, die Forelle. „Willst Du es probieren? Dafür muss du dich auf meinen Rücken stellen, dich an meiner Rückenflosse festhalten und dann reiten wir durch den Teich."

Rambo überlegte. „Für Abenteuer bin ich ja immer zu haben. Ich bin das erste Mal auf einem Kälbchen geritten, warum nicht auch auf einer Forelle. Vor dem Wasser habe ich ja ein bisschen Angst, weil ich nicht gut schwimmen kann, aber ich werde vorsichtig sein."  „O.k. Ken, ich bin dabei“, war seine Antwort. Die Forelle schwamm so nahe ans Ufer wie es möglich war. Langsam senkte Caroline, die alles mit bekommen hatte, ihren Kopf, bis das ihr Kopf Ken berührte. Und über diese Brücke marschierte Rambo vorsichtig auf den Rücken von Ken. Er klammerte sich mit vier Armen an die Flosse fest.

„Let‘s go, Ken“, rief er dann so laut wie er vermochte. Die Forelle bewegte ihre Seitenflossen und glitt ruhig über das Wasser, ohne viele Wellen zu machen. Rambo  gewöhnte sich an diese neue Situation, genoss es und rief dann Ken zu, das er gefälligst schneller schwimmen sollte. Sofort setzte Ken seine Schwanzflosse ein und ab ging die Post. Das Wasser rauschte an Rambos Beinen vorbei und die Forelle drehte immer schneller ihre Runden im Teich. Rambo klammerte sich fest. „Das glaubt mir keiner, wenn ich das zu hause erzähle“, dachte er. „Doch ich werde es auf jeden Fall Prinzessin Lea erzählen, vielleicht ist sie dann nicht mehr so zickig.“  Laut rief er dann: „Lass es gut sein Ken, ich habe genug. Es war phantastisch.“ Ken verlangsamte seine Geschwindigkeit und schwamm auf Caroline zu. „Cool, Rambo, du bist ein wahrer Held. Die erste surfende Ameise. Es war ein wunderschönes Erlebnis, Dich surfen zu sehen...“ Auch alle anderen Teichbewohner klatschten begeistert Beifall. Sogar Müßiggang öffnete für eine kurze Zeit seine Augen, um danach aber wieder mit einem tiefen Schnarcher in den Schlaf zu fallen. Rambo kletterte jetzt zurück auf seinen Platz auf der Stirn des Kälbchens.

Nachdem sich alle Teichbewohner wieder beruhigt hatten, stiegen auf einmal große Luftblasen auf und ein großes Maul durchbrach die Oberfläche. Der massige Körper eines blau schillernden Karpfens wurde sichtbar.

Mit tiefer Stimme sagte er zu Caroline: „Mein Name ist, Karl der Karpfen. Wir Teichbewohner singen sehr gerne. Die Fische unter Wasser, die Enten beim Schwimmen auf dem See und die Frösche auf den Seerosen und am Uferrand. Seit dem ich mich zurück erinnern kann, streiten wir uns darüber, wer die beste Sängergemeinschaft ist. Heute ist es soweit. Wir wollen die besten Sänger küren. Es ist ein Wettbewerb. Da wir heute einen so netten Besuch haben, möchte ich euch bitten, die Schiedsrichter zu machen. Ich meine, euch zwei, Rambo und Dich, Caroline.“ Er würdigte dem verschlafenen Kater keines Blickes. „Würdet ihr das bitte für uns machen.“

Caroline und Rambo überlegten nicht lange. „Ja, das machen wir gerne. Es hat uns viel Spaß gebracht, hier bei euch am Teich zu sein. Aber wir haben eine Bedingung. Niemand darf böse sein, wenn er nicht den ersten Platz belegt.“ „Das ist selbstverständlich", antwortete der Karpfen. Karl tauchte wieder unter, schwamm in alle Ecken des Teiches und rief mit lauter Stimme alle Sänger zusammen. Sie überlegten, wie sie den Wettbewerb am besten durchführen konnten. Sie kamen auf die Idee, dass die Frösche, die Enten und die Fische jeweils eine Gruppe von vier Sängern stellen sollten. Dann losten sie die Reihenfolge aus. Als erstes sollten die Fische vorsingen. Sie sagen Caroline und Rambo Bescheid und der Wettbewerb fing an.

Vier Karpfen durchbrachen die Wasseroberfläche. Sie übten noch etwas mit ihren tiefen Basstimmen. Dann war wieder Ruhe und auf ein Zeichen von Karl erklang eine wunderschöne Melodie über dem Teich: „Wir Karpfen schwimmen unverdrossen, auf des Teiches Grund, wir wedeln ja mit unseren Flossen und stopfen alles in den Mund.“ Begeistert klatschten alle Fische und sprangen vor Freude in die Luft über dieses Lied. „Sehr, sehr gut, ihr Karpfen", riefen Caroline und Rambo. Nur die Enten und die Frösche schauten etwas verdattert drein über diesen Vortrag. Ist ja verständlich. Sie wollten ja auch gewinnen.

