Tisiphone

Skizze

von  beneelim

Wenn du hörst, dein Herz, die tiefe Schalmei, wenn in dir etwas aufwacht, dem du nach Jahren der Verweigerung einen Namen gibst, und wenn auch nur den geringsten: Wasser. Fremdes Land.

Wenn du siehst, der randlose Horizont deinen Blick endlich erreicht, und du lernst, dass nicht alles, was gelingt, auch das sein muss, was sich erreichen lässt. Du, hinter den Türen lauernd, die Schatten des Morgens zu einem Gespinst gestrickt, deinem Gespenst, das dir Umhang und Sarg wird.

Tausende Worte unter die Tische gefallen, an den Ohren vorbei, die lange schon weiter gezogen sind; tausende Pläne für ein Leben, das nur des Mutes einiger Schritte bedarf. Sage nicht, es lässt sich nicht wissen, sage nicht, jede Warnung muss verschwendet sein. Bedenke nicht eine Freiheit, die du aufs Neue in schweißnassen Laken verbrannt hast. Und erkläre nicht, die Glücklichen lenken nichts. Du kennst das Kreuz und das steinlose Grab und du richtest dich wüstenwärts, wo dich kein Stern berühren will und die Schleier der unruhigen Sande weit an dir vorüber ziehen.

Hast du damit schon von Erlösung gelernt? Hast du den Weg in dich gefunden, der doch ohnehin nichts gilt, gebunden an seinen mutlosen Herrn? Die ungezählten Stufen, Windungen, Pässe, Gipfel und Täler, wie du läufst, wie Sonne und Mond schon erblinden, wie du das Dunkel durchmisst, Zwielichtiger, Ortloser, und dann, an den Toren, den Schwellen, und dahinter, durch den gläsernen Wald, der Thron deiner selbst: doch du zerbrichst.

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