Ich höre nichts

Innerer Monolog zum Thema Sinn/ Sinnlosigkeit

von  Jorge

Die Ruhe schmerzt in meinen Ohren.
Ich höre nichts von nah und fern.
Die Ohren scheinen zugefroren
und dabei höre ich so gern.

Selbst dieses Summen inn`rer Grillen
blieb letzte Tage einfach aus.
Gehöre ich nun zu den Stillen
und bleibt die Welt aus meinem Haus?

Kann denn ein Tauber nicht mehr sprechen,
nur weil sein Ohr nicht funktioniert?
Wenn alle meine Sinne brechen,
was bleibt, wenn so etwas passiert?

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Kommentare zu diesem Text

chichi† (80)
(22.08.10)
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 Jorge meinte dazu am 22.08.10:
Hallo Gerda, es muß tatsächlich furchtbar sein.
Ich hab mich einfach mal hineinversetzt in einen solchen Zustand.
Vielen Dank für die Empfehlung
LG Jorge
seelenliebe (52)
(22.08.10)
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 Jorge antwortete darauf am 22.08.10:
Deine Hoffnung ist berechtigt, liebe Anne (siehe Rekom bei Chichi)
Herzliche Grüße in deinen Abend
Jorge

 Momo (22.08.10)
Hallo Jorge,

vor einiger Zeit zog ich in ein Hochhaus in eine neue Wohnung, und da ging es mir so ähnlich. Ich saß in einem Zimmer und hatte das Gefühl, „Nichts“ zu hören. Das war ein sehr merkwürdiges Gefühl.

Deinem Monolog kann ich nachempfinden, besonders:

„Können die Tauben nicht mehr sprechen,
nur weil das Hören nicht funktioniert?“

ist eine tiefsinnige Frage.

Liebe Grüße, Momo

 Jorge schrieb daraufhin am 22.08.10:
Hallo Momo vielen Dank für die Empfehlung und deinen Kommentar.
Die von dir angemerkte Zeile werd ich zwar gleich aus metrischen Gründen ändern (vgl. Vorschläge von Isaban)
Liebe Grüße
Jorge

 Isaban (22.08.10)
Schau noch einmal nach der Metrik, lieber Jorge, manchmal fleißt sie ohne (aus dem Inhalt) erkennbaren Grund nicht so, wie sie könnte.
Ich ixe mal, dann siehst du, was ich meine, ok? Vielleicht könnte man ja auch die metrikgeschuldeten Inversionen und Füllsel gleich mit ausbaen.

Liebe Grüße,

Sabine

Die Ruhe schmerzt in meinen Ohren.
x Xx X x Xx Xx
Ich höre nichts von nah und fern.
x Xx X x X x X (zwei Ich-Anfänge hintereinander. Vielleicht "Nichts höre ich von Nah und fern"?)
Ich glaub die Ohr`n sind zugefroren,
x X x X x XxXx (Vielleicht "Die Ohren scheinen zugefroren"?)
dabei höre ich so gern.
Xx Xx X x X (EinzigerTtrochäus dieser Strophe. Hier ist der Metrikbruch ok zur Unterstreichung des Inhalts. Alternative wäre "und dabei höre ich so gern".)

Selbst dieses Summen innerer Grillen
x Xx Xx Xxx Xx (da brauchst du eine zweisilbige Alternative zum "innerer".)
das blieb seit gestern einfach aus.
x X x Xx Xx X ("das" ist ein Füllsel, vielleicht "blieb letzte Tage einfach aus"?)
Gehöre ich nun zu den Stillen
xXx X x X x Xx
und bleibt die Welt aus meinem Haus?
x X x X x Xx X

Können die Tauben nicht mehr sprechen,
Xx x Xx X x Xx (Vielleicht "Kann denn ein Tauber nicht mehr sprechen"?)
nur weil das Hören nicht funktioniert?
x X x Xx x XxX (oder x X x Xx X xxX, vielleicht "nur weil sein Ohr nicht finktioniert"? Dann passt die Melodie wegen der automatischen Zwischenbetonung wieder, die einsetzt, wenn drei normalerweise unbetonte Silben hintereinander auftreten.)
Wenn alle meine Sinne brechen,
x Xx Xx Xx Xx
leb ich dann weiter ungeniert?
x X x Xx XxX (hier wirkt das "ungeniert" etwas reimgeschuldet, passt nicht so recht ins Bild.)

