Filmrisse hinterlassen Narben, my dear.

Text zum Thema Verlassenheit

von  SunnySchwanbeck

Wir sind zu klein für unsere großen Rollen, und unsere Kostüme passen uns nicht. Mit Tequila und Schminke sitzen wir auf einer Bühne und faseln über Dinge die wir niemals ändern können, denn "die Dinge" sind wie sie sind, und wir sowieso.

„Menschen ändern sich nie, nur die Kulisse um sie herum, die Schauspieler, das Drehbuch.“ Wir sind betrunken genug um so zu reden und genug verletzt um es ernst zu nehmen. Ich drehe an meinen Locken rum und schaue ihm zu wie er in seinem Kopf seinen Text durchgeht, den Gesichtsausdruck sucht der meiner Rolle klarmacht dass es endgültig vorbei ist.
„Ich bin keine Hauptrolle mehr, wurde von der Bühne geworfen nach meinem dritten Fehler. Stehe hier und da so rum, als Nebenrolle die im letzten Akt erschossen wird. Als Souffleuse die dir hier und da den Auftritt rettet.“
Mein Gesicht liegt irgendwo unter einer Schicht von Make-up und den letzten Nächten. Nach meinen Sommersprossen suchend fährt sein Finger über meine Nase, er zittert. Ist sich nicht sicher ob er die nächste Szene schafft.
„Vielleicht ist es das falsche Stück, vielleicht verstehst du dich nicht mit dem Regisseur der dir sagt dass du improvisieren musst wenn dein Herz als Souffleuse aussetzt weil dein Romeo nicht dich küsst sondern die Nutte aus der Bar, die deinen Namen mit sich rum trägt.“
Er schluckt schwer und zieht die Brauen zusammen, sein Make-up-Gesicht bröckelt und weißes Puder rieselt zu unseren Füßen. Blackout.
„Du musst die Rolle leben um sie richtig auszufüllen, ansonsten hinterlässt du Lücken und machst Fehler. Fehler die dich zu lieben lernen, die mit dir eine Welt erschaffen hinter dem Vorhang und ohne Applaus. Fehler die dich dazu bringen deinen Text umzuschreiben. Fehler wie mich.“

Er schaut sich um, legt mir einen Finger auf die Lippen. Zeigt auf die Plätze vor uns.
„Sie erwarten die Show, den Herzschmerz, das Drama. Eine Drehbuch Änderung ist nicht vorgesehen, Improvisation ist etwas für das es keinen Applaus gibt.“
Ich wische mir mit dem Ärmel die Schminke vom Gesicht, streife das Kostüm ab, gehe hinter die Bühne und schaue mir das Stück an für dessen Hauptrolle ich nie geeignet war. Tosender Applaus, Blumensträuße die dem Schauspielerpaar zugeworfen werden. Langsam gehe ich mit meinem Text auf den Lippen zu den billigen Plätzen, wo die billigen Affären hingehören, schnappe mir den Dolch mit dem Julia sich umbringt, und schneide fein säuberlich mein Herz heraus, werfe es ihm vor die Füße und reiße mir ein Stück Vorhang ab um es mir um die Brust zu wickeln, während er hinter dem verschlissenen Vorhang verschwindet versuche ich seine leeren Versprechen mit warmen Armen zu füllen die sich um mich legen und bereit sind mir eine Hauptrolle in ihrem Stück zu geben.


Anmerkung von SunnySchwanbeck:

the show must go on, toulouse.

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Kommentare zu diesem Text

PerpetuumMobile (22)
(25.08.10)
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 Dieter_Rotmund (25.02.19)
Das Fehlen sehr vieler Kommata in diesem Text erschwert das Lesen erheblich.

 Dieter_Rotmund meinte dazu am 03.08.23 um 00:06:
Das ist fruchtbar.
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