Er muss es beenden.

Geschichte zum Thema Freundschaft

von  Butterblume

Letzten Freitag hat Kumpelinchen also den neuen Schulungsplan bekommen. Leicht geschockt sah sie, dass ausgerechnet 2 Messen auf 2 verschiedene Samstage im Oktober fielen. Und da ja im Oktober irgendwann, sie wusste das Datum komischerweise immer noch nicht, würde ja Kumpel heiraten. Also schrieb sie ihm mal wieder, wann er denn heiraten würde.

Sie war noch in der Arbeit, es war wenig zu tun, also begab sie sich mal wieder in ihr Kopfkino.

Welche Möglichkeiten gab es denn?
Die folgenden flimmerten in den Raum:

- Hochzeitsdatum = Messe
Sie sah sich und ihren Personalchef vorsichtig argumentierend, lauthals streitend, mit der Kündigung drohend, ihren Chef überzeugt, glücklich zur Hochzeit gehend

- Hochzeitsdatum = freier Samstag
Sie sah sich als eine der beiden schönsten Frauen (naja sie hoffte, dass an diesem Tag die Braut schöner wäre als sie ) auf der Feier. Auf der sie sich königlich amüsierte, sich mit dem Bräutigam freute, vor Rührung Tränen vergoß, viele neue Leute kennenlernte und mit einigen netten Junggesellen tanzte.

- naja oder aber ….
Der Film wurde jetzt nur noch flimmernd in schwarz-weiß übertragen. Was wäre, wenn sie nicht mehr eingeladen wäre? Wenn die Braut es nicht mehr wollte, schließlich wüsste sie ja alles (über nichts).
Nein so ein blöder Gedanke … das würde er ihr nie antuen.
Naja so blöd auch wieder nicht, denn warum sagte er ihr den Termin nicht? Und würde sie es anstelle der Braut wollen?
„Ach schmarrn“, dachte sie sich kopfschüttelnd und schaute schnellstens wieder auf ihr Handy.

21. Aug.2009 Hey. Die Hochzeit wurde verschoben. Wir können gerne mal über Internet drüber reden. aber (verlobte)  und ich haben vereinbart, dass niemand von dem wir mal was wollten dabei ist. Liebe Grüße

Tja … was sie dann dachte, weiß ich nicht. Was sie dann fühlte, weiß ich nicht. Sie hätte ihn beschimpfen sollen. Hätte sie nicht arbeiten müssen, hätte sie ihn sofort angerufen und sie hätten sich bis zum Abend mit ihm streiten wollen. Hätte er noch hier gewohnt hätte, sie ihn verschlägert. Hätte er vor ihr gestanden, hätte sie ihm eine Ohrfeige verpasst, so dass es richtig geknallt hätte … hätte … hätte … Eine Wut in eine SMS verpacken?

„Komisch aber irgendwie habe ich das geahnt …“

Klar das war die Wahrheit … doch darin konnte er nicht lesen, dass sie in den Tresorraum ging, sich an den Tresor lehnte und schluchzte … Darin konnte er nicht lesen, dass das die Kollegin nichts mitbekam. Darin konnte er nicht lesen, dass er ihr Kumpelinenherz fallen ließ … Wieder einmal …Darin konnte er nicht Liebe, nicht Hass, nicht Freundschaft, nicht Verzweiflung, nicht Wut lesen.
Am größten war wohl die Wut!
Die Kollegin wartete noch bis sie alles fertig verpackt hatte, dann ging sie und ließ Kumpeline zurück. Sie wollte schreien, weinen, ihre Wut loswerden, heraus kam nur ein klägliches Schluchzen. Wie erbärmlich!

Durch diese SMS steigerte sich ihre Wut kurz ins Unermessliche und verschwand wieder.

Es hat nichts mit dir persönlich zu tun. Ich mag dich, aber vielleicht auch zu sehr. Liebe Grüße

Wenn es nichts mit ihr persönlich zu tun hat? Mit wem denn dann?

Die nächsten Stunden Alltagstrott flogen an ihr vorbei. Hatte sie vielleicht vergessen den Ausschaltknopf zu drücken, der das Kopfkino wieder deaktivierte?
Ihre Gefühle selbst kann ich euch nicht beschreiben, ja sie selbst könnte es wohl nicht – außer Enttäuschung – bittere Enttäuschung – wütende Enttäuschung – müde Enttäuschung – einfach nur Enttäuschung.

Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram