Die Lüge neben dem Kreuz...

Gedicht zum Thema Tod

von  Fuchsiberlin

Die Pietät verwandelt
mittels
heiliger Münder
manch einen Teufel in einen Engel.

Am letzten Ort des Lebens wird
von den guten, edelmütigen Verstorbenen gesprochen.

Zwischen Diesseits und Jenseits
wird manch ein Kreuz zum Heiligenschein.

Und unter der Erde
wird die Teufelsfratze vergraben.

Die Guten sterben zu früh und in Massen,
doch wer bleibt dann auf Erden zurück?
Die bösen Ekel?
Logik einer unlogischen Zeromonie?

Wieviel Sargnägel zersplittern
bei derartigen Lobeshymnen
im Widerspruch
den letzten hölzern geschützen Platz ?

Und die Toten?
Rumort es an manchen Rühestätten?

Lobhudelei auf einen Verstorbenen,
der zu Lebzeiten
in seinem Streben nach Macht
und in seinem Egowahn über Seelenleichen ging.

"Er hatte stets ein offenes Ohr
für die Probleme anderer,
und sein Ehrgeiz ließ ihn in eine Position
des Vorbilds für andere rücken."

Zwischen dene Zeilen steht
ungeschrieben Unausgesprochenes:

"Mit seinem verbalen Gift ging er kompromißlos
den Weg nach oben,
und säte Zwietracht unter Freunden,
und das ihm entgegengebrachte Vertrauen
benutzte er missbräuchlich,
um auf die höchste Stufe zu gelangen.
Die Treppe seines Erfolges säumen Seelenleichen."

Die vollkommene Wahrheit
liegt fünf Meter unter der Erde begraben. 

In der Todesanzeige las man:

"Wir trauern um eine hochgeschätzte Persönlichkeit,
und sein Wirken wird ewig unvergessen bleiben."

Die Todesanzeige als moderne Kosmetik,
und der Maskenbildner wird zum Wortjongleur.

Unvergessen:
Seine Taten,
und seine Opfer werden ihm diese auch nie vergessen.
Doch sie bleiben (noch) stumm.

Jörg S.

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Kommentare zu diesem Text

Christianna (49)
(13.05.10)
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 Fuchsiberlin meinte dazu am 14.05.10:
Es geht nicht unbedingt um das "Wem-nützt-es-was...", sondern um Ehrlichkeit und die Verdrängung der Scheinheiligkeit zugunsten der Wahrheit.

Ganz liebe Grüße
Jörg
chichi† (80)
(13.05.10)
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 Fuchsiberlin antwortete darauf am 14.05.10:
Volltreffer, liebe Gerda! Dafür danke ich Dir sehr.

Ganz liebe Grüße
Jörg
elvis1951 (59)
(13.05.10)
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 Fuchsiberlin schrieb daraufhin am 14.05.10:
Hallio Klaus,

es ist bei manch einer Beerdigung eine Lüge, die aber unter Umständen in den Fluten der Wahrheit, und dies nach einer Beerdigung, versinkt.

Hast Du sehr gut erkannt.

Ich danke Dir sehr. Vielen Dank auch für die Empfehlung!

Ganz liebe Grüße
Jörg
(Antwort korrigiert am 14.05.2010)

 franky (13.05.10)
Hi lieber Jörg,

Dein Text ist der unbarmherzige Hammer,
er trifft die Fingerspitzen der Scheinheiligkeit auf Tummelplätzen der Klageweiber und Lügenklopfer.
Ein Sumpfgebiet unserer so geschätzten "Feinen Gesellschaft". Tatsache ist: keine Lobeshymne kann eine Seele im Jenseits beeinflußen. Und das ist Gerechtigkeit ausser unserer Reichweite.
Sehr gut geschrieben!

Herzliche Grüße

von
Franky

 Fuchsiberlin äußerte darauf am 14.05.10:
Hallio franky,

genau so ist es, und die Gerechtigkeit findet außerhalb unserer Reich- und Sichtweite statt.

Lobeshymnen zum falschen Zeitpunkt bewirken nichts...

Ich danke Dir sehr für Deine Worte und Deine Empfehlung!

Ganz liebe Grüße
Jörg
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