Das Bankett

Kurzprosa zum Thema Allzu Menschliches

von  Mondsichel

Du hast ein großes Fest in der Grube der Schlangen ausrufen lassen, denn Dein gesamtes Leben hast Du heut’ zur Tafel gereicht. Kredenzt mit allem was Deinen Alltag so besonders macht, fein abgeschmeckt mit den köstlichsten Gewürzen, die Dir einst Tränen des Hasses und der Verzweiflung in die Augen steigen ließen. Als Tischdekoration dienten die Leichen Deiner tiefen und unfassbaren Liebe. Oh wie herrlich war der Festsaal anzusehen!
Du wusstest, sie würden hungrig sein – so hungrig wie Du nach ihnen warst. Jene, die mit den größten Lobeshymnen für das perfekte Dinner, Dein lebloses Fleisch in wohligen Schauern erzittern ließen, waren Dir die liebsten. Und so öffnetest Du weit die Tore Deiner Sehnsucht, harrend derer die da kommen würden.
Egal welch schauerliche Gestalt sich auch einfand, Du nährtest sie alle, wie die Mutter ihrem Kinde die Brust gibt. Viel zu groß die Gier nach Erfüllung Deines Verlangens. So köstlich, Dein Herzblut die Kehle der Hungrigen hinabrann. Wie Butter zerschmolz Schmerz auf der verwöhnten Zunge. Eine Küchenschlacht der besonderen Art, die Deinen Magen leerer machte, während andere sich in Völlerei übersättigten.

Nur einige wenige zeigten Dir ihre Ehrfurcht vor diesem Kunstwerk der seelischen Kochkunst. Die meisten nahmen und gingen ohne eines Dankeswortes. Das Bankett wurde zur Farce einer enttäuschten Seele. Und egal wie oft Du Dich stolz mit dem Kochlöffel blicken ließest, kaum einer beachtete Dich. Sie sahen nur die reich gedeckte Tafel, welche am Ende nur Deinen Magen hungrig zurückließ.
Kein Taler ward Dir für Deine Gastfreundschaft gezahlt. Vom dabei zusehen wie andere speisen, wird man selber eben nicht satt. Ein Aufschrei ging durch Deine Gedanken. So war das alles gar nicht gedacht! Was blieb für Dich am Ende außer den abgenagten Knochen Deiner entblößten Welt? Ein eisiger Wind zog durch Dein Innerstes. Er war so scharf das er Deine Hoffnungen in Streifen schnitt, so dass sie blutig zu Boden sank.
Stumm musstest Du zusehen wie Deine Gäste davonzogen, nicht ohne ein Stück von Dir als Wegzehrung mitzunehmen. Und so mancher hat am Ende gar Frecherweise behauptet, selbst der Koch dieser Köstlichkeit gewesen zu sein.

Nun sitzt Du da, an der ausgeschlachteten Tafel Deines Lebens. Jeder hat von allem gekostet und es hat ihnen geschmeckt. Mühsam versuchst Du einige wenige Reste des großen Festmahles zusammenzukratzen, die vielleicht noch ein paar Tage im Kühlschrank Deiner Erinnerung überleben. Es ist kaum etwas von Dir übrig geblieben. Doch viel schlimmer ist das Du nicht das bekommen hast was Du wolltest. Alle haben gefeiert, doch Du warst nur Randgast bei der Schlacht um Dein Leben. Welch bitterer Wein für Dein Herz.
Statt in Enttäuschung Deine Lehren daraus zu ziehen, zerstört Du in blanker Wut den Saal der Freude. Zerquetscht den letzten Rest eines hohlen und falschen Scheinbildes, dass Du selbst erschaffen hast. Jeder der jetzt noch anklopft, wird von Dir mit Zeter und Mordio davongejagt. In Gedanken kochst Du allerdings schon die nächste Suppe, denn Dein Hunger ist einfach viel zu groß...

(c)by Arcana Moon

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Kommentare zu diesem Text


 franky (28.07.10)
Hi liebe Arcy,

"Doch viel schlimmer ist das Du nicht das bekommen hast was Du wolltest. Alle haben gefeiert, doch Du warst nur Randfigur bei der Schlacht um Dein Leben. Welch bitterer Wein für Dein Herz."
Ein niederschmetterndes Resümee!
Man mag noch so ausgekocht sein,
ein Schlangenfraß schlägt auf den Magen!
Du hast so viele eindrucksvolle Bilder gezeichnet,
bin voll auf begeistert!

Herzliche Grüße

Franky
(Kommentar korrigiert am 28.07.2010)

 Mondsichel meinte dazu am 28.07.10:
Ja so ist das eben. Wer sich die Schlangen ins Haus holt um Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, der wird am Ende nur leergesaugt dastehen. Die Sucht nach dem Mittelpunkt kann böse auf den Magen schlagen, da hast Du absolut recht mein lieber Franky! Ich habe heute Nacht verhältnismäßig lange an diesem und auch noch an einem anderen Text gearbeitet. Habe intensiv überlegt um die richtigen Worte zu finden. Daher freue ich mich sehr über Dein Lob und bedanke mich recht herzlich. :)

Liebe Grüßle
Deine Arcy


PS: Ich hoffe Dein Kurztrip hat Dir Erholung gebracht :)
SigrunAl-Badri (50)
(28.07.10)
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 Mondsichel antwortete darauf am 30.07.10:
Danke Dir liebe Sigrun. Aber manchmal sind auch geglaubte Freunde die schlimmsten aller Schlangen. Spätestens dann wenn sie alles für Dich beschönigen, anstatt die Wahrheit zu sagen.

Wer sich immer nur im emotionalen Saufgelage wälzt, immer nur schöne Dinge hören mag, anstatt auch mal die Augen und Ohren auf zu machen - wer sich nur glücklich fühlt wenn jeder einem den Puderzucker in den Arsch bläst, oder in Erwartung von Aufmerksamkeit alles tut was andere wollen, bzw. sich immer weiter nach vorne in die erste Reihe der Wichtigkeit drängelt - der macht sich selber zur Schlampe einer Aufmerksamkeitssucht. Das kannst Du auf so viele Situationen im Leben spiegeln.

Du musst Dir als kleines Beispiel nur mal KV anschauen. Eine Textflut für die Leute die noch nicht wissen das sie aufgefordert werden Aufmerksamkeit zu verschenken. Die Tafel ist der Inhalt des Textes, den Rest kannst Du sicher selber zuordnen ;)

Liebe Grüßle und vielen Dank für die *chen
Dat Arcy
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