Vor dem Haus

Text

von  autoralexanderschwarz

Vor dem Haus
Kategorie: Lyrik & Prosa
Kindsein,
Zeitunglesen,
Kinderkriegen,
Zeitunglesen,
Sterben.

Dazwischen
Hinaus,
Um Holz zu hacken.

Finger haken ineinander,
Atem friert, Gelenke krachen,
Hohle Knochen knacken hohl,
Schweiß rinnt über Drachenrachen.

Hoch erhoben strahlt die Axt,
Tiefes Räuspern in der Kehle,
Oberkörper durchgestreckt,
Doch dann explodiert die Seele.

Farbenrausch dringt in den Magen,
Gelber Speichelfluss getrübt,
Grün die Galle, rot die Augen,
Blau die Lippen,
Fahl die Haut.

Festgefroren
Im Moment
Beginnt der Holzmann zu zittern,
Drohend schwankt die Axt über seinem Haupt,
Als er sich an etwas erinnert.

„Kleiner Vogel fliegt nicht mehr,
Klebt im Öl und
Klebt und
Klebt und
Klebt,
Zuckt und
Zappelt
Hilflos
Mit den Flügeln.“

Atemzug

Ein Meer aus
Zucken und Zappeln,
Klebt das Öl
In den Kiemen,
In den Augen,
Und das Öl
Ist die Wahrheit.

Atem holen.

Unter Wasser und Gurgeln,
Unter der Haut,
Strömung und Zug,
Keine ruhigen Gewässer,
Alles treibt und treibt,
Oben tot,
Unten, Überlebenskampf,
Drängt und flieht,
Wimmelt,
Kriecht
Und
Schwindet
Leben.

Rote Ader platzt im Auge,
Ozean voll Blut,
Fließt und läuft,
Dann: tief Atem holen.

Und die Axt saust sausend nieder,
Gräbt sich tief ein in das Holz,
Langsam kommt die Klarheit wieder
Und mit der Klarheit schnell der Stolz.

Woanders ist’s, nicht hier bei mir,
So ruft er mutig in den Wind,
Und als der Wind die Worte hörte,
Da nahm er schicksalhaft sein Kind.

Er hielt es oben, an den Haaren
Und drückte es dann in die Flut,
Begoss es eiligst bis es klebte,
Von schwarzem, alten Erdenblut.

Der Holzmann aber reißt die Arme empor,
Verzweifelt wedelnd in die Winterluft.

Dann fällt die Axt
Und spaltet dabei,
Wie nebenbei den
Kalten Kopf,
Der Wind aber,
Der lachte leise
Und griff das Kind
An seinem Zopf.

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