 Jorge äußerte darauf am 22.08.10:
Hallo Sabine,
vielen Dank für die geixte Hilfestellung. Nur so kann ich mich weiter entwickeln.
Die beiden Ich-Anfänge müssen tatsächlich nicht sein.
Aus den inneren Grillen werd ich mal inn`ren Grillen machen.
Weder du noch Lala hatten dafür eine Substitution angeboten.
Auch dein Angebot für den Schluß werde ich zur Änderung berücksichtigen.
Das tatsächlich reimgeschuldete ungeniert habe ich mit der von dir weiter unten "passiert" Variante ausgetauscht.
Vielen Dank für die viele Arbeit, die du dir mit mir gemacht hast.
Mit herzlichen Grüßen
Jorge

 Isaban ergänzte dazu am 23.08.10:
Lieber Jorge, ganz ehrlich, ich freu mich über deine Antwort und über jeden, der Textkritik nicht mit einem Hyänenangriff verwechselt.

Liebe Grüße,

Sabine

 Jorge meinte dazu am 24.08.10:
Liebe Sabine, ich habe schon zu verschiedenen Gelegenheiten bemerkt, welche Mühe du dir mit Texten anderer machst. Das ist lobenswert und ich danke dir nochmals dafür.
Liebe Grüße,
Jorge
SigrunAl-Badri (50)
(22.08.10)
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 Jorge meinte dazu am 22.08.10:
Hallo Sigrun - mein Text entstand glücklicherweise nicht aus eigener Betroffenheit, sondern war tatsächlich nur ein fiktiver innerer Monolog.
Dir danke ich für deine Beschäftigung mit dem Text.
LG Jorge

 Lala (22.08.10)
Hallo Jorge,

eine interessante Frage. Faszinierte mich schon immer. An dem Gedicht solltest Du feilen, tiefer gehen, da steckt ganz viel drin.

Der Anfang: Die Ruhe schmerzt in meinen Ohren./
Ich höre nichts von nah und fern. – gefällt mir. Auch die zweite Strophe in Gänze, auch wenn die in meinen Ohren etwas holpert – was aber ncihts heißen will.

Die dritte gefällt mir im Abschluss Wenn alle meine Sinne brechen,/leb ich dann weiter ungeniert?

Wobei die Auflösung leider bei mir nicht ins Schwarze geht. Aber was anderes als ungeniert, fällt mir auch nicht ein. Ich denke an Solitair, Autismus oder eine Frage a la kann ich mich dann selbst noch hören, sehen, schmecken, riechen? Vielleicht sogar die Frage, ob das Zurückgeworfensein, das Abgeschnittene vielleicht erst das Ich so sternenklar offenbart, wie ein Nachthimmel in Sibirien wo kein Licht den Widerschein der Sterne überlagert? Sozusagen die Sehnsucht nicht mehr auf "Welt-Empfang" geeicht zu sein, sondern das Gegenteil davon: alle Schotten dicht. Das würde wahrscheinlich eine weitere Strophe erfordern.

Aber das Gedicht hat es mir schon angetan und wenn ich Deinen Avataren so vor den Schiffsmasten im Hafen sehe, dann passt das alles gut für mich zusammen.

Gruß

Lala

 Isaban meinte dazu am 22.08.10:
Vielleicht "bin ich dann gänzlich ich-fixiert?" oder "was bleibt, wenn so etwas passiert ?"?

Es gäbe noch ein paar andere spannende Reimendungen, z.B. orientiert, in/unfiltriert, ennerviert, garantiert, ausquartiert u.s.w.- oder schräge wie "ob mich dann irgendwer rasiert?" oder "bin ich ins Jenseits umquartiert." o.ä.

 Jorge meinte dazu am 22.08.10:
"Was bleibt, wenn so etwas passiert?"
Ist eine mir angenehme Alternative, die ich gerne benutze.
Vielen Dank Sabine und liebe Grüße
Jorge
@ Lala: auch dir ein freundliches Dankeschön für dein Bemühen, den Text runder zu gestalten. An einem solchen Zusammenwirken bin ich jederzeit interessiert.
(Antwort korrigiert am 22.08.2010)

 Lala meinte dazu am 23.08.10:
Hallo Jorge,

as liest sich schon viel besser und runder und die abschließende Frage finde ich jetzt auch viel besser, als mit dem ungeniert. Prima.

 Jorge meinte dazu am 24.08.10:
Hallo Lala: nochmals Danke!
JowennaHolunder (59)
(23.08.10)
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 Jorge meinte dazu am 24.08.10:
Darüber denke ich seit meiner Kindheit nach, liebe Wally.
Hab Dank für deinen Kommentar und die Empfehlung.
Herzliche Grüße,
Jorge
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