Denk-Arbeit

Satire zum Thema Denken und Handeln

von  loslosch

Minus afficit sensus fatigatio quam cogitatio (Quintilian, 35 n. Cr. bis ~96 n. Chr.; Institutio oratoria). Die Ermüdung [aus einer Anstrengung] nimmt die Sinne weniger in Anspruch als das Denken. Oder: Anstrengungen empfinden wir als weniger ermüdend als das Denken.

Als der berühmte antike Rhetoriker dies niederschrieb, war er in eine Phase der Übermüdung eingetreten; denn hier formuliert er - wohl etwas unfreiwillig - einen trostreichen Gedanken für die Langsamdenker und Armen im Geiste. Man könnte die Sentenz auch etwas wohlwollender auslegen: Im Zustand spürbarer Ermüdung kannst du eher einen Baum fällen (sägenderweise, fast wie im Schlaf) als eine komplizierte Denkaufgabe lösen. Die Denkarbeit lässt sich auch, kostensparend für das marode Gesundheitswesen, als Tablettenersatz für Menschen mit Einschlafproblemen instrumentalisieren. Schnapp dir ein Buch vor dem Schlafengehen. Beim Lesen fallen dir dann schnell die Äuglein zu. Diesmal auch? Ach so, schon eingeschlafen.

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Kommentare zu diesem Text


 Janoschkus (07.09.10)
boah, ja, ich bin echt müde und denken strengt fast an um diese urzeit. ich denk aber insgesamt ziemlich viel den ganzen tag, vielleicht krieg ich darum, abgesehen davon, nicht allzu viel zu stande. :D und vielleicht mag ich deswegen den fußball, weil es mir da gelingt komplett den denkapparat auf leerlauf zu stellen. :)
bücher machen wirklich müde, aber mich sogar tagsüber und immer und überall. ich lese sehr wenig. aber gedichte gehen! da gibt es mehr etappen und man ist nicht gezwungen lange am stück durchzuhalten. da geht einem wirklich die power aus und ich könnte bäume zersägen. ;)
gruß janosch

 loslosch meinte dazu am 07.09.10:
Klar strengt das an - zu dieser urigen Zeit. Beim Lesen von Gedichten wird Jan nie müde, weil er als Experte dann stets auf Fehlersuche geht. Lothar

 Sylvia (07.09.10)
Huhu Lothar,

eine kleine Anmerkung:

beim Lesen fallen mir die Äuglein zu, weil sie erschöpft von den Buchstaben und Wörtern sind. Also auch eine Anstrengung, die mich ermüden lässt. Das heißt aber nicht, dass ich sofort einschlafen kann, wenn mein bißchen Denkapparat noch was zum Denken findet. schmunzel*

gerne gelesen
lieben Gruß
Sylvia

 loslosch antwortete darauf am 07.09.10:
Wenn einer Wechstaben verbuchselt, kann das einen auch beim Lesen wach halten. Es darf aber nicht zu oft passieren. :) Lothar

 Didi.Costaire (07.09.10)
Die Quote der "Arbeitsunfälle" bei Denkarbeit ist wesentlich höher als an der Kettensäge. Auch eine Folge von Quintilians Erkenntnis.
Ein guter Text, Lothar, den ich allerdings bis zum Schluss gelesen habe.
LG, Dirk

 loslosch schrieb daraufhin am 07.09.10:
... Die Quote der "Arbeitsunfälle" bei Denkarbeit ist wesentlich höher als an der Kettensäge ...

Dieser Satz ist so hundsgemein. Zum Glück versteht ihn nicht jeder, nur MEINE Leserinnen und Leser. Lothar

 Emotionsbündel äußerte darauf am 07.09.10:
Man denke z.B. an Denker, die bei ihrer Denkarbeit den Kopf auf die Hand stützen. Da kann man schon tief fallen, wenn der mal abrutscht
Liebe Grüße, Judith

 loslosch ergänzte dazu am 07.09.10:
Dürfte nicht der/die Ellbogen - statistisch gesehen - häufiger abrutschen? Lo

 Emotionsbündel meinte dazu am 07.09.10:
Mag sein, Lothar.
Sicher hängt das auch mit der (Un)Geschicklichkeit des Denkers zusammen, was ggf. abrutscht

 Didi.Costaire meinte dazu am 07.09.10:
Gut ist, dass die Unfälle leichter zu verschmerzen sind. Außer wenn der Oberförster anfängt, zu denken.

 loslosch meinte dazu am 07.09.10:
... zu denken und zu reimen. Manchmal gelingts ihm:

Der Wald hat nickende Fichten.
Frau Wirtin hat ... Nichten.

Unter einer Fichtenwurzel
sah ich einen Wichtel furzen.

Der Oberförster in Hochform: doppelt geschüttelt, f/w und en/el. Lo
inua (36)
(08.09.10)
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 loslosch meinte dazu am 08.09.10:
Was habt Ihr überlegt? Ach so, vom Denken etwas müde geworden und einen starken Mocca nachbestellt. Lothar
elvis1951 (59)
(09.09.10)
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 loslosch meinte dazu am 09.09.10:
... in schola esse iuvat ... Aus dem Alter bin ich tausend Jahre raus, Klaus. Mein Jüngster unterrichtet, in einigen Klassen machts Spaß, in anderen ists grauslich. Lo
(Antwort korrigiert am 09.09.2010)
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