Sie verlassen den Himmel...

Text zum Thema Psyche

von  Seelenfresserin

Dieser eine Gang, er scheint endlos zu sein, ziemlich endlos. Hey, ich bin hier das erste mal, aber ich fühle, das man mich hier haben will. Warum? Naja... warum wohl... weil ich hierher gehöre. Ich steh mit einem Koffer vor dieser Schweren Türe. Sie geht nicht auf, es sei denn man hört dieses tolle Surren, das von innen kommt... und eine Person öffnet mir die Türe, eine Pforte die Himmel und Hölle gleichzeitig bedeuten kann. Ich werde reingebracht, leere, hohle Gesichter starren mich an, Menschen die keine wahren Menschen mehr zu sein scheinen... Sie gehen weiter... ich bin für sie nichts weiter als eine weitere Geisteskranke die man mit Pillen ruhigstellen muss. Ich bin eine Gefahr für mich, deswegen bin ich hier. Die Dame in Weiß nickt freundlich, doch auch das scheint doch nur mal wieder eine reine höffliche Geste zu sein... Warum sollte die sich auch dafür interessieren was mit mir los ist? Sie lassen mich dort in der Warteecke Platz nehmen, ich setze mich. Sie fragen mich ob ich etwas essen will... die anderen haben schon gegessen, die Reste müssten noch hier sein... ich nicke. Alles ist besser als dieser Fast Food Scheiss von dem ich mich die letzten Wochen ernährt habe. In meinen einsamen Stunden wenn ich von der Arbeit kam, fertig, kaum bewegungsfähig.. nur um dann Fertigfressen zu mir zu nehmen und mit grauen auf die Nacht zu warten. Die immer wieder gleich war: Ich sitze im Dunkeln, ja im Dunkeln, in meinem WG Zimmer, ich habe kein Licht dort... nur das von meinem Computer das mich anstrahlt. Ich weine oder bin einfach nur Leer, von Nacht zu Nacht verschieden. Und spüre erst dann wieder etwas als ich mir die Klinge ins Fleisch presse und auf den Monitor starre... Scherzhafterweise bin ich in einem Suizidchat angemeldet, wo ich regelmäßig meine Psychospiele spiele... "Ich werde mir nun die Klinge ein letztes mal ansetzen, bye... wir sehen uns in der Hölle!" doch jedesmal wares es hohle Phrasen... Aussagen die ich nicht ernst meine... bis zu dem Tag an dem ich mir, volltrunken die Klinge an meine Kehle setze und nur noch sterben möchte... und es nicht geklappt hatte weil der Wichser von Mitbewohner es mitbekommen hatte und mich aufgehalten hatte. Einerseits war ich dankbar, doch jetzt? Jetzt hasste ich ihn. Warum mischte er sich ein? Und warum schleppte er mich dann auch noch hier her? Ich wartete einfach und fragte mich das alles, bis man mich nach zweieinhalb Stunden endlich mal ins Behandlungszimmer rief. Die bescheuerte Bereitschaftsärztin entschuldigte sich damit, das sie noch Essen war. Fick dich doch. Untersuch mich endlich und sag mir wo ich schlafen kann! Sie untersuchte mich und fragte mich aus... und ich gestand alles wie vor einem Richter: "Medikamente?" Ja. Antidepressiva. Morgens. Aber ich kann Nachts nicht schlafen. Ich schlafe höchstens eine Stunde in der Nacht. "Haben sie konzentrationsschwierigkeiten?" Ja, ich kann mich nicht einmal jetzt auf dich konzentrieren Schnepfe. "Sonst noch irgendwelche Abnormale Zeichen? Stimmen hören, oder sowas?" Ja, ab und an höre ich eine Stimme die mir zuwispert, wie sinnlos dieses Leben mit seinen ganzen Bewohnern ist. Und doch ignoriere ich sie größtenteils, es sei denn sie macht mir die Klinge schmackhafter... "Okay. Sie werden nun Abends diese Einschlafhilfe zu sich nehmen und werden dann diese Medikamente, Tavor nennt man diese, viermal am Tag nehmen. Dann lösen sich die Panikzustände und sie können abends ruhiger Schlafen..." ok danke. Wo ist das Hotelzimmer? Man brachte mich in ein Überwachungszimmer. In diesem, so sagte man, ist auch noch ein Dauergast anwesen. Eine Dame die in ihrer eigenen Welt gefangen war, und nicht mehr rauskommen kann. Sie musste ernährt werden und man musste sehr auf sie aufpassen. Ok. Solange sie mich nicht im Schlaf erdrosselt... Ich nehme die Medikamente und nach einer halben stunde, als ich mich hingelegt hatte, nachdem ich mich frisch gemacht hatte, hat der Zauber begonnen. Die Wände hatten schöne Farben bekommen, sie drehten sich lustig. Sie wollten mich umarmen und ich wollte lachend und kichernd dem entgegen kommen... doch scheisse wars. Ich bin eingeschlafen und morgens um 7. Uhr weckt mich die Nachtschwester. "Frau Schwerdt? Es ist Frühstückszeit!" Ok... wenigstens etwas. Man hatte Nachts für mich die Mahlzeiten beordert. Ich setze mich also in den Speisesaal und wartete wie eine Gefangene auf mein Essen. Und war nicht überrascht, wie karg es war. Egal. Runter damit. Und danach, nachdem man sein Tablett weggebracht hatte, ab zur Smartiesausgabe. Die leckeren Glückspillen die einem ja helfen sollen... ich nehme sie und fühle nichts. Und so ging das zwei Wochen. Morgens, Mittags, Nachmittags und Abends... bis ich es nicht mehr aushalten konnte, all die Leere und die Angst, die mir seit Wochen alles abgeschnürrt hatten, all die Stunden, an denen ich auf der Fensterbank saß und aus dem Fenster gestarrt hatte, nicht ansprechbar und voller Sehnsucht nach Freiheit... alles brach aus mir heraus, wie ein Sturzbach.. wie Wasser das sich seinen Weg suchte... und seinen Weg fand... und mein Weg? Nachdem ich geschrien hatte, mich im Klo eingesperrt hatte und angefangen hatte mir Haare auszureissen und mit meinen Langen Fingernägeln die Arme aufgekratzt hatte, endete mein Weg in einem seperaten Zimmer. An ein Bett fixiert und voller Glückspillen... und ich sehe das Schild von dem alle hier redeten...:

