Lass mich kosten, von der Frucht der Erkenntnis, oder dem Apfel, dem Vergifteten. Lass mich umfallen und wie tot scheinen, nur weckbar durch einen Kuss, der mich, nein, nicht in einen Frosch verwandelt, der mir ein Erwachen ermöglicht und die Dornen der umschließenden Einsamkeit wieder verschwinden lässt.
Reise mit mir auf einem fliegenden Teppich in tausend und eine Nacht, fliege mit mir durch meine kleine und die große weite Welt und zeige mir deren Wunder.
Nimm mich und gleich noch ein paar zum Ersatz, meinetwegen 7 auf einen Streich, ich folge dir hypnotisiert wie von der Schlange, die mich in Versuchung führt und dem Tiger zum Fraß vorwerfen will, oder mich selbst verschlingen, wer weiß das denn schon? Ich folge dir durch den Dschungel der Unmöglichkeiten, in dem weiße Kaninchen eine Teeparty feiern und die Störche Mutabor rufen wollen, es aber nicht können. Angekommen im Schloss des Biestes, hinter den sieben Bergen wandere ich Hand in Hand mit dir durch einen Rosengarten in dem Vögel zwitschern und gruselig weichherzige Liebeslieder trällern.
Bewundere mein Brautkleid aus Brennnesseln oder sind es nur der Kaiserin neue Kleider?
Die Riesen und Zyklopen finden sie toll, aber die sind ja auch geblendet oder erblindet durch Nadeln und Spiegel. Mein Spiegel flüstert mir heute auch zum Tausendsten Male vor, wie viele Schönere es doch in meinem Lande gibt, selbst König Drosselbart ist viel schöner als ich und der liegt nicht mal in einem Gläsernen Sarg.
Störe dich nicht an den Verlorenen Jungs, die sich um mich sorgen und mir hinterherlaufen. Sie haben sonst niemanden, mein Prinz, denn ich bin Mutterfigur und böse Stiefmutter, ich bin die Gute und die Hexe im Knusperhäuschen aus Lebkuchen, oder war es aus Stroh und Holz und Stein? Ich bin Alles und Nichts, doch mehr als Gar nichts und so laufen sie mir nach und ich werde sie nicht los, nicht im tiefen Labyrinth und durch keine Rätselaufgabe könnte ich sie daran hindern.
Ich sortiere im Glasschuh die Erbsen und warte auf die Feen, die kommen und mich befreien aus dem hohen Turm, bewacht von einem Drachen. Meine Haare sind zu lang, doch das tapfere Schneiderlein holt grad Kreide um die Zicklein vor Schlimmeren zu retten.
Der unendliche Drache (oder war es ein Elefant mit riesige Ohren?) kommt und fliegt mich zu dir, damit wir ein Floss bauen können und mit dem großen Zeh ein Segel spannen und die Welt umschiffen, auf der Suche nach dem verschwundenen Beinchen des Maikäfers. Doch lüge mich nicht an, denn ich sehe es an deiner Nasenspitze und du weißt, ich kann einen Esel aus dir machen, oder ein Reh oder was mir sonst so alles einfällt.
Lass uns eine Spur aus Brotkrümeln legen, sonst finden wir nicht zurück nach Hameln und können, die von der Musik verzauberten Kinder, nicht befreien und lass dich nicht von dem Zwerg ablenken, der ums Feuer tanz und namenlos sein möchte, denn mein erstes Kind gehört uns und nicht ihm.
Lege mich auf zwanzig Federbetten mit einer Erbse drunter, ich spüre sie nicht, denn ich will nur dich spüren und das tief und innig, mein standhafter Zinnsoldat, der mir zeigen will, dass ich nicht hässlich Entlein bin, sondern in mir ein Schwan darauf wartet erwachsen zu werden.
Sei mein verdorbener Prinz und treibe es mit mir in schatzgefüllten Tropfsteinhöhlen, auf der Flucht vor 40 Räubern, deck mit mir den Tisch, der sich somit nicht mehr selber decken muss, ja, lass den Knüppel aus dem Sack. Sei mein, bis zum Ende der Geschichte, ohne Moral, denn wenn sie nicht gestorben sind, ohjee, wir sterben alle mal.
