Seelenkorridor

Brief zum Thema Abgrund

von  ZornDerFinsternis

An schier ausweglosen Situationen, kann man doch nie etwas ändern. Ganz gleich, wie viel einem
daran liegt, und wie sehr man es auch zum Guten ändern will - es ist und bleibt eine verlorene
Schlacht.
So viele dieser geistigen Irrwege, habe ich durchwandert. 19 lange Jahre ging es durch tiefe
Schluchten, die düsterer waren, als alle Menschenseelen, die diesen Le(id)bensweg kreuzten.
Schritte und Zeit liefen wortlos aneinander vorüber. Beide blieben nicht stehen.
Dunkelheit war mein Schatten, der mir nahtlos überall hin, folgte. Auch in meine Träume. Leere,
zersplitterte Träume. Doch, immerhin war dort noch ein unsichtbarer, unscheinbarer Hoffnungskeim.
In mir. Irgendwo - ganz weit weg. Weit weg von allem. Den leeren, bohrenden Augen dieser Welt.
Den verletzenden Worten, dieser vielen gebildeten Münder. Am Rande jedes Abgrundes, stand das Leben
vor mir. Lächelte. Hämisch. Hämischer, als die Sonne es einst getan hatte, ehe ich sie aus mir
und meiner Welt, verbannte. Es lächelte. Ausdruckslos. Und sprach, in einer wortlosen, lautlosen
Sprache. Einer spottenden, furchtbar schmerzenden Sprache. Ich war mir all die Jahre hinweg, allmählich
sicher gworden, dass das, diese Verächtlichkeit und die Freude über unmenschliche Schmerzen, dass das, genau das,
die Melodie des Lebens ist.
Was ich verloren habe, geht niemanden etwas an. Wer und was sie waren - für mich - es geht euch nichts an.
Diese kurze-lange Zeit, auf diesem Planeten hat mich viel zum Nachdenken gezwungen. Meine Einsamkeit
und Schmerzen weder gelindert, noch zerrissen. Nur mein kleines, kindliches, naives Herz hat bluten müssen.
Hat kläglich sterben müssen. Wie die Sehnsüchte und Hoffnungen, aus fernen Tagen. Aus Tagen, an denen der
Himmel keine düsteren Gebirge über meinen Kopf hinfort getragen hat. Tage, an denen es auch Minuten gab, in denen
Schmerz etwas war, das in dieser; meiner Welt, keinen Platz hatte. Ich habe zu sehr an das Gute geglaubt. Sei es
nun, das Gute im Menschen, oder das Gute in und auf der Welt. Letztendlich bleibt mir bloß die Einsicht, nach der
ich 19 Jahre lang habe suchen müssen. Obwohl, dieser Fakt doch ewig schon in meinem Herzen lag.
Wenn man den Schmerz der Existenz umschiffen will, helfen einem keine aufbauenden Worte. Keine Antidepressiva.
Ebensowenig Alkohol und Zigaretten. Zumindest dann nicht mehr, wenn man wie ich, über diesen Punkt hinaus geeilt
ist. Einen Punkt, an dem es noch ein Zurück gegeben hätte. Aber eben diesen Punkt, habe ich seit Jahren hinter
mir und den Trümmern meiner Welt, zurückgelassen. Ich habe die Linie überschritten. Grenzen gibt es keine mehr.
Kein Halten. Bald, auch keine Erinnerung mehr. Nichts Gegenwärtiges. Nichts Kommendes - bloß Gehendes.
Werde das Hier und Jetzt gegen das liebliche Flüstern der Stille, tauschen.
Ich habe nie etwas zu Stande gebracht. Bloß Enttäuschungen, Schmerzen und Verrat. Das war die Ernte meines
Lebens. Ein verlustreiches, armseliges Leben. Zwischen Dreck, Schnaps, Kippen und einer handvoll Tabletten.
Dieser Seelenkorridor der Ausweglosigkeit, er ist zu lang. Auch die Antidepressiva, können daran nichts ändern.
Wenn das Leben wie ein langer, düsterer Tunnel scheint, dann ist der Tod etwas glänzendes, weit entferntes (und doch, naheliegendes) schönes. Und, Suizid, ist die Tür, die das Paradies für uns sichtbar macht. Es greifbar in
unseren toten Herzen macht. Atmen? Wozu sollte ich das noch tun? Wozu weiterhin jeden Tag aufstehen, zur Schule
gehen. Auf dem Weg dorthin beleidigt, geschlagen und ausgelacht werden? Warum sollte ich meinen ganzen Tag dort
zubringen, um von den Lehrern nichts als Bestätigung zu ernten, dass ich ein dummer, namenloser Nichtsnutz bin.
Diese Erkenntnis habe ich schon lange Zeit. Bis zum heutigen Tage, habe ich nur Bestätigung und Zustimmungen erhalten.
Ich habe nichts mehr zu sagen. Dieses Leben hatte für mich nie etwas übrig gehabt, und somit, zahle ich es
ihm bloß mit gleicher Münze heim.


Anmerkung von ZornDerFinsternis:

Whatever

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Kommentare zu diesem Text

KoKa (41)
(14.03.10)
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 ZornDerFinsternis meinte dazu am 14.03.10:
Kein Grund zur Besorgnis, Kokalein ;)

 Bohemien (14.03.10)
hallo:)...anerkennung und bestätigungssucht ist für mich irgendwie der antrieb unserer gesellschaft. der einzelne zählt einen dreck und nüchtern betrachtet ist das alles ziemlich sinnlos und armselig..kein wunder das ich soviel sauf ;). liebe grüße...ein toller, nachdenklicher text, der es knallhart auf den punkt bringt "leben in unserer gesellschaft"...wenn man noch von leben reden kann...bo

 ZornDerFinsternis antwortete darauf am 14.03.10:
Da hast du Recht...die "Gesellschaft" ist nur noch ein kümmerlicher Haufen, wahrscheinlich auch nicht einmal mehr wert, so genannt zu werden - Zusammenhalt und dergleichen sind Fremdwörter, ebenso Achtung und Wertschätzung.
Ich danke dir herzlichst, für deine lieben Zeilen. Obgleich sie mich erschüttert und und traurig gemacht haben...ich hoffe, es gibt einen erleuchteten Pfad für dich, außer diesen einen, letzten.

LG, Anni
Gedankenwut (21)
(22.06.12)
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