Sie verlassen den Himmel... Willkommen in der Hölle!

Fortsetzung folgt....

Vielleicht.


Anmerkung von Seelenfresserin:

Basierend auf meiner Erfahrung in der geschlossenen Klinik. Also, alles wahr meine lieben Kinder.

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Kommentare zu diesem Text


 Martina (09.08.10)
So ein Text ist schwer zu kommentieren. Es ist so trostlos...man weiß nicht, was man sagen soll, weil alles eh falsch zu sein scheint....Erschütternd....Auf jeden Fall wollte ich kommentieren und mich nicht wortlos davon schleichen.
Liebe Grüße Tina.

 Dieter Wal (11.08.10)
Hallo S.,

finde diesen Text nicht wirklich trostlos. Wird ihn ihm doch beschrieben, dass die Ich-Erzählerin durch die Medikamente und Pflege in eine deutlich bessere seelische Verfassung gebracht werden konnte. Für mich ist es tröstlich, wenn ein Mensch in einer mehr oder weniger hoffnungslosen Lebenslage Hilfe erlangt. Freilich sind die ersten Tage und Wochen in solchen Kliniken schwierig. Aber waren sie es nicht bereits vor der Einlieferung? Therapieprogramme laufen in der Regel erst später an. Wie weit dem Patienten und ob ihm überhaupt effektiv geholfen werden kann, hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab. Gesundheit ist ein Wunder und kann auch nicht durch wissenschaftliche Medizin mit Vorhersagbarkeit zuverlässig erlangt werden. Wie gut, dass die Autorin einen Mitbewohner hatte, der handelte, als es soweit war und sie in eine solche Klinik begleitete.

Die Erzählung wirkt realistisch. Die beschriebenen Aggressionen gegen die Ärztin sind nachvollziehbar, da die Patientin fast nicht mehr schlafen konnte und "seelisch auf dem Zahnfleisch" ging. Dass die Küche kein schmackhafteres Frühstück bereithielt, ist schade, aber für den Leser entbehrlich. Würde die Rechtschreibung und Zeichensetzung nochmal überarbeiten. Sehr viele Fehler. Ansonsten, mir hat der Text gefallen.

Gruß
Dieter
(Kommentar korrigiert am 11.08.2010)

 ZornDerFinsternis (11.08.10)
Jeder, der noch irgendwie Gefühle in sich trägt...den zerreißt dieser Text bis aufs Allerletzte. Brutal schmerzend und so erschütternd.
Drück dich, Liebes.
Anni
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