Selbst ein kluger Kopf kann das Herz nicht ersetzen.

Skizze zum Thema Orientierung

von  DanceWith1Life

Vorwort

500 Jahre zurückgeworfen.

Obwohl, und da bin ich mir mit mir selber einig, es tagte, verhinderte eine dichte Wolkendecke den Durchbruch des Lichts. Nicht zum ersten Mal übrigens, auch nicht ohne die dazugehörigen dramatischen Elemente, ganz und gar nicht, aber erfolgreich, wie eh und je.
Soviel zum Wetter, höre ich sie lesen.
Ich stelle mich besser einmal vor, mein Name ist Ralf, Ralf Michael Mailänder, das hilft dem Maurer auf der Stelle, sagten die Ferdinands immer und ich glaube, sie meinten, Baustelle, aber ich habe nie nachgefragt. Wir hatten mehrere Ferdinands und noch mehr Maurer in der Familie.
Der alte Ferdinand wurde mein Ersatzvater, aus dem einfachen Grund, weil er da war, mein richtiger Vater nicht.
Er hätte mir auch gern das Maurern beigebracht, aber ich war noch zu jung und dann war er zu alt.
Wir saßen an dem Küchentisch, sein immer kriegsverschmerzter Blick bleibt mir seltsam in Erinnerung, allerdings könnte ich beim besten Willen nicht sagen, wohin er schaute.
Er schaute uns an und gleichzeitig schaute er über unsere Köpfe hinweg.
Wir, das waren zwei Kinder, damals.
Wir, das war Oma, Opa, meine Schwester und ich, und eine Mama, die zu Besuch kam und brachte
Wir, das war eine Zeit, eine Wohnung mit 4 Zimmern, von denen eines in Untermiete an einen älteren Herrn vermietet war.
Wir, das waren vier Stimmen und eine fremde Stimme, die wir kannten und die Stimme meiner Mutter.
Mansarde mit schrägen Wänden auf einer Seite und Fenstern oberhalb der Dachrinne mit Blick auf die Brauerei.
Mit den Gerstengerüchen vermischt mit den Benzingerüchen der Tankstelle.
Mit Blick auf den großen Garten des Mädcheninternats in dem wir spielen und Obst sammeln durften, weil Opa Hausmeister war.
Weil der Krieg den Maurer kaputtgeschossen hatte.
Genauso wie Teile der Stadt.
Weil der Krieg jetzt vorbei war und man wieder leben durfte.
Weil die Häuser repariert, die Gärten von Trümmern befreit, die Strassen leergeräumt und die Autos wieder in die Arbeit fuhren.
Weil der Wecker klingelte, weil die Sirenen aufgehört hatten.
Wir, das waren Träume, die wir nicht von einander kannten.


Inhaltsverzeichnis
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Kommentare zu diesem Text

rumpelsophie (45)
(18.06.10)
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