Nun waren die Enten an der Reihe. Zuerst schwammen sie in einer Viererformation  über den Teich. Sie schwammen nach links, sie schwammen nach rechts, immer im Gleichklang. Dabei schnatterten sie leise vor sich hin. Jetzt erklang die nächste Melodie. Natürlich etwas höher als bei den dicken Karpfen. Sie sangen: „Auf dem Wasser sind wir zu Haus, wir schwimmen hier und schnattern, manchmal gehen wir abends aus, denn wir können durch die Lüfte flattern.“ „Bravo, bravo, bravissimo", erklang es von allen Seiten. Die bescheidenen Enten senkten geschmeichelt den Kopf. „Danke schön, ihr lieben Enten. Das war ein wunderbarer Vortrag", meinten auch Caroline und Rambo.

Jetzt kam die letzte Gruppe. Die Frösche. Aufgeregt hüpften sie von Seerose zu Seerose, fielen ins Wasser und kletterten zurück. Sie quakten in allen Tonlagen. Dann hüpften vier von Ihnen auf die Seerose, die dem Ufer am nächsten lag. Sie holten noch einmal tief Luft und dann ging es los: „Frösche hüpfen ja sehr weit, fressen meistens Fliegen, tragen ja ein grünes Kleid, werden deshalb siegen.“ Voller Begeisterung über sich selber sprangen sie danach ins Wasser. Die anderen Frösche schlugen Purzelbäume vor Freude. „He, he, wir werden siegen“, grölten sie. Aber die Fische und die Enten widersprachen heftig. Fast wäre der Streit von vorne losgegangen, doch Caroline muhte so lange bis das es wieder ruhig war. Dann sagte sie: „Ein gelungener Vortrag, ihr Frösche. Doch das Schiedsgericht zieht sich nun zur Beratung zurück.“ Caroline und Rambo entfernten sich einige Schritte vom Teich. Sie berieten sich lange und dann hatten sie eine Idee. Sie eilten zurück an das Teichufer und das Kälbchen sprach zu der Teichgemeinschaft: „Jede Gruppe war sehr gut. Wir können uns noch nicht entscheiden. Habt ihr kein Lied, das ihr zusammen singen könnt. Dann können wir euch noch einmal gemeinsam beobachten. Vielleicht fällt uns die Entscheidung dann leichter.“ „Das haben wir",antwortete Karl der Karpfen stellvertretend für alle. „Wir werden es euch vortragen"

Alle Bewohner des Teiches versammelten sich im Halbkreis um Rambo und Caroline. Karl der Karpfen gab das Zeichen und wieder öffneten alle ihre Münder und fingen an zu singen: „Der Teich ist unsere Welt, hier wurden wir geboren,  leben hier wir wie es uns gefällt, wir wären ohne ihn verloren. Es gibt zwar Wald, Wiesen und Feld, doch der Teich bleibt unsere Welt...“ „Das war bei weitem das schönste Lied“, erklärten Rambo und Caroline. „Deshalb erklären wir euch alle für Sieger. Ihr habt es verdient.“ Da hüpften, schrien, sprangen und sangen alle Tiere des Teiches begeistert durcheinander, übereinander, miteinander und gratulierten sich gegenseitig. So eine Freude hatte der Teich lange nicht mehr gesehen.

„So“, sagte Caroline zu Rambo. „für heute habe ich genug. Lasst uns Müßiggang wecken.“ Das Kälbchen trottete zu dem Platz an dem Müßiggang schlief. Der Kater hatte von dem Spektakel am Teich fast nichts mit bekommen. Nun gähnte er und streckte sich, schnurrte ein wenig und sagte dann zu den zwei: „Können wir jetzt weiter. Das ist für mich ein langweiliger Platz.“ „Ich bin hungrig und müde", sagte Caroline. „Ich will zu meiner Mama und etwas Milch trinken. Sieh, die Sonne geht schon langsam unter.“  „Und ich werde auf den Baum klettern und da schlafen“, meinte Rambo. „Wir können uns ja morgen früh, wenn die Sonne aufgeht wieder treffen.“  „O.k.", meinte auch Müßiggang, „ich bin mit Schneekönigin, der Freundin meiner Schwester verabredet. Ich habe schon lange ein Auge auf sie geworfen, vielleicht mag sie mich auch. Also bis morgen früh.“ Und so gingen unsere drei Helden für heute auseinander. Rambo kletterte auf den Baum, Caroline lief schnell zu ihrer Mama, der Kuh mit den langen Hörnern und Müßiggang zu seiner Verabredung mit der weißen Katze. Und was die drei Helden morgen erleben, das ist wieder eine andere Geschichte. Wird aber dieses Mal nicht verraten, wie sie heißt.

Oder doch. Sagen wir mal, sie heißt

Abenteuer in der Morgendämmerung

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